Yuan gegen Euro und Dollar Chinesischer Renminbi wird Superwährung

Der chinesische Renminbi wird in den Währungskorb des IWF aufgenommen. Damit gewinnt die Währung weiter an Bedeutung, der Euro verliert hingegen am meisten. Die Entscheidung ist umstritten.

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Problem für den Euro? IWF nimmt chinesischen Renminbi auf. Quelle: Getty Images

Einen weiterer Sieg auf dem Weg hin zu einer globalen Währung. So beschreibt die chinesische Nachrichtenagentur die Entscheidung des IWF, den chinesischen Renminbi (internationales Kürzel RMB) in ihren Währungskorb aufzunehmen. Ein weiteres Momentum des andauernden Aufstiegs, frohlockt die Staatsagentur.

Die Aufnahme in den Währungskorb des IWF ist tatsächlich ein großer Schritt für die Öffnung der chinesischen Kapitalmärkte. China hat die Internationalisierung seiner Währung in den vergangenen Jahren massiv vorangetrieben. In mehreren Ländern betreibt es mittlerweile so genannte Clearing-Banken, über die Zahlungen in der chinesischen Währung abgewickelt werden können. Im Mai wurden in London die ersten unabhängigen RMB-Bonds im Wert von umgerechnet 400 Millionen Euro ausgegeben. In den kommenden fünf Jahren will China den RMB zu einer der drei führenden Währungen weltweit ausbauen.

Erstmals offiziell Reservewährung für die Welt

Der Währungskorb des IWF ist die Grundlage für die so genannten Sonderziehungsrechte, eine Art Kunstwährung des Fonds. Die aus den fünf Währungen berechnete Währung bietet beispielsweise die Grundlage für die Berechnung von Forderungen an Länder, denen der IWF Geld geliehen hat. Zudem macht es die Währung offiziell zu einer weltweiten Reservewährung.

Was der Aufstieg des Renminbi zur Weltwährung bedeutet

Die Aufnahme neuer Währungen wird alle fünf Jahre überprüft. Dafür gibt es zwei Hauptkriterien: Das Land, in der die Währung benutzt wird, muss zu den größten Exporteuren der Welt gehören und die Währung kann frei genutzt werden. Das sei laut des IWF gegeben, wenn eine Währung für internationale Transaktionen verwendet sowie international gehandelt werden kann. Es ist die erste Aufnahme einer weiteren Währung seit dem Euro vor rund 16 Jahren, der die Deutsche Mark und den französischen Franc ersetzte. „Die Aufnahme ist ein Meilenstein für die Integration der chinesischen Wirtschaft in das globale Finanzsystem“, sagte auch Christine Lagarde, Chefin des IWF bei der Bekanntgabe der Entscheidung Ende November.

Auf Anhieb ein Schwergewicht

Dabei steigt der Renminbi sogar gleich mit 10,9 Prozent als drittwichtigste Währung in den elitären Club ein. Wichtiger sind nur der Dollar mit 41,7 Prozent und der Euro mit rund 30 Prozent. Dazu kommen noch der japanische Yen mit 8,3 Prozent und der Pfund mit 8,1 Prozent. Größter Verlierer der Aufnahme ist dabei der Euro, der um mehr als sieben Prozentpunkte verliert.

Die nächsten 15 Giganten aus China

Die Aufnahme des Renminbi in den Club der Superwährungen ist für viele Experten längst überfällig. Einerseits hat das Land politisch in den vergangenen Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig entfielen 2015 auf China rund 14 Prozent der globalen Weltwirtschaftsleistung. Immer mehr Zentralbanken halten sowieso bereits einen Teil ihrer Devisen in Renminbi. „Im Prinzip war der Renminbi bereits eine Reservewährung“, sagt Paul Mackel, Analyst bei HSBC. „Für die Zentralbanken wird es jetzt aber einfacher, diesen Schritt auch gegenüber ihren Regierungen zu rechtfertigen.“

Die Rolle des Renminbi ist zwar noch lange nicht mit dem Dollar zu vergleichen. Lediglich ein Prozent der globalen Devisenreserven wird in Renminbi gehalten, wiederum 63 Prozent in Dollar. „In den kommenden zehn Jahren wird der Renminbi aber an Wichtigkeit gewinnen“, prophezeit Mackel. Bald könnte er so beispielsweise dem japanischen Yen Konkurrenz machen, sagt der Experte. Bereits heute wird fast jede dritte Transaktion, bei der China beteiligt ist, in Renminbi umgesetzt. 2020 sollen es über 50 Prozent sein.

