Marktschlussbericht: Börse Frankfurt Minus 274 Punkte: Dax schließt unter 4 400

Neue Hiobsbotschaften auf Konjunkturseite haben den deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt stark belastet. Bei dünnen Umsätzen nähmen Anleger nun verstärkt Gewinne mit, sagten Broker. Einige Aktienhändler hoffen zwar auf eine kleine Jahresschlussrally - doch zuvor könnte ein Test der 4 000-Punkte-Marke anstehen.

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Diskussionsbedarf an der Börse: Der Strom an schlechten Nachrichten reißt nicht ab. Trotzdem sehen manche Händler Chancen für eine weitere Erholung. Quelle: Reuters

HB FRANKFURT. Am deutschen Aktienmarkt beginnt die Woche mit Verlusten. Nachdem sich die Kurse in der vergangenen Woche deutlich erholt hatten - der Dax war um insgesamt 13 Prozent auf 4 669 Punkte gestiegen - ging es heute wieder rasant in den Keller. Nach schwacher Eröffnung der US-Börsen stürzte der Dax um mehr als sechs Prozent und rutschte unter 4 400 Punkte. Unter dieser Marke schloss der Leitindex auch am Abend: Minus 274 Punkte oder 5,9 Prozent auf einen Stand von 4 394 hieß es am Ende. Der MDax verlor 4,91 Prozent auf 5 092 Punkte, für den TecDax ging es um sechs Prozent auf 467,45 Zähler nach unten.

"Die Bewegung ist heftig, die Umsätze sind aber niedrig. Viele Marktteilnehmer haben mit dem Jahr schon abgeschlossen und sind nicht mehr am Markt", sagte ein Händler. Vor allem Finanzwerte wurden abgestoßen. Bei sehr dünnen Kassa-Umsätzen nähmen Anleger verstärkt Gewinne mit, wie Händler berichteten. Ein neuerlicher Test der 4 000er Marke noch im Verlauf dieser Woche sei möglich, hieß es im Handel. Ein Aktienhändler sieht nun beim Verlaufstief vom 10. Oktober bei 4 308 Dax-Punkten eine kurzfristige Unterstützung: "Eine solider Support liegt aber erst beim Jahrestief von 4 014."

Die wichtigsten US-Aktienindizes waren belastet von Sorgen um einen vertieften weltweiten Wirtschaftsabschwung sehr schwach in den Handel gestartet. Auch Ängste über unbefriedigende Konsumausgaben in der für die Branche wichtigen Weihnachtszeit sorgten für eine schlechte Stimmung, sagten Händler.

Nach der letzten Handelswoche hatten sich zunächst wieder Hoffnungen breitgemacht, dass es doch noch zu einer Jahresschlussrally kommen könnte. "Eine Kurserholung in der kommenden Woche könnte an ein historisches Muster anknüpfen, wonach der Dezember als starker und der Januar als schwacher Monat gelten", sagt Robert Halver von der Baader Bank. Hintergrund dafür ist, dass viele institutionelle Anleger zum Jahresende gern noch in die Favoriten des Jahres investieren und ihre Bilanzen dadurch optisch aufpolieren. Zu Beginn des Jahres würden diese künstlich aufgebauten Positionen dann wieder korrigiert, fuhr der Baader-Experte fort.

Für Gesprächsstoff am deutschen Markt sorgte der Halbleiter-Hersteller Infineon und seine Tochter Qimonda. Diese meldete Fortschritte bei der Suche nach Investoren. Sollten die Gespräche mit einem Käufer scheitern, die Speicherchipkrise andauern und das laufende Sparprogramm misslingen, sieht sich Qimonda allerdings vor dem Aus. "Die Probleme bei Qimonda sind offenbar größer als bislang gedacht", kommentierte ein Börsianer die Aussagen über einen gegebenenfalls drohenden Liquiditätsengpass. "Auch für Infineon sind die Nachrichten über die Fortschritte bei der Investorensuche eigentlich negativ. Selbst wenn sich ein Käufer findet, kommen auf Infineon weitere Abschreibungen zu." Nach anfänglichen Gewinnen gingen Infineon 8,9 Prozent niedriger bei 1,685 Euro aus der Sitzung. Dagegen stiegen die in den USA notierten Qimonda-Aktien um 5,3 Prozent auf 0,20 Dollar.

Unter Druck standen auch Stahlwerte. Auslöser sei die Gewinnwarnung von Rautaruukki, sagten Händler. Der finnische Stahlkonzern schraubte wegen trüber Konjunkturaussichten die Geschäftsprognosen zurück und kündigte den Abbau von 1000 Stellen an. Auch der zum Salzgitter-Konzern gehörende Maschinenbaukonzern Klöckner-Werke senkte seine Gewinnprognose für 2008. Die Papiere von Rautaruukki gaben an der Börse Helsinki um zehn Prozent nach.

Thyssen-Krupp rutschten um 7,5 Prozent auf 14,76 Euro. Die im MDax gelisteten Titel von Salzgitter verloren 14,7 Prozent auf 46,35 Euro. Als Belastung für die Indizes erwiesen sich auch die Bankenwerte: Ohne dass es nennenswerte Neuigkeiten gegeben hatte, verbuchte der entsprechende Branchenindex einen Abschlag von 7,6 Prozent. Credit Suisse verloren 14,2 Prozent, UBS 12,3 Prozent und Deutsche Bank büßten 11,1 Prozent auf 24,885 Euro ein. Auch in den USA gehörten Finanztitel zu den größten Verlierern; die Titel von Goldman Sachs, Citigroup oder der Bank of America verzeichneten Kursverluste von bis zu 13 Prozent.

Gewinner waren rar: Im Stoxx50 rutschten bis zum Abend alle Titel ins Minus, und in Frankfurt schlossen allein die Aktien von Hypo Real Estate höher. Die Aktie des Münchener Immobilienfinanzierers stieg um 2,2 Prozent auf 2,83 Euro - allerdings ist der Titel mit einem Minus von über 90 Prozent seit Jahresbeginn der mit Abstand schlechteste Dax-Wert.

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