Wachstumswerte Aktienkauf in Krisenstaaten

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Chance auf Schnäppchen

Der Telefónica Flagship-Store in Gran Vía, Madrid Quelle: PR

So weit, so schlecht – und so bekannt. Doch was auf Länderebene stimmt, gilt nicht für alle Unternehmen. Anders als ihre Heimatstaaten sind viele italienische und spanische Firmen kerngesund. Sie haben kaum Schulden und wachsen, sie sind profitabel – und an der Börse unterbewertet. Der Länderabschlag gegenüber vergleichbaren Wettbewerbern kann sich jedoch auch wieder verringern; etwa dann, wenn sich Reformregierungen im Amt halten und Erfolge verzeichnen sollten.

Italienische Schnäppchenaktien

Spanien und Italien etwa haben Schuldenbremsen nach deutschem Vorbild eingeführt, Beamtenpensionen gekürzt und das Rentenalter angehoben. Zudem gibt es erste Schritte zur Liberalisierung des Arbeitsmarkts, „die zwar noch in den Kinderschuhen stecken, aber stark an die Agenda 2010 von Ex-Kanzler Gerd Schröder erinnern“, meint Fischer. Einige Unternehmen könnten zudem auch eine noch schwächere Binnenkonjunktur in ihren Heimatländern verschmerzen, weil sie den Großteil ihrer Gewinne längst im Ausland reinholen, etwa im boomenden Lateinamerika.

Spanien: Solider als der Staat

Zum Beispiel der Telekomriese Telefónica: Die Madrilenen mussten für 2011 einen Umsatzrückgang im Heimatmarkt Spanien um 7,6 Prozent gegenüber 2010 melden. Obwohl der Auslandsumsatz zugleich um rund 13 Prozent stieg, kam die Aktie massiv unter Druck. Sie notiert so tief wie 2003, dabei betragen Umsatz, Gewinn und Cash-Flow ein Vielfaches der damaligen Werte. Das KGV liegt bei rund acht, die Dividendenrendite bei mehr als zehn Prozent.

54 Prozent des operativen Gewinns (Ebitda) stammen inzwischen aus Lateinamerika, wo die Kaufkraft steigt und margenträchtige Dienstleistungen wie mobiles Internet und Mobilfunk, anders als in Europa, noch nicht ihre Wachstumsgrenzen erreicht haben. Wie die meisten Telefonkonzerne ist Telefónica mit 56 Milliarden Euro zwar relativ hoch verschuldet. Bonität, Profitabilität und Wachstumspotenzial sind aber besser als die der meisten Telekomkonzerne in Europa, einschließlich der Deutschen Telekom. „Die Telefónica-Aktie war uns lange Zeit zu teuer“, sagt Kichler, „aber dank des Spanien-Abschlages ist die Aktie nach unseren Maßstäben jetzt zum ersten Mal seit Jahren wieder auf Kauf-Niveau.“

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