Zukunftspläne Portugal strebt Rückkehr an Anleihemarkt an

Angesichts gesunkener Finanzierungskosten will Portugal dem Beispiel Irlands folgen und schon bald wieder an den Anleihemarkt zurück. Experten sehen die portugiesische Regierung dabei als größtes Risiko.

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Portugal soll seine Rückkehr an den Anleihemarkt planen und sich bereits in intensiven Gesprächen mit potentiellen Investoren befinden. Quelle: dpa

Lissabon Portugal folgt dem Beispiel Irlands und strebt eine frühe Rückkehr an den Anleihemarkt an. Hintergrund sind die gesunkenen Finanzierungskosten für Länder, die Rettungspakete in Anspruch genommen haben.

Die Rendite zehnjähriger portugiesischer Anleihen fiel am Mittwoch um sechs Basispunkte auf 5,83 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie noch einen Höchststand von 18,29 Prozent markiert. Portugal hat Barclays Plc, Banco Espirito Santo SA, Deutsche Bank AG und Morgan Stanley beauftragt, eine 2017 fällige Emission im Volumen von 6,08 Mrd. Euro aufzustocken, wie aus informierten Kreisen verlautete.

Irland hatte am 8. Januar Anleihen im Wert von 2,5 Milliarden Euro emittiert und damit eine Vorlage für Portugal geliefert, das im April 2011 ein Rettungspaket über 78 Milliarden Euro beantragt hatte. Die Kreditwürdigkeit des südeuropäischen Landes wird von den Rating-Agenturen Standard & Poor's, Fitch Ratings und Moody's Investors Service mit Junk- Bond-Niveau eingestuft. Portugal hat das Ziel, bis September wieder Zugang zum Markt zu bekommen.

“Die Entwicklung Irlands hat einen guten Weg für die Länder der Peripherie der Eurozone bereitet und Portugal sollte seinen Vorteil daraus ziehen”, sagte Harvinder Sian, Anleihestratege bei der Royal Bank of Scotland Group Plc in London.

Spanien hatte für eine am Vortag begebene zehnjährige Anleihe eine Rekordnachfrage erzielt, wie der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos mitteilte. Die Anleger hatten Gebote über 27 Milliarden Euro abgegeben und damit das Volumen von sieben Milliarden Euro deutlich übertroffen.

Der Internationale Währungsfonds hatte in einem Bericht vom 18. Januar mitgeteilt, dass Vertreter Portugals in intensiven Gesprächen mit potentiellen Investoren seien, um zwei- oder dreijährige Papiere zu emittieren, sobald es die Marktbedingungen erlaubten. Der IWF nannte die Strategie “durchführbar”.

Portugals Finanzierungskosten waren bei einer Auktion von Schatzwechseln mit drei, 12 und 18 Monaten Laufzeit am 16. Januar gefallen. So lag die Durchschnittsrendite der Zwölf- Monats-Wechsel bei 1,609 Prozent und damit auf dem niedrigsten Niveau seit April 2010. Im September 2013 muss Portugal die Rückzahlung einer fälligen Anleihe über 5,8 Milliarden Euro stemmen, ohne das Hilfsprogramm der Europäischen Union in Anspruch zu nehmen.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte gesagt, dass die Zentralbank Anleihen von Euroländern, die sich in einem Rettungsprogramm befinden, kaufen dürfte, wenn sie wieder Zugang zum Anleihemarkt erhielten. Die Maßnahmen, die als geldpolitische Outright-Geschäfte (OMT) bezeichnet werden, seien aber “kein Ersatz” für den Zugang zum Primärmarkt, so Draghi am 4. Oktober.

“Der Markt bleibt Portugal gegenüber positiv eingestellt, aber wir denken, dass angesichts der hohen öffentlichen und privaten Verschuldung die Rückkehr des Landes an die Märkte unterstützt werden sollte”, schrieb Gilles Moec, Volkswirt bei der Deutsche Bank AG in London, in einem Kommentar vom 11. Januar. “OMTs könnten eher eine Kompromisslösung darstellen als eine Ausweitung der EU-Hilfen für Portugal, aber das würde eine grundlegende Änderung der Einstellung der Europäischen Zentralbank erfordern”.

Das größte Risiko für eine Rückkehr Portugals an die Anleihemärkte dürfte in der Regierung des Landes liegen, wie Antonio Barroso, ein Londoner Analyst der Eurasia Group, anmerkte. Zwei Mal im vergangenen Jahr war es zu Rissen in der Koalition aus Sozialdemokraten und der konservativen CDS gekommen, weil die Parteien über die Erhöhung der Sozialversicherungsabgaben und Steuerhöhungen im Rahmen des Haushalts für 2013 uneinig waren. Der Haushalt war schließlich verabschiedet worden, nachdem CDS-Parteichef Paulo Portas das Vorhaben zur Vermeidung einer Regierungskrise mitgetragen hatte.

Finanzminister Vitor Gaspar hatte am 3. Oktober “enorme” Steuererhöhungen angekündigt, um das Haushaltsdefizit auf 4,5 Prozent in diesem und unter die Höchstgrenze der Eurozone von drei Prozent im kommenden Jahr zu drücken. Die Regierung plant zudem Ausgabenkürzungen von vier Milliarden Euro.

“Was mir am meisten Sorgen macht, ist das Defizitziel”, sagte Jose Brito, Chefvolkswirt des Banco Comercial Portugues SA in Lissabon. “Wir müssen uns sehr anstrengen, um die Ziele für 2013 und 2014 zu erreichen, da Investitionen und der private Verbrauch zurückgehen.”

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