WirtschaftsWoche Club BörsenWoche hautnah - was Hamburgs Unternehmenschefs vorhaben

Beim WiWo-Clubtreffen bekräftigt Hapag-Lloyd-Chef Jansen, dass die Fusion mit UASC 435 Millionen Euro einsparen soll. Comdirect sieht sich dank Onvista-Übernahme auf Wachstumskurs und für Lotto24 sind Sportwetten tabu.

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Impressionen von der WiWo-Clubveranstaltung
"BörsenWoche hautnah": Eine exklusive und kostenlose Veranstaltung für WiWo-Club-Mitglieder zum Thema "Hamburger Unternehmen an der Börse". Quelle: Carolin Thiersch für WirtschaftsWoche
Zum Lesertreffen eingeladen waren als Diskutanten die Chefin der Lotto24 AG, Petra von Strombeck, der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Habben Jansen und der Chef der Onlinebank comdirect, Arno Walter. Quelle: Carolin Thiersch für WirtschaftsWoche
Die Diskussion drehte sich um die Geschäfte der drei börsennotierten Unternehmen und die Perspektiven ihrer Aktien. Quelle: Carolin Thiersch für WirtschaftsWoche
Die beiden Hauptautoren der BörsenWoche, Georg Buschmann und Christof Schürmann, moderierten die Veranstaltung in der Hauptzentrale der Hapag-Lloyd in Hamburg. Quelle: Carolin Thiersch für WirtschaftsWoche
Rund 50 Mitglieder des WirtschaftsWoche-Clubs folgten der Einladung zum Lesertreffen. Quelle: Carolin Thiersch für WirtschaftsWoche
WiWo-Redakteur Georg Buschmann, Lotto24-Chefin Petra von Strombeck, Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen, comdirect-bank-Chef Arno Walter und WiWo-Redakteur Christof Schürmann (v.l.n.r.) bei der WirtschaftsWoche Clubveranstaltung "BörsenWoche hautnah" in der Hapag-Lloyd-Zentrale in Hamburg. Quelle: Carolin Thiersch für WirtschaftsWoche
Beim WiWo-Clubtreffen in Hamburg bekennt sich Rolf Habben Jansen, Vorstandsvorsitzender der Hapag-Lloyd AG, auch nach der Fusion mit Konkurrent UASC zum Standort Hamburg. Quelle: Carolin Thiersch für WirtschaftsWoche

Eigentlich könnte Rolf Habben Jansen jetzt zufrieden sein. Der Chef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd hat gerade rechtzeitig vor der Hauptversammlung Ende Mai die komplizierte Fusion mit dem arabischen Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC) abgeschlossen. Beim Aktionärstreffen stimmten die Anteilseigner außerdem seinem Plan für eine 400 Millionen Dollar schwere Kapitalerhöhung zu, mit der Hapag-Lloyd die durch die Fusion aufgenommenen Schulden abbauen will. Doch kaum ist der Deal samt Finanzierung unter Dach und Fach, da poppt das nächste Problem auf.

Kein Kommentar zu Katar

Denn mit der Fusion bekommt Hapag-Lloyd auch neue Eigentümer. Ausgerechnet der katarische und der saudi-arabische Staatsfonds halten nun 14,4 beziehungsweise 10,1 Prozent der Aktien am Hamburger Traditionsunternehmen. Zwischen Katar und zahlreichen anderen arabischen Staaten, darunter Saudi-Arabien, war am Montag eine diplomatische Krise eskaliert. Für Hapag-Lloyd ist das misslich, weil jetzt ein politischer Konflikt mitten im Aufsichtsrat ausgetragen werden könnte. Sowohl die katarischen Anteilseigner als auch die Saudis entsenden je einen Vertreter in das Gremium.

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Trotz dieser neuen Baustelle nahm sich Habben Jansen am Donnerstagabend Zeit, um in der Hamburger Konzernzentrale mit rund 50 Mitgliedern des WirtschaftsWoche-Clubs zu diskutieren. Zum Lesertreffen eingeladen waren als Diskutanten neben Habben Jansen die Chefin der Lotto24 AG, Petra von Strombeck und der Chef der Onlinebank comdirect, Arno Walter. Die Diskussion drehte sich um die Aktien der drei börsennotierten Unternehmen.

Zu seinen neuen Großaktionären und dem schwelenden Konflikt hielt Habben Jansen sich jedoch bedeckt. Den Konflikt zwischen Kataris und Saudis wollte der Hapag-Chef nicht kommentieren. Stattdessen erklärte er, wie Hapag-Lloyd durch die Fusion mit UASC der Schifffahrtskrise trotzen will. Seit Jahren sinken die Preise für den Seetransport von Containern, die Schifffahrt steckt in einer der schwersten Krisen ihrer Geschichte. Als Hapag-Lloyd vor gut anderthalb Jahren an die Börse strebte, klappte das nur mit Ach und Krach.

