Die Konstruktion bringt ein Risiko mit sich: Fällt der Swap-Partner aus und kann nicht zahlen, stünden die Anleger plötzlich mit den vom Indexfonds tatsächlich gekauften Aktien da, obwohl sie es ja eigentlich auf ganz andere Aktien abgesehen hatten. Mit verschiedenen Sicherheiten soll das Risiko begrenzt werden. So darf das Swap-Risiko maximal zehn Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Außerdem besichern viele Indexfondsgesellschaften die Fonds zusätzlich. So sieht Comstage vor, dass die angebotenen Indexfonds zu 105 Prozent besichert sind - die tatsächlich gekauften Aktien stellen also mehr Wert dar, als sie eigentlich müssten.
Indexfonds-Geschichte: Zocker und Gefahren
Ausweitung des ETF-Spektrums auf Schwellenländer, Branchenindizes für Immobilienaktien, Goldminen und Dividenden-Indizes.
Die ETFs von Lyxor und iShares auf den Euro Stoxx 50 sind mit zusammen zehn Milliarden Euro die meistverkauften in Europa.
Drei globale Aufsichtsbehörden (IWF, FSB und BIS) warnen vor Risiken der ETFs für die Finanzmärkte. In Europa werden bei 45 (USA: 3) Prozent der ETFs die Indizes mit einem Tauschgeschäft (Swap) mit Banken nachgebildet.
An der Deutschen Börse wurde der 1000. ETF gelistet. Heute gibt es dort rund 1200 von 21 Anbietern.
Großanleger Carl Icahn bezeichnet ETF- und Fondsanbieter Blackrock bei einer Diskussion als „extrem gefährliche Firma“.
Mit 88 Prozent plus seit Jahresbeginn ist der UBS Solactive Global Pure Gold Miners-Aktien ETF Topperformer. Schlusslicht mit 30 Prozent minus ist der RBS Market Access MSCI Emerging Africa ETF.
Einigen Anlegern ist eine solche Konstruktion trotzdem suspekt. Schließlich hat die Finanzkrise gezeigt, wie schnell ausgefeilte Sicherheitsmechanismen in der Praxis plötzlich nicht so funktionieren wie gedacht und aus theoretischen Risiken ganz reale werden. Diese Anleger weichen eher auf Indexfonds aus, die tatsächlich die im Index enthaltenen Aktien kaufen. Diese werden auch physisch replizierend genannt, in Abgrenzung zu den synthetischen Indexfonds mit Swaps.
Doch während diese echte Replikation bei einem Index wie dem Dax noch gut funktioniert, weil er nur 30 Aktien enthält, ist sie bei einigen Indizes wie dem MSCI Weltaktienindex kaum möglich. Indexfondsgesellschaften, die sich daran trotzdem versuchen, etwa iShares, eine Tochter von Blackrock, nutzen eine spezielle Methode. Sie kaufen einen Teil der Aktien, der genau so groß sein soll, dass er alle Aktien umfasst, die den Index maßgeblich bewegen. Aktuell haben im MSCI Weltaktienindex zum Beispiel nur 24 der über 1600 Aktien einen Indexanteil von jeweils über 0,5 Prozent. Es reichen also deutlich weniger als 1600 Aktien, um der Index-Wertentwicklung sehr nahe zu kommen. Diese Methode, auch Sampling genannt, ist zwar einerseits transparenter als die Konstruktion mit Swaps – weil wirklich Aktien aus dem jeweiligen Index gekauft werden – andererseits bringt sie das Risiko mit sich, dass der Indexfonds die Wertentwicklung des Index weniger genau abbilden kann.
Die Diskussion um die Risiken von Indexfonds haben der Branche insgesamt geholfen. Heute informieren die Indexfondsgesellschaften deutlich transparenter als früher. Klare Regeln sichern Anleger zusätzlich ab. So schreiben die Indexfonds eine Erfolgsgeschichte: Obwohl es sie in Europa erst seit rund 15 Jahren gibt, stecken mittlerweile etwa 500 Milliarden Euro in ihnen. Immer mehr Anleger lassen sich davon überzeugen, dass eine aktive Fondsverwaltung ihnen auf Dauer keinen Mehrwert bietet: Kaum ein Fondsmanager schafft es auf längere Sicht seinen Vergleichsindex zu schlagen. Und dann müssten Anleger noch vorab erkennen, wer dieses Kunststück künftig schaffen wird. Sehr viel Unsicherheit, die einer Gewissheit gegenübersteht: den höheren Kosten der aktiv verwalteten Fonds.
Mischdepot mit Indexfonds umsetzen
Das WirtschaftsWoche-Mischdepot lässt sich mit den Indexfonds einfach umsetzen. So könnten Anleger einen Indexfonds von Comstage auf den MSCI Weltaktienindex kaufen (ISIN: LU0392494562) oder das physisch replizierende Pendant von iShares (IE00B4L5Y983). Für Euro-Unternehmensanleihen bietet sich ebenfalls ein ETF von iShares an (IE0032523478). Gold sollte als Krisenversicherung am besten physisch mit Anlagemünzen oder Goldbarren eingelagert werden; eine Alternative bieten physisch besicherte Indexanlagen wie Xetra Gold (DE000A0S9GB0). Die Cashreserve Tagesgeld wirft derzeit nicht viel ab und dient eher als Polster. 1,1 Prozent Jahreszins für vier Monate bekommen Neukunden derzeit bei der Volkswagen-Bank.
Mit dieser Strategie lassen sich nicht nur Einmalsummen rentabel und gleichzeitig breit gestreut investieren. Auch der Vermögensaufbau mit ETF-Sparplänen ist so gut möglich. Direktbanken bieten solche Sparpläne teils schon ab 25 Euro Sparrate pro ETF an (etwa Consorsbank und Comdirect), für 1,5 Prozent Kaufgebühr. Bei höheren Sparraten können fixe Kaufgebühren vorteilhaft sein. So zahlen Kunden von Flatex nur 0,90 Euro pro Kauf, unabhängig von der Sparrate (ab 50 Euro). Hinzu kommt nur noch ein geringer prozentualer Aufschlag bis etwa 0,2 Prozent. Häufig bieten die Direktbanken Sparplankäufe ausgewählter ETFs zumindest zweitweise ganz ohne Kaufgebühr an. Derzeit sind bei Flatex etwa ETFs von Comstage und iShares gebührenfrei erhältlich.
Wenn Sie an einer der kommenden WiWo-Club-Veranstaltungen teilnehmen möchten, finden Sie Termine und Anmeldeformulare hier.