Edelmetalle Silberpreis klettert auf 40 Dollar

So hoch war der Silberpreis seit 1980 nicht mehr. Die Inflationsangst treibt Investoren zum Edelmetall, auch Gold ist wieder gestiegen. Hauptnachfrager von Silber sind aber keine verunsicherten Anleger, sondern die Industrie.

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Silberklumpen aus einer Silbermine Quelle: rtr

Zum ersten Mal seit 31 Jahren klettert Silber über die Marke von 40 Dollar. Am heutigen Freitag wurde die Feinunze Silber (rund 31 Gramm) an der Londoner Rohstoffbörse für 40,13 Dollar gehandelt. Nur 1980 erreichte das Edelmetall einen höheren Wert: In der Spitze ging die Feinunze für mehr als 50 Dollar über den Tisch.

Dieser Wert kann im Laufe des Jahres wieder  erreicht werden Das geht zumindest aus der Analyse „World Silver Survey“ hervor, die das britische Research-Institut GFMS gestern vorlegte. Andere halten einen Preis von 100 Dollar bis 2014 für durchaus möglich.

Experten erwarten Korrektur

Auch die großen, börsennotierten Edelmetall-Fonds Parallel verbuchen Rekorstände dank der steigenden Gold- und Silberpreise. Trotzdem warnen Experten, beispielsweise von GFMS in London, vor einer Preiskorrektur. Bei einer derart starken Silbernachfrage, wie sie derzeit an den Märkten herrscht, kann sich der Preis langfristig nicht halten.

Der Goldpreis nähert sich unterdessen der 1500 Dollar-Grenze: Im Vormittagshandel stieg er auf rund 1467 Dollar pro Feinunze. Jedoch kommt, anders als bei Gold, die Silbernachfrage aus zwei Richtungen.

Warum die Preise explodieren

Zum einen profitieren Silber und auch Gold von der Unsicherheit der Anleger, von Inflationsängsten und der Ungewissheit, wie sich die Yasmin-Revolution und die Katastrophe in Japan auf die Weltwirtschaft auswirken. Auch die sich immer weiter ausbreitende Euro-Schuldenkrise lässt die Investoren nervös werden, da tröstet auch die Zinserhöhung durch die EZB nicht. Gold und Silber gelten dagegen als krisensichere Anlage. Dorthin zieht es den Anleger, die aktuelle Dollarschwäche dürfte das Kaufverhalten noch weiter beflügeln.

Silber hat Gold, was die Wertentwicklung betrifft, sogar überholt. Privatanleger kauften 2010 fast 300 Millionen Unzen Silber, rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Darüber hinaus profitiert das Metall aber von seiner Funktion als Industrierohstoff: Je mehr die Industrie produziert, desto mehr steigt die Nachfrage. Solartechnik, Funkchipherstellung, Medizintechnik – diese Branchen brauchen Silber. Im laufenden ersten Quartal 2011 verbrauchten die Konzerne 800 Millionen Unzen – das ist ein Plus von über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Insgesamt ist die Silbernachfrage in 2010 um fast 15 Prozent auf 1.056,8 Millionen Unzen gestiegen. In den nächsten vier Jahren soll der industrielle Bedarf um mehr als 660 Millionen ansteigen. Was den Preis nicht kalt lassen wird, schließlich schwinden die Bestände. Heute steckt beispielsweise in jedem Computer mindestens ein Gramm Silber, jedes Auto fährt bis zu 30 Gramm mit sich spazieren. Je mehr dieser Güter produziert werden, desto weniger Silber gibt es und desto höher wird der Preis sein. Jedoch verändern sich auch die Produktionsverfahren: In einem Handy sind heute bis zu 30 Prozent weniger Silber verbaut, als noch vor fünf Jahren.

Allzu schnell sollte das Metall jedoch nicht knapp werden: Die Experten vom GFMS prognostizieren, dass sich die Produktion bis 2015 um 55 Prozent erhöht. Außerdem rechnen sie damit, dass zusätzliche Minen in Betrieb genommen werden. Der Industriebedarf dürfte jedoch mit der Produktion weiter steigen.

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