WirtschaftsWoche Club Erfolgreich sparen mit Indexfonds

Mit Indexfonds oder ETFs können Anleger einfach und kostengünstig Geld anlegen. Wie das in der Praxis klappt und welche Risiken es gibt, zeigte ein Vortrag des WirtschaftsWoche Clubs. Die wichtigsten Erkenntnisse.

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An Aktien führt bei der Geldanlage derzeit kaum ein Weg vorbei. Ein Sparbuch der Sparkasse KölnBonn bringt pro Jahr noch 0,001 Prozent Zins, eine neu abgeschlossene private Rentenversicherung 0,4 Prozent garantierte Beitragsrendite über 25 Jahre betrachtet. Mit Aktien ist deutlich mehr drin.

So hätte etwa ein simpel aufgebautes Mischdepot, von der WirtschaftsWoche mehrfach vorgestellt (etwa im Jahr 2012, siehe hier), bei jedem Startjahr seit 2000 zwischen fünf und acht Prozent Rendite pro Jahr gebracht. Im Schnitt wären Anleger damit auf 6,4 Prozent Jahresrendite gekommen. Dieses Jahr liegt es schon über sieben Prozent vorn. Dabei wurden je 30 Prozent Aktien (MSCI Weltaktienindex) und Anleihen (Euro-Unternehmensanleihen), 25 Prozent Gold (in Euro) und 15 Prozent Tagesgeld angesetzt. Die Depotanteile werden jedes Jahr zu Jahresbeginn wieder auf das Ausgangsniveau gebracht.

Nerven schonen und Rendite einfahren

Neben seiner Ertragsstärke schont das Mischdepot vor allem die Nerven. Dieses Jahr hätten Anleger damit selbst im denkbar schlechtesten Fall - also einem Einstieg auf dem Hoch und einem Ausstieg zum Tief - nur 2,8 Prozent verloren, während der MSCI Weltaktienindex 15 Prozent, der Dax gar 20 Prozent maximalen Verlust gebracht hätte. Auch die Wertentwicklung in einzelnen Jahren zeigt, wie gut das Mischdepot Verluste abfedert. Selbst im Finanzkrisenjahr 2008 lag der Verlust nur bei 8,5 Prozent. Die besten Jahre seit 2000 waren 2005 und 2009 mit je 18,5 Prozent Zuwachs.

Geeignete Indexfonds (ETFs) und Anlagen für das Mischdepot

Ein Vortrag des WirtschaftsWoche Clubs stellte Ende November in Düsseldorf aussichtsreiche Strategien vor, wie auch risikoscheue Anleger mit Aktien sparen können - und dafür Indexfonds, auch ETFs genannt, einsetzen. Die Indexfonds sind dabei nicht Selbstzweck, sondern bieten eine komfortable und kostengünstige Möglichkeit, in Aktien zu investieren. Ihre Wertentwicklung orientiert sich stets an einem bestimmten Index, etwa dem deutschen Dax oder dem MSCI Weltaktienindex, der Aktien aus 23 Industrieländern abbildet.

Theoretisch gilt: Fliegt eine Aktie aus dem Index, fliegt sie auch aus dem Indexfonds. Er liefert eine direkte Kopie des Index. Deshalb braucht er keinen Fondsmanager, der nach aussichtsreichen Unternehmen sucht, und dafür bezahlt werden will. Die Kosten von Indexfonds liegen daher mit in der Regel maximal 0,5 Prozent pro Jahr deutlich unter denen von aktiv verwalteten Fonds, für die Anleger durchaus zwei bis drei Prozent pro Jahr zahlen müssen. Allein diesen Kostenunterschied muss der Fondsmanager eines aktiv verwalteten Fonds erst mal wieder reinholen.

Indexfonds sind komfortabel, aber auch kompliziert

In der Praxis funktionieren Indexfonds allerdings etwas komplizierter. Viele von ihnen kaufen die im jeweiligen Index enthaltenen Aktien gar nicht, obwohl sie diesen ja eigentlich abbilden. So liegen im Aktienkorb eines ETFs auf den MSCI Weltaktienindex von Comstage, einer Commerzbank-Tochter, nicht die über 1600 Aktien aus 23 Industrieländern, sondern aktuell 25 deutsche Aktien, die alle im Dax enthalten sind. MünchnerRück, Siemens und Daimler haben mit je über sechs Prozent aktuell den größten Anteil. Auch bei allen anderen Comstage-Indexfonds, die vergleichbar aufgebaut sind, werden nur diese 25 deutschen Aktien gekauft. Das klingt nach Etikettenschwindel, funktioniert aber erstaunlich gut. So hat der ETF die Wertentwicklung des MSCI-Weltaktienindex (in Euro gerechnet und mit Netto-Dividenden) in den vergangenen Jahren genau widergespiegelt.

Indexfonds-Geschichte: Zufälle und Pioniere

Mehrere Mechanismen sorgen dafür, dass selbst so aufgebaute Indexfonds in der Praxis funktionieren. Natürlich entwickelt sich der Wert der von Comstage gekauften 25 deutschen Aktien anders als die Aktien des MSCI Weltaktienindex. Mal laufen sie besser, mal schlechter. Doch das ist genauso bei allen anderen Indexfonds. Einige laufen besser, einige schlechter. Unter dem Strich gleichen sich die jeweiligen Abweichungen oft schon zu großen Teilen aus. Damit der Indexfonds den Index aber wirklich abbildet, schließen Anbieter zusätzlich mit Partnern, meist Banken, spezielle Finanzgeschäfte ab, sogenannte Swaps. Die Partner verpflichten sich, die Wertentwicklung des jeweiligen Index sicherzustellen und stehen dafür gerade. Bei Comstage übernimmt die Commerzbank diese Funktion, bei db-x trackers ist es die Deutsche Bank, bei Lyxor die französische Großbank Société Générale - also jeweils der Mutterkonzern der Indexfondsgesellschaft.

