Wer bietet mehr? Facebook und Twitter im Aktien-Duell

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Facebook verdient mit und abseits der Werbung mehr

Wetten auf den Absturz bieten bessere Chancen

Keine leichte Aufgabe: Um die Budgets für mobil abgerufene Werbung buhlen nicht nur Facebook und Twitter, sondern auch Google, Yahoo, LinkedIn sowie demnächst eventuell Newcomer wie WhatsApp (Nachrichten-Austauschdienst per Handy, der als SMS-Killer gilt), Pinterest (soziales Netzwerk für Fotos) und Snapchat (Austauschdienst für Fotos und Videos).

FAZIT: Facebook kann den Nutzen für Werbekunden besser nachweisen und verdient folgerichtig mehr. Twitter hat Nachholbedarf.

4. Neue Geschäfte: gibt es weiter Erlösquellen?

Beide Anbieter vermarkten auch ihre Infrastruktur. Twitter bietet Datendienstleistern Zugriff auf seinen Nachrichtenstrom in Echtzeit – jeden Tweet, jede Reaktion, jedes Thema. Unternehmen wie IBM oder Salesforce versuchen, diese dann schließlich für ihre Kunden auszuwerten und aufzuarbeiten, ähnlich wie es Gründer Fischer mit Tame für seine Medienkunden macht.

Damit gibt Twitter – anders als Facebook – seine Daten schon bei der Entstehung aus der Hand. Noch bringt das Datengeschäft nur elf Prozent der Twitter-Umsätze. Doch der Bereich wächst schneller, weil Twitter laufend neue Partner gewinnt und die Preise dafür offenbar einfacher erhöhen kann als für die Werbung.

Facebook macht auch mit Spielen Umsatz: Nutzer können sich etwa für Candy Crush oder FarmVille anmelden, die Drittanbieter entwickeln. Millionen Spieler haben sich mittlerweile einen virtuellen Bauernhof aufgebaut oder bei Candy Crush Süßigkeiten wie Bausteine verschoben.

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Viele dieser Apps kosten Geld, das Nutzer direkt auf Facebook zahlen – per Kreditkarte oder PayPal. Facebook wiederum berechnet den Spielanbietern dafür eine Gebühr. Mit diesem Bereich Payments and Fees erzielte Facebook 2012 immerhin 810 Millionen Dollar Umsatz, rund doppelt so viel wie Twitter insgesamt. Kein Wunder, dass auch Twitter nun plant, Zahlungen über seine Kurznachrichten abzuwickeln, etwa für Online-Shops. Bestätigungen und Details zur Kooperation mit dem Zahlungsanbieter Stripe gibt es noch nicht. Dass sich Produkte über Twitter verkaufen lassen, beweist aber ein Testlauf der Kaffeehauskette Starbucks: Der Konzern bietet seinen Kunden an, Gutscheine per Tweet an andere Twitter-Nutzer zu verschicken.

FAZIT: Facebook dürfte noch auf Jahre hinaus wesentlich mehr Geld abseits der Werbung verdienen als Twitter.

5. Übernahmen: wer kauft Wettbewerber auf?

Wie schnell die Fan-Karawane im Internet weiterzieht und eben noch angesagte Anbieter fallen lässt, zeigen zahlreiche einst prominente soziale Netzwerke – von MySpace (in der Spitze 2009 über 260 Millionen Mitglieder) bis StudiVZ (2010 mit über 17 Millionen Mitgliedern noch Marktführer in Deutschland). Die Gefahr, dass sie aus der Mode geraten könnten, ist zwar „weder bei Facebook noch Twitter sehr akut, aber generell gegeben“, sagt Fondsmanager Dreide. Erstmals in der Unternehmenshistorie musste Facebook-Finanzchef David Ebersman im November zugeben, dass die Zahl der unter 20-Jährigen, die Facebook mehr als einmal täglich nutzten, gesunken war.

Teenies weltweit wenden sich bereits neuen Anbietern wie WhatsApp zu, deren Nutzerzahlen mit zweistelligen Raten pro Monat wachsen. Anders als die Leichen auf dem Friedhof der Social Media haben Twitter und Facebook aber genug Geld, um die Konkurrenz notfalls vom Markt zu kaufen. Facebook nahm beim Börsengang (IPO) 2012 18,4 Milliarden Dollar ein, Twitter 2013 rund 2,1 Milliarden.

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