Helmut Kiener Deutscher Madoff vor Gericht

Ein Psychologe soll mehr als 5000 private Investoren und Großbanken um insgesamt 345 Millionen Euro erleichtert haben. Nun steht Helmut Kiener vor Gericht. Er wäre Deutschlands König der Betrüger.

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Helmut Kiener im Landgericht Quelle: dapd

Anlagebetrüger, windige Hedgefonds-Manager und dubiose Börsenbrief-Herausgeber gibt es viele, Verurteilungen dagegen wenige. Der Finanzmarkt an sich ist oft undurchsichtig, die Tricks und Betrügereien einiger werden darin fast unsichtbar. Darunter leiden die gutgläubigen und mitunter gierigen Investoren: Wer auf 15 und mehr Prozent Rendite vertraute und beinahe blind sein Geld hergab, sieht es meist danach nie wieder. Kiener scheint bisher den größten Coup gelandet zu haben. Auch wenn er wohl kaum für 150 Jahre ins Gefängnis wandern wird, wie es dem echten Madoff gerade widerfährt.  Ein Überblick über berühmte Anlagebetrügereien in Deutschland.

Mister Money von der Hamburger Elbchaussee

Da wäre beispielsweise Mister Money, getauft auf den Namen Jürgen Harksen. Der gebürtige Flensburger mischte in den 80er Jahren die Hamburger Schickeria auf. Der Kleinkriminelle mutierte an der Elbe schnell zum Finanzgenie, erwirtschaftete an skandinavischen Börsen Millionen. Wer ihm sein Geld anvertraute, war es los: Nach dem Schneeballsystem zahlte er anfangs tatsächlich gute Renditen, nur ohne Neukunden blieben die Renditen aus, der Schwindel flog auf. Udo Lindenberg soll 100.000 Mark bei ihm angelegt haben. Als die ganze Chose aufflog, setze sich Harksen 1993 nach Südafrika ab. Selbst von dort aus soll er neue Kunden akquiriert haben und die alten Anleger mit Einladungen zu großen Partys nach Kapstadt zu vertrösten gesucht haben. Zwischen 1987 und 1992 hat Harksen etwa 300 Investoren um mindestens 150 Millionen Mark betrogen haben. Erst 2002 wurde er nach Deutschland ausgeliefert, am 11. April 2003 verurteilte ihn das Landgericht Hamburg wegen Betrugs in 52 Fällen und einem verursachten Schaden von 30 Millionen Mark zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und neun Monaten. Die anderen Fälle waren mittlerweile verjährt, so dass er deshalb nicht mehr verurteilt werden konnte. 

Keine Asche mit Phoenix

Auch die Anleger, die dem Frankfurter Finanzdienstleister Phoenix Kapitaldienst vertrauten, guckten und gucken noch in die Röhre. Bis 2005 bot die Firma Derivate und Optionsscheine an. Nahezu 30.000 Investoren warfen dem Unternehmen ihr Geld in den Rachen. Im März 2005 meldete die Firma Konkurs an. Seit dem geben sich die Insolvenzverwalter die Klinke in die Hand, versuchen, die Gläubiger zufriedenzustellen. Die warten seit dem auf ihr Geld. Zwischenzeitlich hatte der damalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) versprochen, dass der Bund mit 128 Millionen Euro einspringen werde. Am zehnten Februar dieses Jahres durfte sich der Bundesgerichtshof mit dem Fall Phoenix befassen (Az. IX ZR 49/10). Der BGH beschloss, dass einzelne Gläubiger nicht darauf bestehen können, dass ihre Forderungen vor Verteilung der Insolvenzmasse beglichen werden müssen. Damit könnte das ins Stocken geratene Insolvenzverfahren wieder in Gang kommen. Frank Schmitt, Rechtsanwalt der Kanzlei Schultze & Braun und aktueller ¬Insolvenzverwalter der Phoenix Kapitaldienst GmbH, macht den Geprellten jedoch keine allzu großen Hoffnungen: Wegen der Komplexität des Falls werde er noch Jahre brauchen, um die restlichen Vermögenswerte aufzutreiben. Bis dato galt der Fall Phoenix als Deutschlands größter Anlagebetrug-Skandal.

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