CO2-Handel Treibhausgas erhält ein Preisschild

Wenn sich die Staatschefs der Welt auf dem Kopenhagener Klimagipfel für ein gemeinsames Investments in die Ökosysteme entscheiden, dürfte auch der Handel mit CO2-Zertifikaten noch weiter zulegen. Die weltweit 25 Klimabörsen müssen sich enger vernetzen, um einen effektiven Handel garantieren zu können.

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Klimagase sollen bald weltweit gehandelt werden. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

FRANKFURT. Europa hat im Handel mit Kohlendioxid-Emissionsrechten eine Führungsrolle. Doch schon bald dürfte der auf Europa fokussierte Handel mit CO2-Zertifikaten an weltweit miteinander verknüpften Handelssystemen in Europa, USA, Brasilien, Ozeanien und auch in China möglich sein. Sebastian Kubsch von der Deutschen Bank sieht Chancen für die Realisierung eines US-Emissionshandelssystems und für eine Verknüpfung mit dem Emissionshandelssystem der EU (ETS), das sich als erstes metastaatliches System längst bewährt hat. Durch den CO2-Handel wird dem Urstoff Luft ein Preis zugeordnet.

Jetzt warten die Akteure im "Carbon-Trading" darauf, dass Staaten wie die USA und China nachziehen. "Wir haben die Hoffnung, dass die USA und China ein auf dem Kopenhagener Klimagipfel im Monat Dezember auszuhandelndes Abkommen unterzeichnen werden", ist Andreas Knörzer von der Bank Sarasin zuversichtlich. "Wir rechnen jedoch nicht so rasch mit der Umsetzung des in den USA vorliegenden Gesetzentwurfs", zeigt sich Pavel Molchanov, Analyst von Raymond James & Associates in Houston, eher skeptisch. "Die USA dürften erst im Jahr 2012 so weit sein", steckt Simon Glossop, Co-Gründer der auf den Handel mit Klimazertifikaten spezialisierten CF Partners in London, den zeitlichen Rahmen ab.

Der Handel mit CO2-Emissionsrechten (EUA) und CO2-Emissionskrediten (CER) sowie anderen Klimaprodukten spielt sich überwiegend am OTC-Markt (im Freiverkehr) ab. Dabei werden sowohl Kassainstrumente als auch Finanzderivate gehandelt. "Nur etwa 30 Prozent wird über die Börsen abgewickelt", sagt Simon Glossop. "Weltweit beschäftigen sich derzeit 25 Börsen mit dem Handel von Klimaprodukten", berichtet Eric C. Bettelheim, Chairman von Sustainable Forestry Management Limited in London. Bettelheim hat diese Gesellschaft 1999 gemeinsam mit Richard Sandor - dem Pionier in Sachen Emissionshandel und Erfinder der Financial Futures - gegründet. Sandor ist Gründer der weltweit ersten Klimabörsen Chicago Climate Exchange (CCX) und European Climate Exchange (ECX). Inzwischen hat sich seine Idee auf allen Kontinenten durchgesetzt. In Deutschland haben die EEX in Leipzig und deren Großaktionär Eurex ihre Kräfte im Klimahandel gebündelt und die Spezifikationen des CO2-Kontrakts auf die Bedürfnisse der Banken zugeschnitten.

Die unterschiedlichen Börsen und Handelsplattformen werden von der Wirtschaft zunehmend genutzt. Eine Umfrage von EcoSecurities zeigt, dass bereits zwei Drittel der Befragten im CO2-Handel aktiv sind oder aber dies in Zukunft erwägen. Der Markt dürfte vor einem großen Durchbruch stehen, wenn sich die an den Kopenhagener Klimagipfel geknüpften Erwartungen erfüllen. Nach Einschätzung der Bank Sarasin birgt das Kopenhagener Treffen großes Potenzial für Investments in die Ökosysteme der Welt. Da die rechtlich verbindliche Verpflichtung des Kyoto-Protokolls - auf dem der CO2-Handel beruht - 2012 ausläuft, könnte die Konferenz nicht nur für das Klima, sondern auch für die Anleger einen wichtigen Wendepunkt darstellen.

Sieben Fragen an: Simon Glossop ist Co-Gründer von CF Partners in London

"Auch die USA und China werden sich beteiligen"

Handelsblatt: Was erwarten Sie vom Klimagipfel in Kopenhagen?

Glossop: Man sollte nicht erwarten, dass dort alle Probleme gelöst werden. Trotz aller Versuche wird es aber einige ausstehende Antworten geben. Ein Teil der Unsicherheit wird verschwinden.

Wann gibt es ein am Kyoto-Protokoll orientiertes weltweites Emissionshandelssystem?

Ein globales Handelssystem wird es nicht sofort geben, dieses wird von Region zu Region schrittweise erfolgen. Australien und Neuseeland werden schon bald dafür bereit sein. In den USA erwarten wir das nach 2012.

Wäre das der große Durchbruch im Emissionshandel?

Wenn ein globales Handelssytem entsteht, gibt es auch einen weltweit gültigen Preis für Kohlendioxid-Emissionen. Dies wird hoffentlich den CO2-Ausstoß senken.

Vertreter der US-Aufsichtsbehörde CFTC haben prognostiziert, der CO2-Emissionsmarkt werde zum größten Rohstoffmarkt der Welt. Welche Erwartungen haben Sie?

Der Markt wächst seit Jahren sehr stark. Im Jahr 2008 ist er von 60 Mrd. auf 110 Mrd. Dollar gestiegen. Ich erwarte bis 2012 eine Größenordnung von über 500 Mrd. Dollar.

Aber noch scheint die Bereitschaft in China und den USA nicht wirklich groß zu sein...

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis China und die USA sich an einem System auf Grundlage des Kyoto-Protokolls beteiligen werden.

Ist das von den Europäern bevorzugte Modell des Cap-and-Trade-Systems das bessere System im Vergleich zu einer von anderer Seite bevorzugten CO2-Steuer?

Marktwirtschaftliche Lösungen wie das ETS sind im Vergleich zu staatlichen Lösungen in Form einer CO2-Steuer das wesentlich bessere Anreizsystem. Eine globale CO2-Steuer wird es wegen der unterschiedlichen nationalen Standpunkte nicht geben. Aus unserer Sicht ist eine globale CO2-Steuer schwer vorstellbar.

Wie werden sich die Preise für CO2-Emissionszertifikate entwickeln?

In diesem Jahr werden sich die Preise bei zunehmender Volatilität bis zum Klimagipfel in Kopenhagen auf dem aktuellen Niveau bewegen. Für 2011 und 2012 erwarten wir Preise von 20 bis 25 Euro je Tonne.

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