Verkaufswelle US-Insider stoßen massiv Aktien ab

Die Manager von US-Unternehmen haben so viele Aktien verkauft wie seit langem nicht mehr. Das zeigen aktuelle Daten. Gleichzeitig steigen wieder mehr Privatanleger in den Markt ein. Wissen die Insider mehr?

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Insider-Verkäufe verheißen nichts Gutes für die Börse. Quelle: ap

US-Manager haben so viele Aktien verkauft wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das ist kein gutes Zeichen. Die Insider glauben offenbar nicht mehr daran, dass die Kurse ihrer Unternehmen steigen.

In den vergangenen drei Monaten kamen auf jeden Kauf durch Unternehmensinsider insgesamt zwölf Verkäufe bei Unternehmen aus dem S&P500. Das ist die höchste Quote seit Januar 2011, wie Daten von Bloomberg und Pavilion Global Markets zeigen.

Das Tempo des Ausverkaufs nahm zuletzt noch zu. Vom 11. Februar bis zum 15. Februar verkauften Insider bei 153 Unternehmen aus dem S&P500. Auf eine Kaufmitteilung kamen 17 Verkaufsmitteilungen.

Auf solche Verkaufswellen folgte in der Vergangenheit oft ein Rückgang am Aktienmarkt. Die Aktionen der Unternehmensinsider, zum Besispiel Vorstände oder Chairmen, gelten als Frühindikator. Dass die Verkäufe überwiegen, ist zwar nicht ungewöhnlich. Schließlich werden viele Manager von ihrer Firma in Aktienoptionen bezahlt, die sie anschließend abstoßen. Normalerweise liegt das Verhältnis zwischen Verkäufen und Käufen aber im Schnitt bei fünf zu eins.

Wann immer der Wert in der Vergangenheit über elf stieg, folgte in den nächsten sechs Monaten ein Rutsch von durchschnittlich rund sechs Prozent im S&P 500. Im Zeitraum von April bis Oktober 2011 brach der Index gar um 19 Prozent ein.

Den mit über 65 Millionen Dollar größten Aktienverkauf in der Woche tätigte Larry Page (39) der Vorstandschef von Google. Zudem kündigte Google-Chairman Eric Schmidt (57) an, künftig bis zu 3,2 Millionen Google-Aktien zu verkaufen. Das entspricht einem Wert von rund 2,5 Milliarden Dollar. Wie das Unternehmen in einer Pflichtmeldung an die Börsenaufsicht SEC mitteilte, soll der Verkauf „zur Diversifizierung des persönlichen Vermögens und zur Liquiditätsbeschaffung“ dienen.
„Insider kaufen nicht in die derzeitige Rally hinein“, schrieb Pierre Lapointe, Leiter Globale Strategie bei Pavilion Global Markets, in einer Analyse. „Die jüngsten Kursgewinne sind für sie Anlass gewesen, zu verkaufen.“ Die Sorge vor einem drohenden Einbruch an den Märkten teilte der Experte jedoch nicht. „Insidertransaktionen bewegen die Märkte nicht. Das tun große Kapitalzuflüsse”, schrieb Lapointe. Er geht davon aus, dass der Markt kurzfristig durch Privatanleger gestützt wird, die Geld in die Aktien stecken.


Rückschlag? Wahrscheinlich

Im Januar haben Anleger 37 Milliarde Dollar in Aktienfonds gepumpt - so viel wie zuletzt 2004, zeigen Schätzungen des Investment Company Institute in Washington. Zuvor waren seit dem Tiefpunkt am Aktienmarkt im März 2009 fast 300 Milliarden Dollar abgezogen worden.

Auch Damon Vickers, als Chief Investment Officer für die Kapitalanlagen bei Damon Vickers verantwortlich, ist der Meinung, dass die Verkäufe nicht Ende der Aktienrally signalisierten. Vielmehr würden alternde Manager und Aufsichtsratsmitglieder nach einer vierjährigen Kursrally nun vor ihrer Pensionierung Gewinne mitnehmen.

„Viele von diesen Managern im mittleren Alter mussten rund 13 Jahre warten, bis sie bei ihren Kapitalanlagen Licht am Ende des Tunnels gesehen haben“, sagte Vickers in einem Telefoninterview mit Bloomberg News. „Sie mussten eine enorme Volatilität durchstehen. Und wenn jemand 61 Jahre alt ist, und sein Vermögen steckt größtenteils in den Aktien seines Unternehmens, dann könnte er geneigt sein, einen Teil davon zu Geld zu machen - allein unter dem Gesichtspunkt der nahenden Pensionierung“, erläuterte er.

Ein hoher Anteil von Insiderverkäufen tritt tendenziell immer gegen Ende einer Berichtsperiode auf, da die Manager Aktien vor der Ergebnisvorlage nicht kaufen oder verkaufen dürfen, wie Ben Silverman, Direktor der Analyse bei InsiderScore.com, erläutert. Auch das Freiwerden von verfügungsbeschränkten Aktien aus Gratifikationen zum Jahresanfang dürfte zu der Verkaufswelle beigetragen haben, ergänzt Silverman.

Philip Orlando, Chef-Aktienstratege bei Federated Investors in New York meint, ein Rückschlag am Aktienmarkt sei ohnehin zu erwarten. „Wir hatten einen fabelhaften Start ins Jahr. Ist irgendwann in den nächsten ein oder zwei Monaten ein Rückschlag zu erwarten? Die Antwort lautet wahrscheinlich: Ja.“

Aktuell notiert der S&P500 nur wenige Prozentpunkte unter seinem Allzeithoch von Oktober 2007.

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