Kichler warnt aber vor einem Einstieg an der Madrider Börse nach dem Gießkannen-Prinzip: „Spaniens Börse ist stark von Banken und Bauträgern geprägt; beide Branchen sind wegen der Hypothekenkrise eng miteinander verknüpft, und diese Krise ist nicht ausgestanden.“ Es wird noch Jahre dauern, die massiven Überkapazitäten und die Preisblase am spanischen Immobilienmarkt auf ein tragfähiges Niveau abzubauen; spanische Banken sind daher noch tabu. „Darüber hinaus lähmt die Bankenkrise über die eingeschränkte Kreditvergabe die gesamte Wirtschaft des Landes. Wenn spanische Aktien, dann die von Unternehmen, die einen Gutteil ihrer Umsätze im Ausland machen“, sagt Kichler. „Diese Aktien werden als spanisch wahrgenommen und sind entsprechend unter Druck; ihr Geschäft leidet aber nur teilweise unter der dortigen Wirtschaftskrise.“
Spanische Schnäppchenaktien
Branche: Getränke und Genussmittel
ISIN: ES0125690513
Börsenwert: 1535 Millionen Euro
Umsatz (2012 geschätzt): 880 Millionen Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 2011: 16,7; 2012 (geschätzt): 15,9
freier Cash-Flow: 65 Millionen Euro
Dividende: 2,9 Prozent Rendite
Netto-Finanzschulden: 88
Chance/Risiko (WirtschaftsWoche-Einschätzung für die nächsten 12-18 Monate, 1 = sehr niedrig, 10 = sehr hoch): 6/5
Die Brauerei, an der u. a. die Dr. Oetker-Gruppe eine 24-prozentige Beteiligung hält, wächst in allen Geschäftsbereichen (Wasser, Bier, Wein und Logistik); geringe Verschuldung.
Branche: Software und Systemintegration
ISIN: ES0118594417
Börsenwert: 1566 Millionen Euro
Umsatz (2012 geschätzt): 711 Millionen Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 2011: 9,5; 2012 (geschätzt): 8,6
freier Cash-Flow: -30 Millionen Euro
Dividende: 6,0 Prozent Rendite
Netto-Finanzschulden: 530
Chance/Risiko (WirtschaftsWoche-Einschätzung für die nächsten 12-18 Monate, 1 = sehr niedrig, 10 = sehr hoch): 6/5
Software für komplexe Netze wie Telefon und Strom sowie Verkehrsleitsysteme. Vergleichbar mit der deutschen PSI, jedoch wesentlich günstiger bewertet.
Branche: Telekommunikation
ISIN: ES0178430E18
Börsenwert: 57.392 Millionen Euro
Umsatz (2012 geschätzt): 63.176 Millionen Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 2011: 8,3; 2012 (geschätzt): 7,8
freier Cash-Flow: 8398 Millionen Euro
Dividende: 10,5 Prozent Rendite
Netto-Finanzschulden: 62.154
Chance/Risiko (WirtschaftsWoche-Einschätzung für die nächsten 12-18 Monate, 1 = sehr niedrig, 10 = sehr hoch): 6/5
Wie die gesamte Branche mit Schwächen in Europa, aber starkes Wachstum in Schwellenländern, vor allem Lateinamerika. Schwellenländeranteil an Umsatz und Gewinn steigt schnell.
Branche: Aufzüge und Rolltreppen
ISIN: ES0184933812
Börsenwert: 3665 Millionen Euro
Umsatz (2012 geschätzt): 823 Millionen Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 2011: 18,5; 2012 (geschätzt): 17,6
freier Cash-Flow: 212 Millionen Euro
Dividende: 5,5 Prozent Rendite
Netto-Finanzschulden: keine
Chance/Risiko (WirtschaftsWoche-Einschätzung für die nächsten 12-18 Monate, 1 = sehr niedrig, 10 = sehr hoch): 7/6
Gehört mehrheitlich dem US-Technologie-Riesen United Technologies. Schuldenfrei. Die Aktie ist nicht ganz billig, profitiert jedoch stark vom Bauboom in den Schwellenländern.
Neben Telefónica erfüllen zum Beispiel der Softwarekonzern Indra, der Aufzug- und Rolltreppenhersteller Zardoya-OTIS und der Getränkekonzern DAMM dieses Beuteschema. Indra machte 2011 erstmals die Hälfte seiner Umsätze im Ausland, vor allem in Brasilien ist der Hersteller von Software zur Steuerung komplexer Netzwerke wie Strom, Telefon oder Flugüberwachung stark.
Der verprügelte Markt
Es dürften bald noch mehr als 50 Prozent sein: Während der Inlandsumsatz mit gut drei Prozent nur schwach zulegte, wuchsen die Auslandsumsätze gegenüber 2010 um 17 Prozent. Dennoch ist Indra, verglichen mit deutschen oder US-Branchenkollegen, fast schon grotesk günstig bewertet: Das KGV liegt bei 8,5, die Dividendenrendite bei fast sieben Prozent. Zum Vergleich: Die – zugegeben deutlich größeren – Softwareanbieter SAP und Oracle kommen auf doppelt so hohe KGVs von 17 und 14, ihre Dividendenrenditen liegen aktuell bei nur rund drei Prozent.
Der am übelsten verprügelte Markt neben Griechenland ist Italien. Zwei Jahrzehnte Korruption und Vetternwirtschaft Marke Silvio Berlusconi haben die Börsenwerte eines der zehn größten Industrieländer der Welt fast auf das Niveau einer Bananenrepublik geführt. Anders als etwa die spanische oder irische Börse, die lange Zeit noch vom Immobilienboom getrieben wurden, schwächelt die Börse Mailand schon seit geraumer Zeit: Sie hat zum Beispiel gegenüber dem Dax in den letzten Jahren 65 Prozent eingebüßt.