Die Diskussion drehte sich um die Geschäfte der drei börsennotierten Unternehmen und die Perspektiven ihrer Aktien. Quelle: Carolin Thiersch für WirtschaftsWoche

Habben Jansen steuert mit Fusionen gegen. Zum Zusammenschluss mit UASC sagte der Chef gestern: „Größe ist sehr wichtig in unserer Branche, durch die Fusion können wir viele Kosten, etwa in der Verwaltung, einsparen.“ 435 Millionen Dollar will er so pro Jahr weniger ausgeben. Klappt das, dürfte auch die Aktie wieder besser laufen, die der Niederländer trotz Kursavancen zu Beginn des Jahres für „deutlich unterbewertet“ hält.

100 Prozent Kursplus mit Lotto

Über den Aktienkurs ihres Unternehmens nicht klagen kann Petra von Strombeck, die Vorstandsvorsitzende der Hamburger Lotto24 AG. Das Unternehmen vermittelt online Lottoscheine an die staatlichen Lotterien. Weil das bis 2012 in Deutschland verboten war, sei der Online-Lotto-Markt ein Wachstumsfeld, so von Strombeck. Rund 100 Prozent Kursplus bescherte die Aktie Anlegern in den vergangenen zwölf Monaten.

So soll es weitergehen, von Strombeck sieht im deutschen Lottomarkt, bei dem Online-Anbieter bisher nur für rund zehn Prozent der Umsätze stehen, noch reichlich Potenzial: „Langfristig sehe ich den Marktanteil von Online-Lotto eher bei 50 Prozent.“ Für weiteres Wachstum sei langfristig auch eine Expansion in europäische Nachbarländer denkbar, verriet sie beim Clubtreffen gestern.

Einer Ausweitung des Geschäftsmodells, etwa auf Sportwetten, erteilte die Lotto24-Chefin gestern Abend aber eine klare Absage. Dort seien zwar die Margen besser, für das Image des Lottogeschäfts seien die nicht regulierten Wetten aber schädlich.

Bekenntnis zum Standort Hamburg

Das Geschäftsmodell erweitert hat hingegen der Chef der Quickborner comdirect Bank, Arno Walter. Die Commerzbank-Tochter übernahm in diesem Jahr das Finanzportal Onvista samt dem gleichnamigen Broker. Auf günstigere Preise, wie sie Onvista beim Wertpapierhandel bietet, können comdirect-Kunden indes nicht hoffen.

„Die comdirect war immer schon ein Qualitätsprodukt, das nicht in erster Linie über den Preis verkauft wurde. Daran wollen wir festhalten", so Walter gestern. Das werde auch so bleiben. Onvista hingegen spreche preisbewusste Kunden an, die viel an der Börse handeln. „Im Wertpapierhandel gibt es ganz unterschiedliche Zielgruppen . Mit der Onvista-Übernahme haben wir uns breiter aufgestellt.“ Beide Marken, comdirect und Onvista, sollen nebeneinander existieren.

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Gute Nachrichten verkündete der comdirect-Chef den WiWo-Club-Gästen in Sachen Kosten. Die comdirect verlangt seit Anfang des Monats von ihren Kunden Gebühren für das Verwahren von Xetra-Gold. An anderen bisher kostenlosen Leistungen wie dem Girokonto wolle das Institut aber festhalten, so Walter. „Ein Girokonto ist eigentlich ein Recht jedes Bürgers, um am finanziellen Leben teilzunehmen. Es wird daher kostenlos bleiben." Auch mit den Gebühren im Wertpapierhandel, die die Bank aktuell verlangt, sei er zufrieden. "Wir haben auch im Wertpapierhandel aktuell keine weiterführenden Pläne für Gebührenerhöhungen.“

Hapag bleibt Hapag in Hamburg

Beruhigen konnte auch Hapag-Lloyd-Chef Habben Jansen das Publikum. Hapag-Lloyd werde nach den Fusionen ein Hamburger Unternehmen bleiben. Dabei ist der Standort für Containerschiffe nicht ideal: Einige große Schiffe können Hamburg voll beladen nicht anfahren, weil die Fahrrinne der Elbe zu flach ist.

Der Fluss soll deswegen erneut vertieft werden, das Verfahren zieht sich jedoch schon jahrelang hin. „Ein Nachteil für den Standort“ sei das, räumte Habben Jansen ein. Er hofft aber darauf, dass die Elbvertiefung bald kommt. In Hamburg bleibt das Unternehmen so oder so. „Wir sind seit über 100 Jahren am Ballindamm und werden hier weiter unsere Zentrale haben.“

Auch am Unternehmensnamen werde nicht gerüttelt. Ein WiWo-Leser hatte den Reederei-Chef gefragt, ob der Name Hapag-Lloyd trotz der vielen Fusionen und der Internationalisierung des Unternehmens weiterhin bestehen bleibe. „Das ist eine spannende Frage, den Vorschlag hatte ich bisher noch nicht auf dem Tisch“, erklärte der Niederländer. „In den nächsten Jahren wird eine Änderung unseres Namens kein Thema sein.“ Dann fügte Habben Jansen mit einem Schmunzeln hinzu: „Im Jahr 2100 vielleicht.“

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