Das Risiko

Die Konstruktion bringt ein Risiko mit sich: Fällt der Swap-Partner aus und kann nicht zahlen, stünden die Anleger plötzlich mit den vom Indexfonds tatsächlich gekauften Aktien da, obwohl sie es ja eigentlich auf ganz andere Aktien abgesehen hatten. Mit verschiedenen Sicherheiten soll das Risiko begrenzt werden. So darf das Swap-Risiko maximal zehn Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Außerdem besichern viele Indexfondsgesellschaften die Fonds zusätzlich. So sieht Comstage vor, dass die angebotenen Indexfonds zu 105 Prozent besichert sind - die tatsächlich gekauften Aktien stellen also mehr Wert dar, als sie eigentlich müssten.

Indexfonds-Geschichte: Zocker und Gefahren

Einigen Anlegern ist eine solche Konstruktion trotzdem suspekt. Schließlich hat die Finanzkrise gezeigt, wie schnell ausgefeilte Sicherheitsmechanismen in der Praxis plötzlich nicht so funktionieren wie gedacht und aus theoretischen Risiken ganz reale werden. Diese Anleger weichen eher auf Indexfonds aus, die tatsächlich die im Index enthaltenen Aktien kaufen. Diese werden auch physisch replizierend genannt, in Abgrenzung zu den synthetischen Indexfonds mit Swaps.

Doch während diese echte Replikation bei einem Index wie dem Dax noch gut funktioniert, weil er nur 30 Aktien enthält, ist sie bei einigen Indizes wie dem MSCI Weltaktienindex kaum möglich. Indexfondsgesellschaften, die sich daran trotzdem versuchen, etwa iShares, eine Tochter von Blackrock, nutzen eine spezielle Methode. Sie kaufen einen Teil der Aktien, der genau so groß sein soll, dass er alle Aktien umfasst, die den Index maßgeblich bewegen. Aktuell haben im MSCI Weltaktienindex zum Beispiel nur 24 der über 1600 Aktien einen Indexanteil von jeweils über 0,5 Prozent. Es reichen also deutlich weniger als 1600 Aktien, um der Index-Wertentwicklung sehr nahe zu kommen. Diese Methode, auch Sampling genannt, ist zwar einerseits transparenter als die Konstruktion mit Swaps – weil wirklich Aktien aus dem jeweiligen Index gekauft werden – andererseits bringt sie das Risiko mit sich, dass der Indexfonds die Wertentwicklung des Index weniger genau abbilden kann.

Die Diskussion um die Risiken von Indexfonds haben der Branche insgesamt geholfen. Heute informieren die Indexfondsgesellschaften deutlich transparenter als früher. Klare Regeln sichern Anleger zusätzlich ab. So schreiben die Indexfonds eine Erfolgsgeschichte: Obwohl es sie in Europa erst seit rund 15 Jahren gibt, stecken mittlerweile etwa 500 Milliarden Euro in ihnen. Immer mehr Anleger lassen sich davon überzeugen, dass eine aktive Fondsverwaltung ihnen auf Dauer keinen Mehrwert bietet: Kaum ein Fondsmanager schafft es auf längere Sicht seinen Vergleichsindex zu schlagen. Und dann müssten Anleger noch vorab erkennen, wer dieses Kunststück künftig schaffen wird. Sehr viel Unsicherheit, die einer Gewissheit gegenübersteht: den höheren Kosten der aktiv verwalteten Fonds.

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Mischdepot mit Indexfonds umsetzen

Das WirtschaftsWoche-Mischdepot lässt sich mit den Indexfonds einfach umsetzen. So könnten Anleger einen Indexfonds von Comstage auf den MSCI Weltaktienindex kaufen (ISIN: LU0392494562) oder das physisch replizierende Pendant von iShares (IE00B4L5Y983). Für Euro-Unternehmensanleihen bietet sich ebenfalls ein ETF von iShares an (IE0032523478). Gold sollte als Krisenversicherung am besten physisch mit Anlagemünzen oder Goldbarren eingelagert werden; eine Alternative bieten physisch besicherte Indexanlagen wie Xetra Gold (DE000A0S9GB0). Die Cashreserve Tagesgeld wirft derzeit nicht viel ab und dient eher als Polster. 1,1 Prozent Jahreszins für vier Monate bekommen Neukunden derzeit bei der Volkswagen-Bank.

Mit dieser Strategie lassen sich nicht nur Einmalsummen rentabel und gleichzeitig breit gestreut investieren. Auch der Vermögensaufbau mit ETF-Sparplänen ist so gut möglich. Direktbanken bieten solche Sparpläne teils schon ab 25 Euro Sparrate pro ETF an (etwa Consorsbank und Comdirect), für 1,5 Prozent Kaufgebühr. Bei höheren Sparraten können fixe Kaufgebühren vorteilhaft sein. So zahlen Kunden von Flatex nur 0,90 Euro pro Kauf, unabhängig von der Sparrate (ab 50 Euro). Hinzu kommt nur noch ein geringer prozentualer Aufschlag bis etwa 0,2 Prozent. Häufig bieten die Direktbanken Sparplankäufe ausgewählter ETFs zumindest zweitweise ganz ohne Kaufgebühr an. Derzeit sind bei Flatex etwa ETFs von Comstage und iShares gebührenfrei erhältlich.

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