Frankfur Nicht Weltmeister, aber immerhin Bronze: Die Zahl der Millionäre ist in Deutschland im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf knapp 1,2 Millionen gestiegen. Das reichte für den dritten Platz hinter den USA und Japan. Mächtig aufgeholt haben die Chinesen, die auf Rang vier stehen mit gut einer Million Menschen, die ein anlagefähiges Vermögen von über einer Million Dollar haben. Das geht aus dem jüngsten „World Wealth Report“ der Beratungsfirma Cap Gemini hervor.
Selbstgenutzte Immobilien und Kunstsammlungen bleiben in dieser Berechnung außen vor – die Zahlen sind also eher konservativ gerechnet. Weltweit gab es 2015 rund 15,4 Millionen Millionäre, die ein Vermögen von 58,7 Billionen Dollar unter sich aufteilten. Seit 1996 hat sich das Vermögen dieser „High Net Worth Individuals“ – kurz HNWI – vervierfacht.
Hält der Trend an, dann wird das Vermögen bis zum Jahr 2025 auf nur schwer vorstellbare 100 Billionen Dollar anschwellen. Die Musik spielt dabei wahrscheinlich auch in der kommenden Dekade im asiatisch-pazifischen Raum, vor allem in China und Japan. Zurückgefallen ist Lateinamerika. Hier macht sich die wirtschaftliche Krise in Brasilien bemerkbar.
Im Gegensatz zu den Durchschnittsbürgern setzen die reichen Investoren nicht auf das klassische Sparbuch. „Millionäre sind besser informiert über Trends in der Geldanlage als der Normalverdiener“, sagt Klaus-Georg Meyer, Vice President bei Cap Gemini. Die Verteilung des Vermögens zeige auch wieder einen wachsenden Appetit auf Risiko – was in der Nullzins-Ära der Europäischen Zentralbank auch kein Wunder ist.
Gut 26 Prozent ihres Vermögens stecken die reichen Deutschen in Aktien, 22 Prozent in fremdgenutzte Immobilien oder sonstiges Betongold, 19,5 Prozent in Cash und fast 17 Prozent in Zinspapiere. Stark im Kommen sind sogenannte „Alternative Investments” mit 15,3 Prozent, dahinter verbergen sich Unternehmensbeteiligungen (Private Equity), Hedgefonds, Fremdwährungen und Rohstoffe.
Im Vergleich zu den globalen Zahlen zeigen sich die Deutschen eine deutlich ausgeprägte Vorliebe für Immobilien, dafür setzt man weltweit noch stärker auf Anleihen. In Deutschland sind die Anleger bei gegen Null tendierenden Zinsen zwar kaum bereit, sich längerfristig an festverzinsliche Anlagen zu binden. „Da die traditionell eher risikoscheuen Privatanleger aber auch Aktien und andere Anlagen, die größeren Wertschwankungen ausgesetzt sind, meiden, wird ein Großteil der Anlagemittel in Sichteinlagen zwischengeparkt“, hat das Research der DZ Bank analysiert. Damit schneiden sie in der Regel schlechter ab als die risikofreudigeren Millionäre. Allerdings dürfte es auch viele Haushalte geben, die kaum Spielgeld zur Verfügung haben, um an der Börse zu spekulieren.
Noch nicht ganz auf der Höhe der Zeit sind die Vermögensverwalter für die First-Class-Kunden, wenn es um die Möglichkeiten des Internets geht. Immerhin gut zwei Drittel der Millionäre können sich vorstellen, dass ein Teil ihres Vermögens von einem Robo-Advisor gemanagt wird, unter den Vermögensverwaltern glauben dagegen nur 30 Prozent, dass es diese Bereitschaft bei den Kunden gibt. „Die Vermögensverwalter müssen aufpassen, dass sie den Zug nicht verpassen”, glaubt Cap Gemini-Manager Meyer. Schon mehr als die Hälfte der Millionäre tauscht sich wöchentlich oder monatlich in Foren und Communities im Netz über Vermögensfragen aus – Tendenz steigend.