Wagniskapital Delivery Hero rettet Bilanz der deutschen Start-ups

Der Berliner Essenslieferdienst, zu dem auch die Marke Foodora gehört, sammelte bei seinem Börsengang insgesamt 989 Millionen Euro ein. Quelle: Reuters

Berlin bleibt der Magnet für Wagniskapital. Der deutsche Markt der Gründungsfinanzierung boomt, aber weltweit gibt es erste Warnzeichen inmitten der grenzenlosen Euphorie.

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2017 war ein weiteres Rekordjahr für die deutschen Jungunternehmer: die Start-ups zwischen Flensburg und Konstanz bekamen frisches Risikokapital in Höhe von 4,3 Milliarden Euro – ein Plus von 88 Prozent und gleichzeitig ein neuer Rekord. Allerdings retteten zwei ganz große Finanzspritzen für Delivery Hero die Bilanz. Der Berliner Essenslieferdienst sammelte bei seinem Börsengang insgesamt 989 Millionen Euro ein, wovon 423 Millionen Euro an das Unternehmen flossen. Schon im Mai war der südafrikanische Investor Naspers mit 387 Millionen Euro bei Delivery Hero eingestiegen. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden legte zu und zwar um fünf Prozent auf 507. Damit stiegen sowohl das Volumen als auch die Transaktionszahl auf einen neuen Höchststand, geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) hervor.

„Das vergangene Jahr war von Rekorden geprägt und auch 2018 beginnt sehr lebhaft“, sagt Peter Barkow, Geschäftsführer von Barkow Consulting. Dabei verweist er auf eine Finanzierung über 65 Millionen Dollar für die Online-Kreditplattform Smava sowie 270 Millionen Dollar für die Mainzer Firma Biontech in den ersten Tagen des neuen Jahres.

Berlin konnte 2017 abermals den Titel als Deutschlands Start-up-Hauptstadt verteidigen und seinen Vorsprung ausbauen. Gut 200 Berliner Start-ups erhielten im vergangenen Jahr bei 233 Finanzierungsrunden insgesamt knapp drei Milliarden Euro – fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Bayerische Jungunternehmen konnten insgesamt 407 Millionen Euro einwerben, was allerdings einem Rückgang um 23 Prozent entspricht. Hamburg liegt beim Finanzierungsvolumen auf dem dritten Rang.

„Der Start-up Standort Deutschland hat sich 2017 erneut positiv entwickelt – immer mehr Unternehmen bekommen frisches Kapital, zudem schafften mehrere Unternehmen den erfolgreichen Sprung an die Börse und konnten dabei zusätzliches Wachstumskapital aufnehmen“, betont Peter Lennartz, Partner bei EY. Er wertet die Zahl besonders großer Transaktionen als „ein Zeichen für ein großes Investorenvertrauen und ausgereifte Geschäftsmodelle“. Neben Delivery Hero konnten die Macher des Berliner Auto-Großhändlers Auto1 insgesamt 360 Millionen Euro von verschiedenen Investoren einsammeln. Im November erhielt zudem der Kochboxlieferant Hello Fresh durch seinen Börsengang 268 Millionen Euro.

Das meiste Geld floss im vergangenen Jahr in E-Commerce-Unternehmen. Insgesamt kamen die Start-ups aus diesem Bereich auf 1,8 Milliarden Euro – nach 438 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. In diesem Segment wurden mit 95 Transaktionen zudem die meisten Finanzierungsrunden gezählt. Gestiegen sind auch die Zahl und der Wert der Finanzspritzen für junge FinTech-Unternehmen, und zwar von 55 auf 58 Transaktionen beziehungsweise von 415 auf 541 Millionen Euro.

Im Gegensatz zum deutschen Markt nähert sich der weltweite Markt für Venture Capital offenbar seinem Höhepunkt. Zwar nahm das Finanzierungsvolumen laut dem Analysehaus Preqin 2017 auf den neuen Rekordstand von 182 Milliarden Dollar zu – die Zahl der Finanzierungen nahm aber auf 11.144 ab – 2015 hatte der Höchststand noch bei gut 13.000 Deals gelegen. Größte Einzeltransaktion war die Finanzierung über 5,5 Milliarden Dollar für den chinesischen Fahrdienstvermittler Didi Chuxing.

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