Warren Buffett „Wir werden die Hotline, wenn es Panik gibt“

Warren Buffett sieht seine Gesellschaft als letzte Instanz in Krisenzeiten. Außerdem erklärt der Investment-Guru, warum er keine Anleihen von Apple kauft. Über seine Nachfolge schweigt er allerdings weiter.

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Investment-Guru Warren Buffett: „Wir kaufen keine Apple-Bonds“ Quelle: Reuters

Frankfurt Der Milliardär und Investmentguru Warren Buffett sieht seine Investmentholding Berkshire Hathaway unter seinem Nachfolger noch stärker in der Rolle eines Kreditgebers letzter Instanz. Die Gesellschaft werde über mehr Kapital verfügen, das sie in einer Krise einsetzen könne, erklärte der Vorstandschef von Berkshire am Samstag auf der Hauptversammlung in Omaha, Nebraska. „Berkshire wird die 800er-Telefonnnummer, wenn es an den Märkten echte Panik gibt“, beschrieb Buffett mit Bezug auf die Vorwahl für kostenlose Telefonnummern in den USA.

In den vergangenen Jahren hat Buffett die Rendite seiner Holding aufgepeppt, indem er Goldman Sachs und General Electric während der Finanzkrise mit insgesamt acht Milliarden Dollar an Kapital versorgte. Zudem stellte er Bank of America im Jahr 2011 fünf Milliarden Dollar zur Verfügung, nachdem der Aktienkurs der Bank eingebrochen war. Investoren bezweifeln allerdings, dass sich solche Investmentchancen auch nach dem Abgang des 82-jährigen bei Berkshire bieten werden.

Der nächste Vorstandschef werde Zugang zu noch mehr Kapital haben, da Berkshire wachse, sagte Buffett als Antwort auf eine Frage von Doug Kass. Kass war eingeladen worden, auf der Hauptversammlung kritische Fragen zu stellen. Angesichts begrenzter alternativer Liquiditätsquellen werde ein künftiger Berkshire-Chef die Möglichkeit haben, zu günstigen Konditionen zu investieren, erläuterte Buffett, der zweitreichste Mensch in den Vereinigten Staaten. „Wenn das passiert, wenn ich nicht da bin, wird es noch stärker an der Marke Berkshire festgemacht werden.“

Buffetts Investmentgesellschaft werde unter neuer Führung attraktive Zinsen verlangen können, „vorausgesetzt, der Mann am Telefon ist Ajit Jain“, erklärte Jeff Matthews, Autor von Büchern über Berkshire und Aktionär der Gesellschaft. Jain hat bei Berkshire eine Rückversicherungssparte aufgebaut, die auch große Risiken versichert, vor denen andere Gesellschaften zurückschrecken, wie beispielsweise Asbest-Risiken oder Erdbeben. „Ajit erhält bereits solche Anrufe aus der ganzen Welt“, schrieb Matthews in einer E-Mail. „Und er wickelt sie für Berkshire ebenso gewinnbringend ab wie Buffett.“


Investoren spekulieren über Nachfolge

Über die Nachfolge Buffetts an der Spitze der Gesellschaft, die er und sein 89-jähriger Vice Chairman Charles Munger in ein über 260 Milliarden Dollar schweres Unternehmen ausgebaut haben, spekulieren Investoren. Der Vorstandschef wich auf der Hauptversammlung einer Frage aus, ob Jain sein Nachfolger sei, und lobte gleichzeitig Jain und andere Manager, die zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Wenn Ajit nicht bei Berkshire sei, „würden wir nicht so gut aussehen“, erklärte Buffett, der auch Chairman und größter Aktionär von Berkshire ist. „Das gilt auch für eine ganze Reihe anderer Manager.“

Der Berkshire-Verwaltungsrat sei sich einig, wer der nächste CEO werden solle, betonte Buffett, ohne einen Namen zu nennen. Sobald er das Unternehmen nicht mehr leite, werde seine Funktion aufgeteilt, hat Buffett bereits früher erklärt.

Der Berkshire-Kritiker Kass fragte Buffett auch, warum er seinen 58-jährigen Sohn Howard, ein Landwirt und Philanthrop, als am besten qualifiziert für den Posten des Chairmans betrachte. Buffett senior erklärte, der Posten beinhalte die Bewahrung der Berkshire-Kultur und sei nicht mit dem operativen Geschäft verbunden.

