US-Notenbank Fed Bondkauf-Stopp kein Drama

Auch wenn die US-Notenbank ihre dritte Anleihen-Kaufrunde beendet – die Wirtschaft dürfte weiterhin von der positiven Wirkung profitieren. Denn einen Schrumpfkurs der Fed-Rekordbilanz wird es nicht geben.

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Die US-Notenbank Fed will an ihrer Rekordbilanz von 3,53 Billionen Euro festhalten. Quelle: dpa

Washington D.C. Die quantitative Lockerung (QE) der US-Notenbank dürfte auch nach ihrer Beendigung noch positiver Nachwirkungen für die amerikanische Wirtschaft haben. Während die Federal Reserve den Abschluss ihrer dritten Kaufrunde von Anleihen in dieser Woche vorbereitet, plant sie auch, an ihrer Rekordbilanz von 4,48 Billionen Dollar (3,53 Billionen Euro) festzuhalten. Diese Summe hat sie seit Beginn des ersten Kaufprogramms im November 2008 angehäuft.

Das wird die Kreditkosten weiterhin im Zaum halten und dabei helfen, die Inflation dem Fed-Zielwert anzunähern. Es wird auch eine fünf Jahre währende Expansion unterstützen, die wegen der Unruhen im Nahen Osten und des abflauenden Wachstums in Europa und China derzeit Gegenwind aus dem Ausland ausgesetzt ist.

Wenn die Fed die Anleihen in ihrer Bilanz belässt, begrenzt dies das Angebot der an den öffentlichen Märkten gehandelten Papiere, so dass die Kurse höher und die Renditen niedriger als andernfalls wären. Das sorgt für positive Impulse für die Wirtschaft, ähnlich wie eine Senkung des Fed-Leitzinses, erklärt Michael Gapen, leitender US-Ökonom bei Barclays und ehemals Bereichsleiter für Geldpolitik und Finanzmarktanalyse im Fed-Board.

„Wird daran festgehalten, wird das die Wirtschaft weiterhin stützen”, sagt Gapen. „Die Botschaft der Fed ist: Wir glauben, dass wir genug getan haben, um Dynamik herzustellen, und die Wirtschaft auf Kurs zu halten. Jetzt werden wir abwarten und sehen, wie sich die Dinge entwickeln.”

Der Offenmarktausschuss (FOMC) will seine Käufe von Treasuries und Hypothekenanleihen bei der Sitzung am 28. und 29. Oktober einstellen, wie aus dem Protokoll des letzten Treffens hervorging. Fed-Chefin Janet Yellen hat sich die Option offen gehalten, die Multi-Billionen-Bilanz noch über Jahre hinweg zu halten.


Bilanzsumme bis Ende des Jahrzehnts hoch

Die Entscheidung, wann die Reinvestition auslaufender Anleihen aus dem Bestand ende, hänge von der Lage am Finanzmarkt und dem Wirtschaftsausblick ab, hatte Yellen im vergangenen Monat auf ihrer Pressekonferenz gesagt. Die Rückführung der Bilanzsumme auf ein historisch betrachtet normales Niveau könne „bis zum Ende des Jahrzehnts” dauern, sagte sie.

Zehnjährige Treasuries rentierten am Dienstag bei 2,25 Prozent, verglichen mit 3,03 Prozent Ende des vergangenen Jahres. Mitte 2012 war die Rendite dieser Papiere auf das Rekordtief von 1,39 Prozent gefallen. Seit Beginn der ersten QE-Runde im November 2008 ergab sich im Schnitt eine Rendite von 2,65 Prozent, während sie zwischen 1962 und dem QE- Start bei durchschnittlich 6,95 Prozent gelegen hatte.

Der Durchschnittssatz bei 30-jährigen Festhypotheken belief sich in der vergangenen Woche auf 3,92 Prozent und befand sich damit noch immer in der Nähe des Rekordtiefs von 3,31 Prozent vom November 2012, zeigten Daten von Freddie Mac.

In der Fed-Bilanz befinden sich unter anderem die Anleihen aus allen drei QE-Kaufrunden der US-Notenbank. Im Rahmen der ersten beiden Kaufprogramme wurden bis Ende Juni 2011 Papiere im Wert von insgesamt 2,3 Billionen Dollar erworben.

Die dritte Runde, die im September 2012 angekündigt worden war, wurde im Gegensatz zu ihren Vorgängern unbefristet angelegt: Es gab keine Obergrenze für das Kaufvolumen und kein Zieldatum für eine Einstellung des Programms. Das FOMC teilte lediglich mit, monatlich 85 Milliarden Dollar an Anleihen zu kaufen, bis sich die Lage am US-Arbeitsmarkt „wesentlich” verbessert habe.


Flexibilität ermöglicht Impulse durch die Fed

Die Flexibilität ermöglichte es der Fed, weiterhin konjunkturelle Impulse zu setzen, bis sie ihr avisiertes Ziel erreicht hat”, sagt Laura Rosner, US-Ökonomin von BNP Paribas und ehemals Wissenschaftlerin bei der New York Fed. „Das war der Grund dafür, das das letzte effektiv war.”

Die Arbeitslosenquote lag zu Beginn von QE3 unter Fed-Chef Ben S. Bernanke bei 8,1 Prozent, und die Währungshüter sagten voraus, dass die Quote bis Ende 2015 auf sechs Prozent bis 6,8 Prozent fallen werde. Mittlerweile liegt die Arbeitslosenquote bei 5,9 Prozent – nicht mehr weit von der Definition von Vollbeschäftigung der meisten Währungshüter entfernt.

Das FOMC begann mit der Drosselung der monatlichen Ankäufe im Dezember 2013; damals wurde das Volumen um zehn Milliarden Dollar verringert. Es folgten sechs weitere im selben Umfang bei jeder folgenden Sitzung. Aktuell kauft die US-Notenbank noch zehn Mrd. Dollar an Treasuries und fünf Milliarden Dollar an Hypothekenanleihen pro Monat auf.

In dieser Woche dürften das Ende von QE3 angekündigt werden. Doch die Reinvestition der fällig werdenden Anleihen dürfte laut einer separaten Mitteilung von der letzten FOMC- Sitzung erst dann eingestellt werden, wenn die Fed in einen Straffungszyklus übergeht – was die meisten Währungshüter für 2015 erwarten.

Wenn die Fed an diesen Wertpapieren festhalte, „wird das weiterhin einen gewissen Abwärtsdruck auf die Sätze ausüben – im Vergleich dazu wo sie wären, wenn die Fed sie nicht in ihrer Bilanz hätte”, sagt Josh Feinman, Chefökonom bei Deutsche Asset & Wealth Management und früher leitender Volkswirt bei der US-Notenbank. „Das ist ein Faktor, der meiner Meinung nach nachklingen wird.”

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