Firmenjäger Wie Finanzinvestoren Einfluss auf auf Schulen und Unis nehmen

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Die Schülerhilfe dagegen sieht die Missstände als längst behoben an. „Als die Gründer 1998 verkaufen wollten, schraubten sie die Klassenstärke stellenweise auf sieben bis acht Schüler hoch, um das Unternehmen attraktiver für Finanzinvestoren zu machen. Inzwischen haben wir aber die Klassenstärke wieder auf drei bis fünf Schüler reduziert“, sagt Schülerhilfe-Geschäftsführer Norbert Milte. Trotzdem kritisieren ehemalige Schülerhilfe-Mitarbeiter die teilweise zu großen Klassenstärken und die Unterrichtsqualität.

Auch beim Sprachschulenbetreiber Wall Street Institute weht seit drei Jahren ein wirtschaftlich schärferer Wind. Finanzinvestor Carlyle will unbedingt mit neuen Filialen mehr Umsatz machen. Wall Street Institute hat die Philosophie des neuen Eigners schon verinnerlicht. Auf der Internet-Seite der Sprachschule steht in der Selbstdarstellung: „Wall Street Institute versteht Sprachunterricht als Geschäft und entwickelte dafür ein erfolgreiches Geschäftsmodell, das sich auf aggressiven Vertrieb und Marketing konzentriert.“ Wall Street Institute belässt’s nicht nur bei Internet-Botschaften: In Berlin eröffneten im Dezember vergangenen und im März dieses Jahres zwei neue Filialen, bundesweit sind es derzeit 24. Sechs weitere Neueröffnungen sind in diesem Jahr noch geplant.

Wer expandieren will, ist auf Investoren angewiesen

Der Berliner Schulanbieter Phorms hat sich bisher von reinen Finanzinvestoren ferngehalten – vor allem, so der Vorstand, um sich die eigene unternehmerische Freiheit zu erhalten. „Zudem wären die Finanzierungskonditionen bei unserer Gründung von vor drei Jahren deutlich schlechter gewesen als jetzt“, sagt Phorms-Finanzvorstand Johannes Nagel. Nun allerdings muss Phorms notgedrungen seine Zurückhaltung gegenüber Beteiligungsunternehmen aufgeben. „Wenn wir, wie geplant, auf bundesweit 40 Standorte mit einem Investitionsvolumen von 50 bis 60 Millionen Euro wachsen wollen, ist das mit Geld unserer privaten Gründer nicht mehr zu machen“, sagt Nagel. Derzeit stehe Phorms mit mehreren Finanzinvestoren in Verhandlung.

Der ökonomische Druck, schnell zu expandieren, trieb Anfang des Jahres auch die vom ehemaligen Chef der Beteiligungsgesellschaft Gold-Zack, Dietrich Walther, gegründete Fachhochschule BiTS in die Arme des US-Bildungskonzerns Laureate. Nächster Schritt der Expansionsstrategie ist die Gründung eines zweiten Campus in Wittenberg. Doch auch in Iserlohn will die BiTS wachsen. „Derzeit unterrichten wir 720 Studenten, könnten aber 1000 bis 1200 aufnehmen“, sagt Geschäftsführer Ulrich Freitag.

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