Frankfurt/Tokio Die Abwertung des Yen beschleunigt sich: Der Dollar ist am Freitag auf ein Vier-Jahres-Hoch von 101,19 Yen gestiegen. Zuletzt hatte die US-Währung im April 2009 diese Marke erreicht. Am Donnerstag hatte der Greenback nach unerwartet starken US-Arbeitsmarktdaten bereits die 100-Yen-Marke durchbrochen. Einige Investoren spekulieren laut Händlern darauf, dass die US-Notenbank Fed ihre Anleihenkäufe bald zurückschraubt, sollte sich der Arbeitsmarkt nachhaltig stabilisieren.
Bei der japanischen Zentralbank ist dagegen noch kein Ende der ultralockeren Geldpolitik in Sicht. Die Währungshüter hatten erst Anfang April angekündigt, in weniger als zwei Jahren 1,4 Billionen Dollar in den Kreislauf pumpen zu wollen - vor allem über den Ankauf von Staatsanleihen, börsengehandelten Indexfonds und Immobilienfonds. Der Leitzins spielt dagegen vorerst keine Rolle mehr.
Mit der Deflations-Bekämpfung der Bank of Japan bewegt sich die Währung gerade auf die längste Serie an monatlichen Verlusten in nahezu zwei Jahrzehnten zu. Seit dem 4. April hat der Yen schon 4,3 Prozent eingebüßt. Damals hatte Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda erklärt, die monatlichen Bonds-Aufkäufe verdoppeln und länger laufende Anleihen anhäufen zu wollen - um das Ziel einer jährlichen Inflation von zwei Prozent zu erreichen.
Die japanische Regierung erklärte den schwächeren Yen umgehend als Erfolg der Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Shinzo Abe, die in Japan „Abenomics“ genannt wird. „Mit Abenomics hoffen wir, dass die japanische Wirtschaft wachsen und zur globalen Wirtschaft beitragen kann“, sagte Regierungssprecher Yoshihide Suga. Der schwache Yen sei ein Zeichen, „dass unsere Politik gut vorankommt“. Ein schwacher Yen hilft vor allem der japanische Exportwirtschaft. In Japan produzierte Waren werden damit im Ausland billiger. Auf der anderen Seite muss das rohstoffarme Japan mehr für Öl- und Gasimporte zahlen.
Die neue Regierung unter Shinzo Abe, die im Dezember an die Macht kam, hatte versprochen, mit noch nie dagewesenen Konjunkturmaßnahmen 15 Jahre Deflation zu beenden. Im bisherigen Jahresverlauf kommt der Yen auf ein Minus von 13 Prozent. So viel hat keine andere wichtige Währung in dieser Zeit an Wert verloren.
Jetzt, wo die 100-Yen-Marke durchbrochen sei, dürfte der nächste Widerstand erst wieder bei 105 Yen liegen, prognostiziert Kathy Lien von BK Asset Management in New York. Marktbeobachter gehen davon aus, dass japanische Investoren wegen der rückläufigen Renditen bei den Staatsanleihen des Landes verstärkt auf US-Staatstitel umschwenken könnten, was den Yen weiter belasten dürfte. Daten der Regierung zeigten am Freitag bereits, dass die heimischen Investoren in den vergangenen zwei Wochen verstärkt bei ausländischen Bonds zugegriffen haben.
Der Euro kletterte auf 131,91 Yen, den höchsten Stand seit Januar 2010. Zur US-Währung notierte der Euro nahezu unverändert bei 1,3043 Dollar.