Ferienimmobilien Leerstand und Preisrutsch an Spaniens Stränden

Seite 3/3

Cala Domingos, Mallorca Quelle: CONCEPT HAUSBAU

Berater Meindel, der gerade einige Bauprojekte an der Costa del Sol betreut, beobachtet aktuell, wie die mangelnde Transparenz der Banken die Zusammenarbeit mit ihnen erschwert. „Die Bilanzen werden frisiert, Pleite-Projekte werden deshalb nicht als solche ausgewiesen. Es wird überall auf Zeit gespielt.“

Wie Mängel des spanischen Banken-systems und die sich beschleunigende -Immobilienkrise auch deutsche Ferienwohnungsbesitzer treffen können, demonstriert ein Projekt mit dem sinnigen Namen „La Siesta“ . In Denià bei Valencia hatten vor allem Deutsche in das Projekt der mittlerweile insolventen Berliner Bau Projekt La Siesta GmbH investiert. Leute wie Rentner Werner Meusch etwa, der 2003 für stolze 250.000 Euro ein Apartment gekauft hat. Seine Wohnung ist zwar -weitgehend fertiggestellt, er kann sie aber, wie die meisten deutschen Käufer, nicht beziehen. Es gibt zum Beispiel weder Strom noch Wasser: „Uns fehlt die Erstbezugserlaubnis. Diese bekommen wir nur, wenn klar ist, wie es mit dem eigentlichen Pleite-Projekt weitergeht. Die Caja de Ahorros del Mediterráneo will jedoch zu einer möglichen Pleite keine Stellung nehmen“, beklagt Meusch.

Die angeschlagene regionale Sparkasse Caja de Ahorros del Mediterráneo (CAM) hatte den Wohnblock mit zwölf Millionen Euro finanziert, bleibt jedoch bis heute den 50 Käufern und dem deutschen Insolvenzverwalter grundlegende Auskünfte schuldig. Unklar ist zum Beispiel, wie viel Geld der pleitegegangene Bauträger der Bank schuldet, welche Wohnungsbesitzer ihre Darlehen inzwischen nicht mehr bedienen können und vor allem wie es generell weitergehen soll mit La Siesta: „Wir würden das Projekt sanieren, aber dafür müssen wir uns einen Überblick über die Finanzlage machen können“, sagt der zuständige Rechtsanwalt Tobias Hohmann. Den wolle ihnen die angeschlagene Bank aber eben nicht gewähren. Eine Übernahme der Immobilie durch die kreditgebende Sparkasse oder eine Zwangsversteigerung würde für die noch zahlungsfähigen Immobilienbesitzer klarere Verhältnisse schaffen. Beides ist aber nicht in Sicht. So geht die Hängepartie für Meusch und -seine Leidensgenossen weiter.

Verkaufen vor dem Sturm

Die offiziellen Daten geben, genauso wie die Bankbilanzen, das wahre Ausmaß der Krise noch nicht wieder. „Zieht man das enorme Volumen der Super-Standard-Kredite in Betracht und damit die wahre Kreditausfallquote, muss man davon ausgehen, dass die Wohnungspreise in 2010 bereits um 30 Prozent gefallen sind und nicht um fünf Prozent, wie das Statistikamt INE angibt“, sagt Experte Mateo. „Und der Wertverfall wird 2011 anhalten, weil noch einige Sparkassen unter ihrer Schuldenlast zusammenbrechen werden.“

Das ahnt wohl auch so mancher ausländische Immobilienbesitzer in Spanien. Werner Steuber von der Deutschen und Schweizerischen Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz berichtet von zahlreichen deutschen Hausbesitzern, die vor dem großen Sturm verkaufen wollen und nicht können – auch deshalb, weil sie noch nicht akzeptieren wollen, dass ihre Häuser stark an Wert verloren haben. „Der tatsächliche Wert der meisten Immobilien an der spanischen Küste liegt eher bei 1500 Euro pro Quadratmeter als bei den 4000 Euro, die viele bezahlt haben und heute noch haben wollen.“ Aber zu diesen Preisen will derzeit niemand kaufen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%