Venture Capital Den Kuchen für Uber – die Krümel für uns

Deutschland ist beim Risikokapital ein Zwerg. Wie riesig die Lücke gegenüber dem Silicon Valley und China wirklich ist, zeigt jetzt eine neue Analyse. Dabei rückt der US-Fahrdienst Uber als Maßstab in den Fokus.

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Uber-Chef Travis Kalanick auf dem World Economic Forum in Tianjin: So viel Risikokapital wie alle deutschen Start-ups zusammen Quelle: Reuters

Frankfurt Eine Milliarde Dollar ist dem amerikanischen Fahrdienst Uber quasi im Vorbeigehen zugesteckt worden – sozusagen als Nebeneffekt der Fusion seines chinesischen Geschäfts mit dem Konkurrenten Didi Chuxing. Denn der chinesische Rivale hat im Zuge der Transaktion laut der Nachrichtenagentur Bloomberg 1000 Millionen Dollar in Uber investiert und dafür eine Minderheitsbeteiligung erhalten. Auch wenn diese Geldspritze kein Risikokapital im engen Sinne ist, so ist Uber dennoch ein gravierendes Beispiel dafür, wie riesig die Unterschiede zwischen dem deutschen Markt für Risikokapital und dem im kalifornischen Silicon Valley mittlerweile sind.

Laut einer Analyse von Barkow Consulting hat Uber allein im bisherigen Jahresverlauf schon 7,85 Milliarden Dollar an Wagniskapital eingesammelt – alle deutschen Start-ups kommen demnach zusammen auf gerade einmal 917 Millionen Dollar. „Im Venture-Capital-Bereich werden die Finanzierungsrunden in den USA immer größer, der Abstand zu Deutschland wächst“, erläutert Geschäftsführer Peter Barkow. Zwar habe man hier zu Lande aufholen können, aber man wachse von einer relativ kleinen Basis aus. Die Geldgeber würden bei ihren Investments stets die drei Themen Produkt, Managementteam sowie Marktgröße ins Kalkül ziehen, und da sei der deutsche Markt nun einmal relativ klein, ergänzt Barkow.

Mehr als alle deutschen Jungunternehmen seit 2005

Auch in der Langfristbetrachtung kommt man zu einer ernüchternden Bilanz. Uber hat demnach seit 2014 die sagenhafte Summe von 16,3 Milliarden Dollar an Startkapital eingestrichen. Das ist mehr, als alle deutschen Jungunternehmer seit 2005 von ihren Investoren erhalten haben.

Zwar gab es im Herbst vergangenen Jahres und auch noch zu Beginn 2016 vor allem in den USA eine intensive Diskussion darüber, ob denn die hohe Bewertungen von Uber und anderer aufstrebenden Stars wie Snapchat oder AirBnB überhaupt gerechtfertigt seien. Doch in jüngster Zeit sind die Sorgenfalten wieder geglättet worden, in den USA herrscht wieder Optimismus.

Laut dem Branchendienst Palico haben die Risiko-Kapitalgeber in der ersten Jahreshälfte 2016 insgesamt 40 Milliarden Dollar in amerikanische Start-ups investiert. Damit steuern sie erneut auf Rekordkurs, nachdem 2015 ein „Allzeithoch“ von 79 Milliarden Dollar erreicht worden war. Davon profitierten vor allem die sogenannten Einhörner. So bezeichnet man junge Firmen, deren Marktwert schon vor einem Börsengang bei mindestens einer Milliarde Dollar liegt.

Man verfolge eben nicht das Gießkannenprinzip, sondern setze auf diejenigen Firmen, die sich an die Spitze einer Branche durchboxten. Außerdem, so hat Berater Barkow beobachtet, würden „Initial Public Offerings“ - kurz IPOs - eindeutig länger hinausgeschoben, um nicht zu früh die umfassenden Berichtspflichten erfüllen zu müssen. Uber wäre jedenfalls ein Schwergewicht für einen Börsengang - die Bewertung liegt jetzt schon bei 68 Milliarden Dollar.

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