US-Aktien Niedrige Lohnkosten pushen die Börse

Die Löhne in den USA steigen schneller als in anderen Teilen der Welt. Das trifft einige Aktien hart, Konzerne mit niedrigen Lohnkosten können aber profitieren. Wer gewinnt, wer verliert?

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Lohnsteigerungen in den USA. Quelle: Bloomberg

Was lange währt, wird endlich gut, sagt der Volksmund. Für die Arbeitnehmer in den USA währte das Warten auf eine reale Gehaltserhöhung ziemlich lang: Die Inflation gegengerechnet, hatten die meisten seit den Siebzigern immer weniger in der Tasche. Das aber ändert sich seit Kurzem; während die Lohnkosten steigen (siehe Grafik), liegt die Inflation am Boden. Und der reale Lohnanstieg dürfte sich fortsetzen, wenn nicht gar beschleunigen, meinen Ökonomen. Die gute Nachricht für Arbeitnehmer wird allerdings auf Kosten einiger Unternehmensgewinne gehen und die Aktien von Firmen mit hohen Lohnkosten unter Druck bringen.

Dass die Löhne wieder steigen werden, steht für die meisten Volkswirte fest. Anfang dieses Monats gab die US-Regierung bekannt, dass die Stundenlöhne im Mai um 2,5 Prozent höher waren als ein Jahr zuvor. Eine Reihe von Unternehmen hat höhere Lohnabschlüsse mit ihren gewerkschaftlich organisierten Mitarbeitern vereinbart, so wie zuletzt die Kaufhauskette Macy’s.

Die meisten Umfragen deuten ebenfalls auf Lohnsteigerungen hin, so etwa eine Untersuchung des US-Kleinunternehmensverbandes National Federation of Independent Business. Selbst ein etwas langsameres Beschäftigungswachstum wird die Löhne nicht niedrig halten, meint der Wirtschaftsexperte Don Rissmiller von Strategas Research Partners. Denn die Gehälter sind typischerweise ein spätzyklischer Faktor: Das heißt, sie laufen der Geschäftsentwicklung um zwei oder drei Quartale hinterher.

Die schwärzesten Tage der Börsengeschichte
19. Oktober 1987 – der „Schwarze Montag” Quelle: dpa
16. Oktober 1989 – der Dax-Absturz Quelle: AP
23. Mai 1995 – die Asien-Krise Quelle: REUTERS
6. Oktober 2008 – das Lehman-Beben Quelle: dpa
Griechische Flagge Quelle: dpa
24. August 2015 – ein neuer China-Crash Quelle: dpa
07. Januar 2016 – und wieder ein Drachen-Kursbeben Quelle: dpa

Im Mai wurde in den USA ein Beschäftigungswachstum von nur 38.000 Jobs verzeichnet, doch das ist für die zweite Hälfte einer Aufschwungsphase typisch: Bei niedriger Arbeitslosigkeit beginnen die Löhne zu steigen, die Unternehmen stellen weniger neue Arbeitskräfte ein. „Wir gehen jetzt in die Spätphase des aktuellen Konjunkturzyklus“, so Rissmiller, „von jetzt an werden die Löhne weiter steigen.“

Index der US-Arbeitskosten (ohne Landwirtschaft) seit 2006, in Punkten. Für eine detaillierte Ansicht bitte auf die Grafik klicken.

Die Lohnkosten sind sehr unterschiedlich

Doch mehr Geld für die Mitarbeiter bedeutet in der Regel: weniger für die Aktionäre. Davon sind besonders arbeitsintensive Firmen betroffen, bei denen die Lohnkosten einen größeren Teil des Umsatzes verschlingen – und auf die Gewinnmargen drücken. Durch Investments in effiziente Unternehmen kann man als Anleger den negativen Folgen des Lohndrucks zumindest die Spitze nehmen. Unter günstigen Rahmenbedingungen werden Lohnzuwächse durch steigende Produktivität kompensiert und drücken kaum auf die Unternehmensgewinne. Das passierte Ende der Neunzigerjahre in der IT-Branche. In anderen Branchen aber lässt sich der Lohnzuwachs kaum mit Produktivitätssteigerung kompensieren.

Leider ist das momentan in den meisten US-Unternehmen der Fall. In den vergangenen zwölf Monaten ist die Produktivität um gerade einmal 0,7 Prozent gestiegen. „Die Produktivität ist derzeit keine Hilfe, die Löhne tun weh“, sagt Dubravko Lakos-Bujas, Strategieexperte bei JP Morgan. Laut Lakos-Bujas lässt sich der Unterschied zwischen Unternehmen, die unter Lohnzuwächsen leiden, und jenen, die relativ immun sind, an drei wesentlichen Merkmalen festmachen. Arbeitsintensive Unternehmen mit relativ niedrigen Umsätzen je Mitarbeiter sind stärker betroffen. Firmen mit geringeren Nettogewinnmargen – ein Indikator für mangelnde Preismacht – leiden ebenfalls mehr unter dem Effekt als margenstärkere Betriebe; und kleine Firmen sind gegenüber großen im Nachteil, weil sie keine Einsparungen über Skaleneffekte erzielen können.

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