Wirtschaft im Weitwinkel

Comeback der europäischen Aktien

Die europäischen Aktienmärkte waren in den vergangenen Jahren bei Investoren nicht sehr beliebt - abgesehen von Deutschland. Dies lag am unsicheren politischen Umfeld, diversen Krisen und der mangelnden Gewinndynamik vieler europäischer Unternehmen. Der Euro Stoxx 50 entwickelte sich daher über Jahre schlechter als der Dax und die großen US-Aktienindizes. Das könnte sich jetzt ändern.

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Der Euro Stoxx 50 entwickelte sich daher über Jahre schlechter als der DAX und die großen US-Aktienindizes. Das könnte sich jetzt ändern. Quelle: REUTERS

Die Konjunktur im Euroland befindet sich endlich wieder in einer guten Verfassung. So gut wie aktuell lief es seit vielen Jahren nicht mehr. Das Momentum hat dabei jüngst zugenommen und sollte 2018 weiter an Breite gewinnen. Gleichzeitig stehen die Zeichen für das weltwirtschaftliche Wachstum auf Grün, so dass die Unternehmen in Europa auch im kommenden Jahr wieder deutlich besser verdienen sollten.

Weil auch die befürchteten neuen Krisen in Europa 2017 weitgehend ausgeblieben sind, steht der Kontinent heute – trotz der unklaren Regierungsbildungsaussichten in Deutschland – wirtschaftlich und politisch deutlich stabiler da als in den vergangenen Jahren, in denen ein Ende des Euro mehr als einmal diskutiert wurde.

Nach einem Jahrzehnt andauernder Underperformance gegenüber dem S&P 500 stehen die Chancen für eine Renaissance des europäischen Aktienmarktes daher nicht schlecht. Sicherlich verdient der US-Aktienmarkt zwar eine Prämie gegenüber den europäischen Pendants, unter anderem weil alle führenden Technologiefirmen und -plattformen der westlichen Welt dort beheimatet sind und die US-Banken wesentlich höhere Gewinne erzielen als ihre europäischen Konkurrenten. Trotzdem dürfte Europa dank mehr Stabilität und Wachstum als Anlagethema 2018 wieder beliebter werden. Der Abschlag, mit dem europäische Aktien gegenüber den US-Werten notieren, ist nur noch zum Teil gerechtfertigt.

Das politische Länderrisiko in den Ländern, in denen die deutliche Mehrheit der Euro Stoxx 50-Unternehmen beheimatet ist, scheint überschaubar. Italien bleibt in Anbetracht bekannter Probleme (Politik, Verschuldung, Banken) ein Störenfried, der 2018 über die Marktstimmung wirken könnte. Die Entwicklung in Italien sollte aber kein marktdominierendes Thema werden, auch weil sich einige der genannten Faktoren jüngst gebessert haben.

Die Euro Stoxx 50-Unternehmensgewinne sollten dagegen 2018 im Einklang mit der gut laufenden Konjunktur zwischen acht und zehn Prozent steigen. Durch diesen Anstieg könnte der Euro Stoxx 50 bis Ende 2018 auf 4.000 Punkte steigen. In Anbetracht des positiven Konjunkturbildes für 2018 sind auch noch höhere Kurse möglich. Jedoch sollte die gestartete Entwöhnungskur der Notenbanken (Schrumpfung der Fed-Bilanzsumme, Drosselung der EZB-Anleihenkäufe) eine zu positive Kursentwicklung bis zum Jahresende 2018 verhindern. Angesichts unserer langfristigen Renditeprognose für festverzinsliche Anleihen (Bundrenditen bis 2021 unter zwei Prozent) bleiben Aktien auch generell attraktiv.

Dank des überdurchschnittlichen Gewinnwachstums der Unternehmen und der hohen Dividendenattraktivität im Vergleich zu anderen Indizes (3,4 Prozent für das Geschäftsjahr 2017) schätzen wir die Kursperspektiven des Euro Stoxx 50 positiv ein. Der Index gehört zu den wenigen Aktienmarktindizes weltweit, die historisch gesehen noch nicht zu teuer erscheinen.

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