Oft täten sich Verwaltungsräte schwer damit, einen mittelmäßigen Vorstandschef abzulösen, wenn die Ausschüsse nur wenige Male im Jahr zusammenträten und es gesellschaftliche Verbindungen zwischen Verwaltungsrat und Managern gebe, erläuterte Buffett. Zur Rolle des Non-Executive Chairmans bei Berkshire gehöre es auch sicherzustellen, dass das Unternehmen von einem erstklassigen Manager geführt werde, so Buffett. „Ich kenne niemanden, der diese Verantwortung so sehr fühlt“ wie sein Sohn, betonte der Berkshire-Chef.


„Wir kaufen keine Apple-Anleihen“

Warren Buffett investiert derzeit nicht in Unternehmensanleihen, auch nicht bei der Rekordemission von Apple.

Berkshire hielt zum 31. März Unternehmensanleihen im Volumen von 12,2 Milliarden Dollar, wie aus einer vierteljährlichen Meldung vom 3. Mai hervorgeht. Das ist 14 Prozent niedriger als zwei Jahre zuvor. Der Wert des Aktien-Portfolios von Berkshire ist in den zwei Jahren bis 31. März um 54 Prozent auf 97,2 Milliarden Dollar geklettert, nachdem die Märkte eine Rally erlebten und Buffett Aktien von International Business Machines kaufte.

Die Renditen von festverzinslichen Papieren von Unternehmensanleihen bis Treasuries sind abgerutscht, nachdem die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen gesenkt und Anleihen erworben hat, um die Wirtschaft nach der Rezession wieder anzukurbeln. Die Ausschüttungsquote bei auf Dollar lautenden Unternehmensanleihen ist am 2. Mai auf ein Rekordtief von 3,35 Prozent gesunken, wie aus dem Bank of America Merrill Lynch U.S. Corporate & High Yield Index hervorgeht. In den vergangenen zehn Jahren lagen die Renditen im Schnitt bei 5,87 Prozent.

Der iPhone-Hersteller Apple brachte in der bisher größten Unternehmensanleiheemission am 30. April Bonds im Volumen von 17 Milliarden Dollar an den Markt. Buffett, der in der Vergangenheit gesagt hat, dass er nur in begrenztem Umfang in Technologiewerte investiert, weil er sie nicht verstehe, erklärte, die Entscheidung, sich von der Apple-Emission fernzuhalten, sei Teil einer größeren Strategie gewesen.

„Wir kaufen keine Apple-Bonds - wir kaufen keine Bonds von irgendjemandem“, erklärte der 82-jährige Buffett am 4. Mai in einem Interview mit Bloomberg Television in Omaha, Nebraska, wo seine Investment-Holding ihre Hauptversammlung veranstaltete. „Das hat nichts damit zu tun, dass sie eine Technologiegesellschaft sind. Die Renditen sind zu niedrig.“


„Wenn es Gold regnet sollte man sich einen Eimer greifen“

Die Bondemission von Apple umfasste auch ein mit einem Prozent verzinstes, fünfjähriges Papier im Volumen von 4 Milliarden Dollar, das einen Renditeaufschlag von 40 Basispunkten gegenüber Treasuries gleicher Laufzeit aufwies, des weiteren mit 2,4 Prozent verzinste, 10jährige Papiere im Volumen von 5,5 Milliarden Dollar, die auf eine Risikoprämie von 75 Basispunkten kamen, sowie 30jährige Bonds mit einem Risikoaufschlag von 100 Punkten.

Seit der Finanzkrise von 2008, als der Standard & Poor's 500 Index in einem Jahr um etwa 38 Prozent absackte, haben die Anleger auf Bonds gesetzt. Unternehmensanleihen und Kommunalanleihen waren Anfang 2009 „lächerlich billig im Vergleich zu US-Treasuries“, schrieb Buffett im Februar in einem jährlichen Brief an die Investoren. „Große Chancen bieten sich selten. Wenn es Gold regnet, sollte man nach einem Eimer greifen und nicht nach einem Fingerhut.“

Buffett wird eine Dividende von 9 Prozent auf einen Anteil von 8 Milliarden Dollar bekommen, den Berkshire im Rahmen einer Vereinbarung von Februar mit 3G Capital erhalten wird, den Ketchup-Hersteller Heinz von der Börse zu nehmen. Heinz wird von Standard and Poor's mit “BBB+” bewertet, die achthöchste von zehn Stufen der Kategorie Investmentgrade. Apple hat eine Bonitätsnote von “AA+”, die zweithöchste.

Berkshire hat bei Spekulationen auf bonitätsmäßig niedriger eingestufte Unternehmensanleihen gelitten. Der Abschreibungsaufwand belief sich im ersten Quartal auf 85 Millionen Dollar, verglichen mit 337 Millionen Dollar ein Jahr zuvor, teilte Berkshire in der vergangenen Woche mit. Die Verluste in beiden Zeiträumen standen im Zusammenhang mit Bonds von Texas Competitive Electric Holdings.

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