Finanzmarkt Wie BlackRock von der großen Krise profitierte

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Gleichzeitig durchleuchtet Aladdin, wie sich dieser Wert verändern dürfte, wenn sich das Umfeld verändert – die Konjunktur etwa oder die Umsatzzahlen, wenn Währungskurse purzeln oder der Ölpreis klettert. Das klingt einfacher, als es ist, denn die Wertpapiere, mit denen Investmenthäuser und Anleger jonglieren, sind komplizierte Konstrukte. Meist handelt es sich um Pools mit Abertausenden verschiedener Instrumente. Das macht es extrem schwer, herauszufinden, wie viel das Investment insgesamt wert ist – und wo die Gefahren liegen.

»Wir sind geradezu manisch, wenn es darum geht, jedes einzelne Instrument im Detail zu verstehen und das Ganze dann wieder auf die Portfoliosicht zusammenzubringen«, sagt Goldstein. »Es ist eine Art Kernspintomograf für die Anlageportfolios von institutionellen Investoren.« Der Vorteil für die Kunden: Wer seine weltweiten Positionen und Risiken auf Knopfdruck abrufen kann, gewinnt einen entscheidenden Vorsprung im Milliardengezocke. Er kann rechtzeitig kaufen oder verkaufen, Gewinne einstreichen oder Verluste vermeiden.

Lawrence Fink, genannt Larry, gründete BlackRock 1988. Der Sohn eines Schuhladenbesitzers in Los Angeles konnte exzellente Studienabschlüsse vorweisen und galt an der University of California als brillanter Kopf. Nach dem Studium heuerte er bei First Boston an, damals eine der Topadressen im Investmentbanking. Sein Arbeitsfeld waren Hypotheken – langweilig in den Augen der Hochfinanzakrobaten, die mit Aktien jonglierten oder Unternehmensfusionen einfädelten. Doch Fink hatte eine Idee: aus Krediten Wertpapiere basteln, die sich an Investoren verkaufen ließen. »Larry gehört zu den Erfindern des Hypothekenpapiermarktes«, sagt Larry Doyle, der für Fink arbeitete. »Er war ein Visionär.« Es wurde ein Riesenerfolg, kein anderes Produkt bescherte der Wall Street je solche Gewinne – bis zur Jahrhundertfinanzkrise vor zwei Jahren.

Fink hatte eine revolutionäre Idee

In den ersten drei Monaten des Jahres 1986 holte Fink seiner Bank einen Gewinn von 100 Millionen Dollar herein. Der Tüftler war der Held. Doch im Quartal darauf verspekulierte er sich und verlor den gleichen Betrag. Ein Fehler, den ihm seine Bosse nicht verziehen. Er wurde hinausgeekelt. »Sie hätten mich eigentlich schon vorher feuern müssen«, witzelt Fink heute. »Denn ich hatte keine Ahnung, warum wir 100 Millionen gutgemacht hatten, ebenso wenig, wie ich eine Ahnung hatte, warum wir dann 100 Millionen verloren haben.«

Fink lernte eine Lektion, die 38 Milliarden Dollar wert ist, so viel kostet BlackRock heute an der Börse. Er fragte sich, wie es wäre, wenn er im Dienste von Anlegern die Produkte der Investmentbanken auf ihre Risiken abklopfen würde. Seine Idee war revolutionär.

Die Wall Street teilt sich in zwei Lager: die Investmentbanken auf der einen und ihre Kunden – große Investoren wie Pensionskassen, Stiftungen und Investmentfonds sowie die Finanzabteilungen internationaler Konzerne – auf der anderen Seite. Sell side and buy side . Die Banker kreieren Investmentprodukte, die Anleger kaufen sie.

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