Warren Buffett Die rechte Hand des Orakels

Was wird aus seinem Imperium, wenn Warren Buffett in Rente geht? Während sich Nachfolger in Stellung bringen, fördert der Investor eine junge Frau: Tracy Britt. Mit nur 28 Jahren hat sie bereits großen Einfluss.

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Tracy Britt: Der aufsteigende Stern im Imperium von Warren Buffett. Fotoquelle: Sreenshot/LeanIn.org Quelle: Screenshot

Wie sehr Tracy Britt die Sache mit den Tomaten und dem Mais bei ihrem größten Karriereschritt geholfen hat, wird wohl nie geklärt werden. Geschadet hat es ihr aber sicher nicht.

Es war im Jahr 2009, als Britt, damals Mitte 20, ihren späteren Mentor traf: Warren Buffett, Starinvestor, drittreichster Mann der Welt und Chef des Firmenkonglomerats Berkshire Hathaway. Mitgebracht hatte sie einen MBA-Abschluss der Harvard Business School, einen üppigen Lebenslauf, viel Ehrgeiz – und eben Maiskörner und Tomaten.

Das Geschenk sollte die gemeinsame Herkunft symbolisieren, der Mittlere Westen der USA. Britt stammt von einer Farm in Manhattan, Kansas. Der 82-jährige Buffett wuchs in Omaha, Nebraska auf, und führt auch heute noch von dort aus sein 284-Milliarden-Dollar-Imperium.

Wer ist Warren Buffett?

Beide trafen sich in Omaha, und es sollte sich gelohnt haben, wie das „Wall Street Journal“ kürzlich berichtete. Heute ist Tracy Britt 28 Jahre alt und eine der wichtigsten Mitarbeiterinnen Buffetts bei Berkshire Hathaway.

Die junge Frau führt in der Riesen-Holding den Verwaltungsrat von gleich vier Firmen, die zusammen mehr als vier Milliarden Dollar umsetzen. Sie berät laut Journal das „Orakel von Omaha“ in Finanzfragen, begleitet ihn zu Geschäftsterminen und kutschiert in ab und an durch Omaha. Ihr Büro grenzt direkt an seines.

Das Porträt über Britt im „Wall Street Journal“ hat für einiges Aufsehen in der Finanzwelt gesorgt. Baut der alternde Investment-Guru da eine Managerin auf, die einmal große Aufgaben bei Berkshire übernehmen soll, die vielleicht irgendwann selbst das Reich führen könnte?

"Sie kümmert sich um alle Dinge, die so anstehen"

Die besten Zitate von Warren Buffett
Bei einem Treffen mit Studenten an der Universität von Maryland sprach Starinvestor Warren Buffett über die Finanzkrise und wie die damalige Regierung mit ihr umgegangen ist. Dabei fand er deutliche Worte, wie das Magazin "Business Insider" berichtet. Die Aussage des damaligen US-Präsidenten, George W. Bush, "If money doesn’t loosen up, this sucker will go down" ("Wenn die Notenbanken die Geldhähne nicht aufdrehen, gehen die Schmarotzer unter") nannte Buffett das beste Wirtschaftsstatement aller Zeiten. Nur so habe man die Banken und Märkte retten können. "Wir standen kurz vor dem Abgrund ", begründete er die Entscheidung der US-Regierung. "Die amerikanische Industrie kam geradewegs zum Erliegen." In dieser Situation sei es richtig gewesen, den damaligen US-Finanzminister und ehemaligen Goldman-Sachs-Chef Ron Paulson sowie den Notenbank-Chef Ben Bernanke zu unterstützen. "Wenn Paulson und Bernanke nicht eingegriffen hätten, wäre alles in einigen Tagen vorbei gewesen", sagt Buffett. . Quelle: REUTERS
Die vorangehenden 28 Zitate und etliche weitere finden Sie hier ... www.goldseiten.de www.boersennotruf.de www.wirtschaftszitate.de www.wikiquote.org www.stockfortune.eu Foto: ap
"Solange unsere Investments in jedem Jahr 15 Prozent zulegen, mache ich mir um Quartalszahlen keine Sorgen." Foto: ap
"Kaufen sie billig, verkaufen sie nie!" Foto: ap
"Kaufe nie eine Aktie, wenn du nicht damit leben kannst, dass sich der Kurs halbiert." Foto: ap
"Investieren ist kein Spiel, in dem derjenige mit einem IQ von 160 diejenigen mit einem IQ von 130 schlägt. Vernunft ist wesentlich." Foto: Reuters
"Ich denke nie darüber nach, was die Börse machen wird. Ich weiß nicht, wie man die Börse oder die Zinsen oder die Konjunktur vorhersagen kann. Und ich habe keine Ahnung, ob die Börse in zwei Jahren höher oder tiefer stehen wird." Foto: dpa

