Währung Morgan Stanley prophezeit Euro-Absturz

Der Euro wird deutlich fallen - bis auf Parität zum US-Dollar. Das prophezeit Hans Redeker, Devisenstratege bei Morgan Stanley. Die Gründe dafür seien in Zypern und bei der Europäischen Zentralbank zu suchen.

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Euro in der Klemme: Internationale Investoren sind besorgt. Quelle: dpa

Der Euro läuft nach Einschätzung von Morgan Stanley Gefahr, in den nächsten zweieinhalb Jahren auf Parität zum US-Dollar zu sinken. Die Politik der Region ziele auf eine Schwächung der Währung zur Steigerung des Wachstums ab, argumentiert die US-Bank.

Die europäische Gemeinschaftswährung ist in diesem Jahr bisher 2,6 Prozent gesunken. Sie werde weiter nachgeben, da das Rettungspaket für Zypern Besorgnis um die Sicherheit der Spareinlagen in der Region schüre, sagte Hans-Günter Redeker, Leiter weltweite Devisenstrategie bei Morgan Stanley, in einem Interview in Sydney. Italiens Schwierigkeiten, nach den ergebnislosen Wahlen vom Februar eine Regierung auf die Beine zu stellen, werden ebenfalls den Euro schwächen, erklärte er.

„Angesichts der Zypern-Politik wird die Besorgnis zunehmen, die Peripherie zu finanzieren und dort Gelder anzulegen“, sagte Redeker. „Die langfristige Auswirkung ist, dass der geldpolitische Übertragungsmechanismus in Europa nicht funktioniert, es gibt keine Kredite, kein Wachstum und die Fiskalpolitik ist immer noch fragmentiert. Daher muss man beim Ausblick recht pessimistisch sein.“

Der Euro notierte zuletzt bei 1,2854 Dollar 0,1 Prozent niedriger. Am Dienstag war er bis auf 1,2829 Dollar gesunken, den tiefsten Wert seit dem 22. November. Redeker sieht die Gemeinschaftswährung zum Jahresende bei 1,25 Dollar und bis Jahresende 2014 bei 1,19 Dollar. Die Median-Prognose von Analysten in einer Bloomberg-Umfrage lag bei einem Euro-Kurs von 1,29 Dollar zum 31. Dezember.

„Innerhalb von etwa zweieinhalb Jahren könnte er sich sehr nahe an die Parität bewegen, daher ist das Risiko einer Unterschreitung recht erheblich“, erklärte Redeker. Im März ist der Euroraum-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe stärker geschrumpft als Ökonomen erwartet hatten. Damit verstärken sich die Anzeichen, dass die Region sich schwertut, die Rezession hinter sich zu lassen. Das Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal so stark gesunken wie seit dem ersten Quartal 2009 nicht mehr.

Zwar hat EZB-Präsident Mario Draghi erst im März gesagt, die Wirtschaft der Region werde sich im weiteren Jahresverlauf allmählich erholen. Aber die Besorgnis bezüglich Zypern hat die Märkte in Unruhe versetzt. Gemäß der am 25. März erzielten Vereinbarung müssen vorrangige Gläubiger von zyprischen Anleihen Verluste hinnehmen und nicht versicherte Spareinlagen werden stark angegriffen. Die Vereinbarung ist “langfristig sehr negativ”, sagte Redeker.

„Letztlich wird Europa es im Herbst wie Japan machen“, sagte Redeker und spielte damit auf eine Politik zur Schwächung der Landeswährung an, um damit die Exporte und das Wachstum zu stützen. „Eine solche Politik wird kommen und im dritten und vierten Quartal wird sie mit Nachdruck zu spüren sein.“

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