Vermögensreport Von den Superreichen leiden nur die Briten

Vor allem der Verfall des britischen Pfunds und der Rutsch der Immobilienpreise zehrt am Geld der Briten. Doch der Absturz der britischen Millionäre ist nur eine Erkenntnis des Vermögensreports der Bank Credit Suisse.

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Frankfurt 1,5 Billionen Dollar. So viel hat das hat die Briten das Brexit-Votum allein bis Ende Juni gekostet. Der Verfall des Pfunds und der weltweiten Aktienmärkte nach dem Votum der Briten gegen die Europäische Union machte die privaten Haushalte in Großbritannien deutlich ärmer. Das hat die schweizerische Großbank Credit Suisse in ihrem aktuellen „Global Wealth Report“ ausgerechnet.

„Bei den Brexit-Folgen denkt man meistens an das Bruttoinlandsprodukt, aber auch die Folgen für das Vermögen der Privathaushalte muss man im Auge behalten“, meint dazu Michael O’Sullivan, Chefanlagestratege für das internationale Wealth Management bei der Credit Suisse. Das Vermögen pro Erwachsenem sei innerhalb von zwölf Monaten bis Ende Juni 2016 um 33.000 auf 289.000 Dollar gefallen. Und: „406.000 Menschen in Großbritannien sind – in Dollar gemessen - keine Millionäre mehr.“

Dies muss einen nicht unbedingt in Mitleid für die „armen Reichen“ verfallen lassen, aber: „Sowohl der Ausblick für die Wirtschaft, als auch die Folgen für den Wohlstand der Briten sind sehr unsicher“, meint O’Sullivan. Dabei ist es nicht nur der Pfund-Verfall zum Dollar von gut 15 Prozent in diesem Jahr, der die Briten ärmer macht. Auch die Verluste der weltweiten Aktienmärkte bis zum Sommer und vor allem der Rutsch der Hauspreise in Großbritannien von mehr als 15 Prozent zehren an den Vermögen.

Insgesamt besitzen die privaten Haushalte in Großbritannien ein Vermögen von 14 Billionen Dollar. Fast fünf Prozent der Briten haben trotz des Rückgangs immer noch eine Million Dollar und mehr. Damit liegt Großbritannien auf dem dritten Platz der Länder mit den meisten Millionären. Weltweit gibt es laut Credit Suisse insgesamt rund 33 Millionen Millionäre – das entspricht einem Anstieg von knapp 1,8 Prozent binnen eines Jahres. Sieben Prozent davon kommen aus Großbritannien.

Die meisten Millionäre gibt es – wenig überraschend – mit 41 Prozent aus den USA. Dahinter folgt Japan mit einem Anteil von neun Prozent der weltweiten Millionäre. Deutschland, Frankreich und China teilen sich den vierten Platz und stellen jeweils fünf Prozent. In Deutschland erhöhte sich die Zahl der Millionäre dabei um sogar 2,8 Prozent auf rund 1,6 Millionen.

Dabei nimmt die Ungleichheit weiter zu. Die weltweit 33 Millionen Millionäre machen weniger als ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung aus – besitzen aber 46 Prozent des Vermögens. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich somit weiter – ein Trend, der sich seit Jahren beobachten lässt. Und dieser Trend bezieht sich gar nicht einmal auf die Millionäre.


Die Lage der Super-Reichen

Gemessen wird die Vermögensungleichheit stattdessen am Anteil des reichsten Prozents und der reichsten zehn Prozent der Erwachsenen im Vergleich zur übrigen Weltbevölkerung. Während die untere Hälfte gemeinsam weniger als ein Prozent des Gesamtvermögens besitzt, gehören 89 Prozent des weltweiten Vermögens laut Credit Suisse den wohlhabendsten zehn Prozent.

Auch nach Ländern betrachtet ist der Reichtum nach wie vor sehr ungleich verteilt. Lateinamerika zum Beispiel hat einen Anteil von acht Prozent an der Weltbevölkerung, aber nur drei Prozent der globalen Vermögen liegt in Lateinamerika. China hat einen Anteil von 21 Prozent an der Weltbevölkerung, aber nur von neun Prozent am globalen Privatvermögen. Immerhin holt gerade China auf: Im Jahr 2000 hatten Chinas Haushalt nur einen Anteil von vier Prozent am globalen Vermögen.

Auf die erwachsene Weltbevölkerung insgesamt heruntergerechnet ist zwar der weltweite Wohlstand gestiegen, aber nicht mehr so deutlich wie in den vergangenen Jahren. Das weltweite Gesamtvermögen stieg laut UBS in diesem Jahr um bislang um „nur“ 1,4 Prozent beziehungsweise 3,5 Billionen auf 256 Billionen Dollar. Das deckt sich mehr oder weniger genau mit dem Anstieg der Weltbevölkerung. Das bedeutet: Das Durchschnittsvermögen pro Erwachsenem blieb statistisch mit 52.800 Dollar gegenüber dem Vorjahr unverändert.

Das Durchschnittsvermögen ist aber natürlich nur eine rein rechnerische Größe. Denn es fließen natürlich die Vermögen der Reichen und der Super-Reichen ein. Zu den Super-Reichen zählen diejenigen, die mindestens 50 Millionen Dollar besitzen. Zu den Super-Reichen, die diskret „Ultra High Net Worth Individuals“ genannt werden, gehören laut Credit Suisse weltweit 140.900 Erwachsene.

Aus Deutschland kamen davon fünf Prozent. Das Land belegt damit Rang drei in der Liste. Aus China kommen als Rang zwei acht Prozent der Super-Reichen. Damit liegen der zweite und dritte Platz aber extrem deutlich hinter dem Land mit den meisten extrem Wohlhabenden: 52 Prozent der „Ultra High Net Worth Individuals sind in den USA zu Hause.

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