Weltwährung, aber wenig stabil

Wie weit der Renminbi allerdings aktuell noch von einer stabilen Währung entfernt ist, zeigte sich in den vergangenen Monaten. Immer wieder geriet die Währung vor allem durch gigantische Kapitalabflüsse unter Druck. Allein im vergangenen Jahr zogen Investoren 676 Milliarden US-Dollar Kapital aus dem Land ab. In diesem Jahr könnten es noch einmal so viel werden.

Grund für den massenhaften Exodus: Viele Anleger zweifeln an dem Erfolg der chinesischen Reformpolitik. Die Konjunktur hat sich zuletzt deutlich abgekühlt. Das Wirtschaftswachstum liegt mit 6,7 Prozent deutlich unter den Vorjahren. Ein Großteil des Wachstums wird zudem lediglich den gewaltigen Infrastrukturprojekten zugeschrieben, die das Land aufgesetzt hat, um die Wirtschaft am Laufen zu halten.

Und während China dringend Überkapazitäten in den traditionellen Industrien wie der Stahl- und Eisenindustrie abbauen und Fiskalreformen umsetzen müsste, setzt es lieber auf alte Wachstumstreiber. Neue Straßen und mehr Brücken gehen schließlich immer. Zudem muss sich Peking dann auch nicht um wütende Bürger sorgen, die gegen ihre Entlassung auf die Straßen gehen.

China verfeuert seine Dollar-Reserven für den RMB

Auf dem Höhepunkt der Abflüsse stieg der Druck auf den Renminbi zuletzt so stark, dass sich die chinesische Zentralbank gezwungen sah, allein im Januar 100 Milliarden US-Dollar zu verkaufen, um die Währung zu stabilisieren. Innerhalb kürzester Zeit schmolzen so die Devisenvorräte dahin. Laut der People’s Bank of China sanken diese seit 2014 von 3,8 Billionen Dollar auf 3,19 Billionen Dollar im September dieses Jahres.

Für die chinesische Regierung ist die Aufnahme in den Währungskorb des IWF dementsprechend wichtig. Sie hofft auf ein starkes Signal, dass wieder mehr Anleger anlockt und das Vertrauen in den Renminbi und die Entwicklung des Landes stärkt.. „Ausländische Investoren werden in Zukunft in Erwägung ziehen, einen Teil des vorhandenen Kapitals in RMB-Kapital umzuwandeln“, bestätigte die Direktorin der Abteilung für internationale Bilanz der staatlichen chinesischen Devisenverwaltungsbehörde Wang Chunying die Hoffnungen der chinesischen Regierung bei einer Pressekonferenz im September.

Kurz bevor die US-Notenbank in dieser Woche die Zinsen anheben könnte, will China sich vom Dollar unabhängiger machen. Das Kalkül ist klar: eine schleichende Abwertung ihrer Währung.
von Sebastian Kirsch

Wie schnell dies aber wirklich passieren wird, bleibt abzuwarten. Während der Renminbi zwischenzeitlich seinen Anteil im globalen Zahlenverkehr ausbauen konnte - mit einem Anteil von 2,8 Prozent hatte die Währung im vergangenen Herbst sogar den Yen eingeholt - sank dieser im ersten Halbjahr wieder auf 1,7 Prozent. Selbst der kanadische Dollar lag laut des Zahlungsverkehrsnetzes Swift noch mit rund zwei Prozent darüber.

Zumindest Währungsexperte Mackel gibt sich optimistisch. China kenne die Probleme und sei reformwillig, glaubt er. Peking hat so beispielsweise erst jüngst erklärt, dass in der Freihandelszone in Shanghai bald der Renminbi vollständig in andere Währungen konvertierbar sein wird. Bisher ist das landesweit nur eingeschränkt möglich. Mackel stellt dabei aber auch klar: „Langfristig wird die Internationalisierung nur erfolgreich sein, wenn China die Reformen auch wirklich umsetzt.“ 

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