Börsenmakler Dirk Müller "Die Schweinehunde bestimmen, wo es langgeht"

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Hauptsitz von Goldmann Sachs in New York Quelle: dapd

Ein selbsternannter Börsenexperte hat kürzlich in einem Interview mit der BBC für einen Eklat gesorgt. Er sagte, die Welt werde beherrscht von Goldman Sachs. Stimmen Sie zu?

Ich habe das auch gesehen - er hat doch recht. Der Einfluss von Goldman Sachs ist kaum zu unterschätzen. Schauen Sie sich nur an, wie viele Banker in den letzten Jahren in verantwortliche Positionen in der Politik gekommen sind - und welche Lobbypolitik sie dort betreiben. Als Finanzminister hat Hank Paulson seinem früheren Arbeitgeber Goldman Sachs während sehr wohlwollend bedient, etwa im Zusammenhang mit der Rettung von AIG.

Sie sind selbst Teil der Finanzwelt, verdienen gutes Geld damit. Auf der anderen Seite üben Sie heftige Kritik. Wie schaffen Sie diesen Spagat?

Für mich ist das kein Widerspruch. Es gibt einen anständigen, ehrlichen Teil der Finanzwelt. Für den spreche ich. Nur leider bestimmen die Schweinehunde, wo es an den Märkten langgeht.

Haben Sie einen guten Rat für Anleger, die ihr Geld in Sicherheit bringen wollen?

Ich rate dazu, reale Werte zu kaufen. Die Aktie ist ein realer Wert, weil sie die Beteiligung an einem Unternehmen darstellt. Papiergeld hat dagegen keinen realen Wert, da steht nichts Echtes dahinter. Allerdings sollte man in diesen unsicheren Zeiten nicht alles auf Aktien setzen, ohne die Positionen abzusichern, entweder durch Optionsscheine oder Eurex-Optionen. Die Absicherung kostet ein paar Prozent an Rendite, aber das ist es wert.

Ist die Gefahr groß, dass die Märkte wieder abstürzen?

Die Märkte können jederzeit einbrechen, so wie im August und September, als der Dax fast 30 Prozent verloren hat. Auf dem Weg nach unten sollte man nach und nach Gewinne aus den Verkaufsoptionsscheinen mitnehmen und dafür mehr Aktien kaufen. Denn irgendwann steigen die Aktien wieder. Ein Unternehmen wie Siemens wird auch in Zukunft Gewinne erwirtschaften, in welcher Währung auch immer. Und wenn der Absturz doch ausbleiben sollte – auch gut. Dann bin ich mit Aktien nach oben voll dabei.

Fühlt sich ein Mister Dax eigentlich besser, wenn die Kurse steigen oder wenn sie fallen?

Ich kann Ihnen sagen, dass ich heilfroh bin, wenn die Nummer hier durch ist und wir die Krise hinter uns haben.

Für Ihr Geschäft dürften Krisenzeiten besser sein. Die Vorträge sind besser besucht und Ihre Bücher verkaufen sich dann auch besser.

Das weiß ich nicht mal. Natürlich will ich Geld verdienen, dafür bin ich in diesem Beruf. Aber genauso wichtig ist mir, den Leuten nichts zu erzählen, an das ich nicht selber glaube. Ich bin niemand, der den Leuten fantastische Renditen verspricht. Wenn die Menschen ihre Kaufkraft erhalten können, ist in der jetzigen Situation schon viel gewonnen. Bei mir hat sich noch nie jemand beschwert, dass er Haus und Hof verloren hätte, weil er meinem Rat gefolgt ist. Wenn die Krise etwas Gutes hat, dann das: Die Menschen fangen endlich an, sich um ihr Geld zu kümmern.

Herr Müller, wir danken Ihnen für das Interview.

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