Wall Street: Die nächste Woche Putin ärgert die US-Anleger

Nach dem vorzeitigen Heimflug des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom G-20-Gipfel wächst die Sorge vor einer Eskalation in der Ukraine-Krise. Was die Woche den Anlegern sonst noch bringt.

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Händlertraube im Handelssaal: Der Blick geht auf die Konjunkturtafel. Quelle: AFP

Der amerikanischen Aktienmärkte feierten eine Woche der Rekorde. Der Dow Jones markierte Montag, Dienstag und Donnerstag neue Höchststände. Doch allmählich geht der Wall Street die Puste aus. Am Freitag ging der Dow Jones mit minus 0,10 Prozent auf 17.634 Punkte aus dem Handel. Auf Wochensicht ergab dies ein Plus von 0,4 Prozent.

Der marktbreite S&P-500-Index bewegte sich am Freitag mit einem Aufschlag von 0,02 Prozent auf 2039 Punkte ebenfalls kaum vom Fleck. Nach der rasanten Erholung seit Mitte Oktober hatten die beiden Indizes schon seit Tagen an Schwung verloren und sich nur noch mühsam von einem Hoch zum nächsten geschleppt.

Ob es zum Start der neuen Woche wieder steil nach oben geht, ist fraglich. Geopolitische Sorgen drücken auf die Stimmung der Investoren. „Über den internationalen Finanzmärkten hängt das Damoklesschwert Ost-Ukraine, welches jederzeit erneut auf die Anleger fallen könnte“, sagt Finanzmarkt-Experte Christian Henke vom Brokerhaus IG Markets.

Das Damoklesschwert ist auch am Wochenende nicht verschwunden. Der G-20-Gipfel in Brisbane ist quasi als G-19-Gipfel zu Ende gegangen: Russlands Präsident Wladimir Putin reiste vorzeitig ab, noch bevor die Staats- und Regierungschefs ihre Abschlusserklärung herausgaben.

Das habe nichts zu tun mit der Ukraine-Krise, sagte Putin der russischen Nachrichtenagentur RIA-Nowosti. 18 Stunden dauere der Heimflug und am Montag müsse er wieder arbeiten. „Man braucht mindestens vier oder fünf Stunden Schlaf.“ Eine Einigung wurde nicht erzielt, Putin wirkte unter den Regierungschefs isoliert.

Aktienstratege Tobias Basse von der Nord LB geht von einer eher ruhigen Woche aus. „Uns werden die kursbewegenden Nachrichten fehlen, einige US-Konjunkturdaten aus der zweiten Reihe dürften in den Vordergrund rücken.“


Anleger hoffen auf die Konjunktur

Bei den Konjunkturdaten aus den USA setzen Börsianer darauf, dass diese sich in das Bild einer anziehenden Wirtschaft einfügen. Vom Wachstum hängt ab, wann die US-Notenbank Fed die Leitzinsen wieder anhebt. Bislang rechnen Börsianer mehrheitlich für Mitte 2015 mit einem solchen Schritt. Am Montag steht bei den Marktbeobachtern die US-Industrieproduktion im Fokus. Von Reuters befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gegenüber dem September.

Die am Donnerstag anstehenden Verbraucherpreise dürften wegen der fallenden Benzinpreise im Oktober gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent sinken. Damit würde der von der Fed ersehnte Preisauftrieb weiter auf sich warten lassen.

Zuletzt liefen auch vor allem die Aktien von Restaurant-Ketten wie Domino's Pizza und Buffalo Wild Wings besser und deuteten damit auf eine wachsende Konsumfreude der Verbraucher. NordLB-Experte Basse wird am Donnerstag vor allem auf den Konjunkturindex der Notenbank von Philadelphia für die Industrie im US-Nordosten achten. „Die US-Daten dürften das Szenario eines robusten Aufschwungs nicht infrage stellen.“

Der sogenannte Philly Fed gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Produktion. Aus China könnte der Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC, der ebenfalls am Donnerstag erwartet wird, in den Mittelpunkt rücken. Zuletzt hatten einige Indikatoren eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in dem Riesenreich signalisiert.

Impulse nach Übersee könnten auch aus Frankfurt kommen. Auf der Euro Finance Week trifft sich das „Who is who“ der Finanzbranche, darunter die Top-Notenbanker Europas - allen voran der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.

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