Für die Deutsche Bank war der vergangene Dienstag einer der teuersten Tage ihrer Geschichte: Nachdem das Dax-Schwergewicht gegen 7.20 Uhr seinen Halbjahresbericht verschickt hatte, brach die Aktie zum Handelsstart in Frankfurt ein. Bei Börsenschluss hatte die Großbank rund 3,5 Milliarden Euro an Börsenwert verloren. Das verlorene Kapital hätte ausgereicht, um einen großen Teil der Aktien der Deutschen Postbank zu bezahlen, die von der Deutschen Bank aufgekauft werden soll.
Vor der Finanzkrise wäre ein Kurseinbruch von elf Prozent bei einem Dax-Schwergewicht eine Sensation gewesen. Heute – immerhin schon zwei Jahre nach Beginn der Krise – passieren solche Kursmassaker immer noch im Wochentakt. Nur drei Tage vor dem Frankfurter Bankhaus straften die Anleger den Darmstädter Pharma- und Flüssigkristallhersteller Merck ab, die Aktie verlor 15 Prozent innerhalb eines Tages.
Hoffnungen sind wieder gewachsen
Dabei hatte Merck ebenso wie die Deutsche Bank im ersten Halbjahr kräftig Geld verdient. Aber nicht genug: Die offenbar zu hohen Erwartungen der Anleger erfüllten beide Unternehmen nicht. Und da gibt es an der Börse eben keine Gnade.
Denn seit dem Frühjahr sind mit den Kursen auch die Hoffnungen wieder stark gewachsen. Die Deutsche Bank etwa hatte bis zu jenem Tiefschlag ihren Kurs von 17 Euro auf 52 Euro verdreifacht. Auch nach dem Kursrutsch vom Dienstag steht bei Anlegern, die Ende Februar zugegriffen hatten, immer noch ein Kursplus von 270 Prozent. Keine schlechte Rendite. Wer jedoch schon seit Jahren auf Deutsche-Bank-Papiere setzt, liegt heute – je nach Einstiegszeitpunkt – über 50 Prozent im Minus.
Mitten in der Sommer-Rally
Alles eine Frage der Betrachtung also: Bleibt das Glas nun halb leer oder füllt es sich langsam wieder? Ist das Schlimmste an der Börse schon vorüber – oder droht demnächst ein neuer Crash? Auch wenn es wie zuletzt immer wieder mal Tage mit herben Rücksetzern gibt – die Rally an der Börse läuft. „Solche Rückschläge sind für eine längere Hausse typische Gewinnmitnahmen, nachdem die Papiere zuvor vier, fünf Tage in Folge gestiegen waren“, sagt Alexander Seibold, Chef der Vermögensverwaltung Dr. Seibold Kapital aus Gmund. „Die Frage ist nicht, ob es 2009 eine Sommer-Rally gibt – wir sind schon mitten drin.“ Seit dem Fünfjahrestief von 3666 Punkten am 6. März ist der Dax um mehr als 40 Prozent gestiegen und hat die 5.000-Punkte-Marke nach mehreren Anläufen nun hinter sich gelassen.