Vorzüge vs. Stämme Clever anlegen mit aussichtsreichen Aktienpaaren

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VW im Visier

Fünf für die Ewigkeit
BASF Quelle: dpa
China Mobile Quelle: REUTERS
Coca-Cola Quelle: dapd
Altria Quelle: AP
Royal Dutch Shell Quelle: dpa

Schon 1999, damals allerdings als einfacher Aktionär, schmeckte Strenger bei der Metro nicht, dass der Düsseldorfer Handelsriese seine Vorzugsaktionäre mit vergleichsweise geringen Dividenden abspeiste. Er protestierte – mit Erfolg: Der Konzern änderte seine Satzung. Für Metro-Vorzüge gibt es seitdem eine gegenüber den Stämmen um zehn Prozent höhere Dividende. Positiver Nebeneffekt: Die Metro-Vorzugsaktie ist weniger schwankungsanfällig als die im Dax notierten Stämme. Während der Kurs der Stammaktie sich in den vergangenen zwölf Monaten fast halbiert hat, verloren Vorzugsaktionäre nur gut 23 Prozent.

Mit Erfolgen wie seinerzeit bei Metro gibt sich Strenger heute nicht mehr zufrieden. Im Visier hat er derzeit Volkswagen. „Die VW-Stammaktien befinden sich zu 90 Prozent in festen Händen. Der private Aktionär ist also gar nicht in der Lage, mit seinem Stimmrecht etwas zu bewirken“, kritisiert Strenger, der auch Mitglied in der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex ist, die sich unter anderem für mehr Transparenz bei börsennotierten Gesellschaften einsetzt. Sein Fokus liegt deshalb auf den VW-Vorzugsaktien, die Weihnachten 2009 für die Stämme in den Dax eingezogen waren. Da kaum mehr Stammaktien umlaufen, könne VW eine irgendwann mögliche Kapitalerhöhung nur noch über die Vorzüge stemmen. Und obwohl die VW-Vorzüge seit knapp drei Jahren in der Auswahlliga Dax spielen, Aktionäre aber mit ihnen keinen Einfluss haben, gibt es praktisch keinen Dividendenausgleich gegenüber den Stämmen.

Übersicht zu den Henkel-Vorzügen und -Stämmen (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Läppische sechs Cent Vorteil

Zuletzt zahlte VW nur läppische sechs Cent oder zwei Prozent mehr an Ausschüttung je Aktie. Gemessen am jeweiligem Kurs, rentieren beide identisch mit 2,3 Prozent. Bei der Erstausgabe der Vorzugsaktien lag der Dividendenunterschied noch bei zehn Prozent. Ein ähnliches Bild bietet sich bei BMW: Der Unterschied schrumpfte hier von acht auf ein Prozent. Immerhin ist die am Kurs gemessene Dividendenrendite bei BMW deutlich höher: Gut sechs gegenüber vier Prozent bringen Vorzüge gegenüber Stämmen auf die Waage, weswegen Privatanleger auf die Vorzugspapiere des Autokonzerns setzen sollten, der von der Großaktionärsfamilie Quandt/Klatten beherrscht wird. „Privatanleger können mit ihren Stimmen keinen beherrschenden Einfluss ausüben – also warum nicht Vorzüge wählen?“, so Leven. Gleiches gilt für das Reich von Ferdinand Piëch, den VW-Konzern.

Erfreulich für VW-Vorzugsaktionäre, die den Hype um die Stammaktie 2008 verpasst hatten: Mit der höheren Aufmerksamkeit seit der Dax-Zugehörigkeit legte ihr Papier überproportional zu. Kein Wunder, mussten doch viele Fondsmanager ihre Positionen zugunsten der Vorzüge umschichten.

Und wer denkt, er müsste mangels Stimmrecht auf Mettbrötchen, Würstchen und ein kühles Bier verzichten, die die Unternehmen auf ihren Hauptversammlungen den Aktionären kredenzen, der irrt. Zum Aktionärstreff dürfen alle reisen. Nur mitstimmen dürfen nicht alle.

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