Vermögensverwalter Blackrock findet Regulierung teilweise überzogen

Blackrock ist mit fünf Billionen Dollar der weltgrößte Vermögensverwalter. Seine Einschätzungen zählen. Jetzt skizzierte Friedrich Merz, Aufsichtsratschef der deutschen Tochter, wo man sich zukünftig einmischen will.

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Der Aufsichtsratschef des US-Vermögensverwalters will nicht mehr ganz so leise auftreten. Quelle: dpa

Frankfurt Der mächtige und diskret auftretende US-amerikanische Vermögensverwalter Blackrock hält die Welle an neuen Vorschriften und Auflagen seit der Finanzkrise 2008 zumindest teilweise für überzogen. Man müsse eine Diskussion führen, ob die regulatorischen Auflagen mittlerweile zu viel geworden sind, sagte der Aufsichtsratschef der deutschen Tochter, Friedrich Merz, am Dienstagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Er plädierte dafür, in der Regulierung einen „vernünftigen Mittelweg“ zu finden, es fehle derzeit die Balance. US-Präsident Donald Trump hat mehrfach angekündigt, dass er die Gesetze in Amerika wieder entschärfen will. Branchenbeobachter glauben, dass dann die europäischen und deutschen Institute im internationalen Wettbewerb zurückfallen könnten.

Für sein eigenes Haus kündigte der frühere CDU-Politiker eine stärkere öffentliche Einmischung in aktuelle Finanzthemen an, gemäß seines Verständnisses von der Rolle eines „Active Chairman“ bei der deutschen Blackrock AG. In Einzelfällen könne er sich vorstellen, dass Blackrock seine Meinung künftig stärker öffentlich kundtun werde, darüber gebe es aber intern noch Abstimmungsbedarf. Blackrock hält an vielen börsennotierten Unternehmen in Deutschland zwischen zwei und sechs Prozent der Anteile. Hauptgrund hierfür ist die starke Stellung der Gesellschaft im Geschäft mit passiven Indexfonds (ETF). Blackrock verwaltet die Mittel treuhänderisch für Kunden.

Anders als etwa die Aktionärsvertreter von der Deka und der Union Investment, den Fondsgesellschaften der deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken, hält sich Blackrock auf Hauptversammlungen zurück. „Wir gehen natürlich hin und stimmen ab, aber wir machen keinen Rabatz“, sagte Merz. Die Art, wie die stundenlangen deutschen Aktionärstreffen ablaufen, sei nicht unbedingt ein Vorbild für die Welt, sagte der Wirtschaftsexperte. Es gebe stattdessen Gespräche von Blackrock mit den jeweiligen Top-Managern hinter den Kulissen. „Die Unternehmen, die Vorstände und wenn nötig die Aufsichtsräte kennen unsere Meinung.“

Ein mögliches Feld für mehr Engagement seitens Blackrock seien die Gehaltsdiskussionen bei Vorständen. „Zumindest werden die Beispiele bei uns diskutiert“, sagte Merz. „Vergütungsexzesse sind Einzelfälle, aber sie zerstören die Marktwirtschaft von innen“, meinte der frühere stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Eine Patentlösung für das Problem habe er nicht. Abstimmungen über Vorstandsgehälter auf Hauptversammlungen oder gesetzliche Deckelungen seien seiner Meinung nach jedenfalls nicht der richtige Weg. Auf einer Hauptversammlung könnten nur die Aktionäre abstimmen – wenn der Aufsichtsrat entscheide, hätten auch die Vertreter der Arbeitnehmer ein Mitspracherecht.

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