Weniger Handel Hedge-Fonds verschmähen Rohstoffe

Spekulative Investoren haben sich zuletzt auf den Rückstoffmärkten zurückgehalten. Ob Öl, Kaffee oder Zink – es wird deutlich weniger gehandelt, die Preise sind gefallen. Ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen?

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Kaffeefrüchte: Die Preise an den Rohstoffmärkten gehen zurück. Quelle: Reuters

New York Hedge-Fonds und andere spekulative Investoren haben ihre Wette auf eine Rohstoff-Rally zuletzt deutlich gesenkt. Dahinter stehen Anzeichen, dass es auf vielen Märkten ein Überangebot gibt – von Kaffee bis hin zu Zink. Die Experten von Goldman Sachs Group raten hingegen zum Kauf. Die Preise seien zu stark gefallen.

Spekulanten hatten Anfang März ihre Netto-Long-Positionen bei 18 US-Futures und -Optionen um rund 9,2 Prozent gesenkt auf 405.885 Kontrakte, wie Daten der U.S. Commodity Futures Trading Commission zeigen. Es ist die niedrigste Anzahl seit März 2009. Mit Blick auf Kupfer sind sie so pessimistisch eingestellt wie seit vier Jahren schon nicht mehr. Sie wetten auch auf Rückgänge bei Kaffee, Schweinen, Zucker, Sojaöl, Weizen und Erdgas.

Seit einem Vier-Monats-Hoch am 13. Februar haben Rohstoffe fünf Prozent verloren – und das obwohl der Optimismus zur Weltkonjunktur den MSCI All-Country World Index für Aktien auf den höchsten Stand seit 56 Wochen geführt hatte. In den vier Jahren zuvor war der Standard & Poor's GSCI Spot Index für 24 Rohstoffe um etwa 85 Prozent geklettert.

Barclays und Rabobank International zufolge wird das Angebot die Nachfrage bei 12 von 18 Metallen und Agrarrohstoffen übertreffen. Goldman Sachs indes hob den Drei-Monats-Ausblick für Rohstoffe vor kurzem von „neutral“ auf „übergewichten“ an. Die Experten der US-Großbank sind der Meinung, dass das Wachstum in China die Preise unterstützen wird.

Investoren haben in diesem Jahr 4,66 Mrd. Dollar aus dem Rohstoffmarkt abgezogen. Das belegen Daten von EPFR Global, die Gesellschaft verfolgt Geldströme. Den Angaben zufolge gab es ein Jahr zuvor noch Zuflüsse von 5,05 Milliarden Dollar. Laut Barclays summierten sich die verwalteten Rohstoffinvestment im Januar auf 430 Milliarden Dollar. Viele Fonds trennten sich von ihren Rohstoff-Anlagen, weil das gestiegene Angebot den verbesserten Konjunkturausblick überwog.

Der Abschwung bei Rohstoffen sei zu weit gegangen und in den nächsten drei Monaten würden sich die Preise wieder erholen, da Chinas Konjunktur anziehe, schrieb Goldman-Stratege Jeffrey Currie in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Bei Kupfer sieht er einen Preisanstieg von 16 Prozent über sechs Monate hinweg.


Kaufsignale aus China und den USA

China bestätigte indes das Wachstumsziel von 7,5 Prozent für 2013. Wie es aus Peking hieß, werden die Ausgaben steigen und das Wirtschaftswachstum unterstützen. Das Land plant 5.200 neue Bahnkilometer und 80.000 Kilometer an Autobahnen, hieß es in einem Bericht der National Development and Reform Commission. Und Jiangxi Copper, der größte Kupferproduzent in China, sah in der Verstädterung einen Grund für eine steigende Metallnachfrage.

Auch aus den USA kamen ermutigende Signale. Die Zahl der Beschäftigten nahm dort im Februar um 236.000 zu – nach einem Anstieg von 119.000 im Januar, wie das US-Arbeitsministerium meldete. Neunzig von Bloomberg befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 165.000 gerechnet. Das Stellen-Plus im Baugewerbe war das stärkste seit sechs Jahren. Die Arbeitslosenquote fiel auf 7,7 Prozent zurück, den niedrigsten Wert seit über vier Jahren.

„Wir sehen eine Rückkehr der Nachfrage für Rohstoffe, weil die USA sowie China und andere Schwellenländer Anzeichen für eine Beschleunigung zeigen“, erklärte Rob Haworth, Investmentstratege bei U.S. Bank Wealth Management in Seattle. „Das ist ein guter Zeitpunkt, um Rohstoff-Positionen aufzubauen. Ein Anstieg der Nachfrage könnte die Preise antreiben.“

Frances Hudson, Strategin bei Standard Life Investments in London, ist vorsichtiger. „In den vergangenen paar Jahren waren alle enthusiastisch bei Rohstoffen – sie galten der Streuung von Risiken im Handel, aber das scheint sich nun geändert zu haben“, sagte sie. „Auch der Dollar hat eine große Rolle gespielt, weil er gegenüber anderen Währungen recht stark angestiegen ist. Die breite Entwicklung der Rohstoffe hat Investoren enttäuscht, sie haben weiter Geld abgezogen.“

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