Yen wertet auf Fed durchkreuzt Japans Strategie

Die US-Notenbank lässt ihre geldpolitischen Zügel wohl noch einige Zeit locker. Das hilft anderen Währungen wie dem Yen – zum Leidwesen von Japans Politikern. Die sähen ihre Währung lieber viel schwächer.

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Ein Fußgänger vor einer Börsentafel in Tokio: Der Yen wertet auf. Quelle: dpa

Frankfurt Der Yen sorgt bei Investoren weltweit für Unruhe. Seit Tagen steigt sein Wert am Devisenmarkt - obwohl Japans Zentralbank seit Monaten eigentlich alles tut, um die heimische Währung zu schwächen. Billionen Yen hat sie schon in die Märkte gepumpt, mit dem Ziel, die Exportwirtschaft zu päppeln. Einige Monate schien die Rechnung aufzugehen. Doch nun droht Ungemach von der anderen Seite des Pazifiks, denn die US-Notenbank macht Nippon einen Strich durch die Rechnung.

Die Geldpolitik der weltgrößten Volkswirtschaft gibt nämlich an den internationalen Devisenmärkten immer noch den Takt an. Und was zuletzt von der Notenbank Fed in Washington zu hören war, hat viele Investoren desillusioniert. Anders als in den vergangenen Wochen erhofft, wird die Fed die geldpolitischen Zügel wohl noch einige Zeit sehr locker lassen. Hauptgrund ist der schwache Arbeitsmarkt. Für Investoren heißt das, die monatlichen milliardenschweren Anleihenkäufe der Fed gehen zunächst weiter; immer mehr US-Dollars werden gedruckt.

Basierend auf dieser Erkenntnis geht der Dollar-Rally der vergangenen Monate die Luft aus. Anleger werfen den Greenback aus ihrem Depot, und das hilft etlichen anderen Währungen, unter anderem der der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft – dem Yen. „Die Fed-Erwartungsblase wird massiv korrigiert, und davon profitiert der Yen“, sagt Helaba-Analyst Ralf Umlauf.

Inzwischen hat der US-Dollar seinen von April bis Mitte Mai erzielten zwölfprozentigen Wertzuwachs zur japanischen Währung fast komplett wieder eingebüßt. Aktuell ist der Greenback für rund 94 Yen zu haben, vor etwa drei Wochen mussten fast zehn Yen mehr gezahlt werden.

„Zusätzlich zu den abebbenden Spekulationen um eine straffere Fed-Politik spielt bei der Yen-Aufwertung auch eine gewisse Enttäuschung über die Bank of Japan eine Rolle“, merkt Umlauf an. „Einige hatten darauf gesetzt, dass sie noch einmal nachlegt.“ Die japanische Notenbank hatte im April ihre Geldschleusen weit geöffnet und unter anderem das Programm zum Ankauf von Wertpapieren ausgeweitet. Auf ihrer Sitzung zu Beginn der Woche hatte sie dann keine Notwendigkeit für weitere Schritte gesehen.


Experten erwarten erneutes Eingreifen der Bank of Japan

Der Markt reagiere sehr schnell, und ein weiterer Anstieg des Yen sei absehbar, sagt Hans Redeker, der für Morgan Stanley das globale Devisengeschäft verantwortet. Er vermutet, dass die japanische Notenbank versuchen wird, eine anhaltende Rally zu verhindern. „Ich gehe davon aus, dass die Japaner in der kommenden Woche stabilisierend eingreifen werden.“

Immerhin – die Bank of Japan hat ihr Arsenal noch nicht ausgeschöpft. Sie könnte etwa beschließen, die Laufzeit bestimmter, für die Banken günstiger Refinanzierungsgeschäfte zu verlängern. Die Geldhäuser würde das entlasten.

Die Wertentwicklung des Yen ist ein wichtiger Faktor für die heimische Börse. „Ob die Yen-Stärke anhält oder nicht ist entscheidend“, sagt der Chef des Vermögensverwalters Investrust, Hiroyuki Fukunaga. „Denn wenn dem so sein sollte, dann werden die Konzerngewinne zurückgehen, und Investoren sind extrem besorgt, dass es dann auch bald keinen Anreiz mehr gibt, in den japanischen Aktienmarkt zu investieren.“

Die japanische Börse hatte im November zu einer rasanten Rally angesetzt. Auslöser war die Ansage des damaligen Oppositionsführers und jetzigen Regierungschefs Shinzo Abe, bei einem Wahlsieg die Notenbank zur Ankurbelung der Wirtschaft stärker in die Pflicht zu nehmen. Bis Mitte Mai gewann der Leitindex mehr als 80 Prozent. Der Yen hat in diesem Zeitraum rund 30 Prozent an Wert verloren.

Die jüngste Aufwertung der Währung hinterlässt am Aktienmarkt ihre Spuren. Der Nikkei notiert inzwischen mehr als 20 Prozent unter seinem Hoch von Mitte Mai.

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