Buffett hält sich bei Fragen über die Zeit nach seinem Rückzug stets bedeckt – zum Verdruss seiner Fans, Aktionäre und der Medien. Zwar spricht er gelegentlich über die Herausforderungen, die auf seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin warten. Doch Namen fallen nie.     

Bislang gibt es nur Spekulationen, wie die Führung der fünftwertvollsten Firma der Welt einmal aussehen könnte. Immer wieder wird etwa Ajit Jain genannt, Buffetts führender Versicherungsmanager und Cousin des Co-Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain. Auch Matthew Rose gilt als Kandidat. Er leitet die Eisenbahn-Tochter Burlington Northern Santa Fe. Chancen werden zudem Greg Abel eingeräumt, dem Chef der Energie-Tochter Mid-American.

Mit Tracy Britt ist nun eine weitere Managerin in den Fokus gerückt, die in der Berkshire-Welt einen sensationellen Aufstieg hingelegt hat. Bereits jetzt hat sie als Buffetts rechte Hand und als Verwaltungsrats-Chefin der Firmen Johns Manville, Oriental Trading, Larson-Juhl und Benjamin Moore mehr Einfluss als die meisten anderen dort.

Weder Britt noch Buffett wollten sich zu ihrer Rolle äußern. Der Meister selbst hat laut Journal im vergangenen Monat vor Studenten die Rolle der Star-Managerin wie folgt beschrieben: Sie kümmere sich „um all die Dinge, die so anstehen“.

Ein Beispiel: Anfang des Jahres soll er sie nach Brasilien geschickt haben, um die Arbeitsweise des Investors 3G zu studieren. Gemeinsam mit 3G übernahm Buffett später den Ketchup-Konzern Heinz, für 23 Milliarden Dollar.

Zudem ist es Britts Aufgabe, die Zusammenarbeit zwischen den Firmen in Buffetts Riesenreich zu fördern. Ein Resultat: Zum ersten Mal kamen anlässlich der Hauptversammlung im Mai die Chefs aller Firmen in Omaha zusammen.

"Sie ist sehr weise für ihr Alter"

Britt sei eine der Führungskräfte, die sich Buffett für höhere Aufgaben bei Berkshire wünscht, zitiert das Journal Analysten und Quellen im Unternehmen. So könnte sie künftig neue Übernahmen aushandeln oder Firmen helfen, die in Not geraten sind. So wie es lange die Rolle von David Sokol gewesen war, der im Jahr 2011 wegen zweifelhafter Aktienkäufe zurücktrat.

Voll des Lobes ist auch Sam Taylor, CEO des zu Berkshire gehörenden Onlinehändlers Oriental Trading, bei dem Britt den Verwaltungsrat leitet. „Sie weiß genau, was (bei Berkshire) vor sich geht und was sich in Warrens Kopf abspielt“, sagte Taylor dem Journal. „Sie ist sehr weise für ihr Alter.“

Britt selbst hat sich kürzlich auf der Webseite des von der Facebook-Managerin Sheryl Sandberg gegründeten Frauen-Netzwerks „Lean In“ über ihren Werdegang geäußert. Demnach habe sie früh gewusst, dass sie einmal in der Investment-Branche arbeiten wolle. Nach dem College habe sie aber anders als andere Absolventen die Angebote der Wall Street abgelehnt und direkt den MBA an der Harvard Business School draufgesetzt.

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Dort habe sie einmal in einem Aufsatz folgendes Ziel formuliert: „Mit einem großen Investor zusammenarbeiten, der – noch wichtiger – ein wunderbarer Lehrer und Mentor ist.“ Mitstudenten hätten sie daraufhin als „naiv“ bezeichnet, schreibt Britt.

Doch dann kam das Jahr 2009 und das Treffen mit Warren Buffett in Omaha. „Ich bin jeden Tag dankbar für die Chance, von ihm lernen zu dürfen“, so Britt. „Wer weiß, wo ich heute stünde, wäre ich einen traditionelleren Weg gegangen.“

 

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