Wohnungskonzern Deutsche Annington gerät beim Börsengang unter Druck

Deutsche Großanleger halten ihre Brieftaschen in diesen Tagen lieber geschlossen. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum der Börsengang des Wohnungskonzerns Deutsche Annington mit Spannung erwartet wird.

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Das Bochumer Unternehmen Deutsche Annington will am 3. Juli an die Börse gehen. Quelle: dpa

Frankfurt Der milliardenschwere Börsengang des Wohnungskonzerns Deutsche Annington ist kein Selbstläufer. Das Bochumer Unternehmen, das sein Börsendebüt am 3. Juli anpeilt, kommt von zwei Seiten unter Druck: Die Märkte sind aus Furcht vor einer Straffung der US-Geldpolitik und aus Sorge um das chinesische Finanzsystem hochnervös.

Der Leitindex Dax hat sieben Prozent verloren, seit Deutsche Annington am 10. Juni den Startschuss für den Börsengang gegeben hat. Zugleich verdirbt die Debatte über eine strengere Regulierung des Mietmarktes vielen Investoren scheinbar den Appetit auf die Aktie von Deutschlands größter Wohnungsgesellschaft.

Etliche deutsche Großanleger zeigen sich ausgesprochen knauserig, was den aufgerufenen Preis angeht. Für 18 bis 21 Euro lotet das Annington-Management das Investoreninteresse rund um den Globus aus, die Zeichnungsfrist läuft noch bis Dienstag.

Werden die Aktien am oberen Ende der Preisspanne platziert, hat die Emission ein Volumen von fast 1,2 Milliarden Euro. Es wäre einer der größten Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr.

"18 bis 21 Euro sind eine ziemlich aggressive Preisspanne im aktuellen Marktumfeld. Wir zeichnen da allenfalls am unteren Ende, sind aber noch unentschieden", heißt es von einem großen deutschen Fondshaus. Das Geschäftsmodell biete im Moment wenig Fantasie: größere Zukaufspläne gebe es nicht und die 180.000 Wohnungen mittlerer Qualität seien fast voll vermietet.

Falls die von allen Parteien diskutierte Mietpreisbremse nach der Bundestagswahl komme, dann sei das Potential für Mieterhöhungen begrenzt, sagt ein Fondsmanager. Hinzu komme ein Management ohne immobilienwirtschaftliche Erfahrung.

So kam Vorstandschef Rolf Buch, erst seit April im Amt, von Bertelsmann. Finanzchef Stefan Kirsten, seit Anfang 2011 dabei, blickt auf Stationen bei Metro und ThyssenKrupp zurück. Eine andere Investmentgesellschaft in Frankfurt bläst ins gleiche Horn: "18 Euro sind ein fairer Wert. Die Aktie ist kein Muss", heißt es dort im Portfoliomanagement.


Auf dem falschen Fuß erwischt

Auch im Graumarkt spielt Annington - ganz anders als der Gabelstaplerhersteller Kion - keine Rolle. "Da ist nichts los", sagte Stefan Chmielewski, der den vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz verantwortet. Sein Kollege Norbert Empting von Schnigge hat bisher gerade 500 Annington-Aktien umgesetzt - bei Kion seien es 60.000.

Daher seien die Graumarkt-Kurse von 20 bis 21,50 Euro auch "eher indikativ", räumt Chmielewski ein. Ein anderer Händler wäre nicht überrascht, wenn der Börsengang ganz auf Eis gelegt wird. "Wir haben gerade eine größere Korrektur - insofern ist es nicht auszuschließen, dass der Börsengang noch platzt.

Zumal es sich ja um einen sehr großen handelt", sagte er. Bei Annington gibt man sich gelassen: "Wir gehen davon aus, dass die Aktie planmäßig am 3. Juli an die Börse kommt", sagte ein Sprecher.

Doch spielen institutionelle Anleger aus Deutschland bei Börsengängen seit längerem nur eine untergeordnete Rolle - die meisten Aktien werden von ausländischen Fonds gezeichnet. "Das ist eine defensive Aktie, die auf Pensionskassen und Rentenfonds in den USA und Großbritannien zugeschnitten ist, die wenig Risiko, aber Dividende haben wollen", sagte ein Branchenexperte.

Die Angelsachsen suchten lange Zeit begierig nach Investment-Chancen auf dem soliden deutschen Immobilienmarkt. Doch sie sind gebrannte Kinder. So zeichneten viele Anfang des Jahres Aktien des Düsseldorfer Wohnungskonzerns LEG, die zu 44 Euro ausgegeben wurden. Heute notiert das Papier noch knapp über 40 Euro.

Wie bei Annington hatte die Börsenbewertung damals nahe dem Nettovermögenswert (NAV) gelegen, der den Substanzwert des Unternehmens ohne Schulden misst. Bei der Annington halten viele Anleger aber einen Abschlag von 20 Prozent für geboten - zumal viele andere börsennotierte Wohnungsunternehmen in den letzten Wochen ebenfalls herbe Kursverluste einstecken mussten.

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