Kapitalanlage Fünf einfache Börsenstrategien

Nach dem Desaster an den Finanzmärkten arbeiten Börsenprofis an neuen Konzepten. Ihre ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Privatanleger können daraus fünf einfache Regeln ableiten.

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Sieger und Verlierer: Wie die wichtigsten Anlageklassen die Finanzkrise überstehen

Selbst der erfolgreichste Börsianer aller Zeiten hielt in der Finanzkrise nicht mehr an seinen alten Rezepten fest: US-Investor Warren Buffett kaufte nicht mehr nur unterbewertete Aktien, sondern spekulierte auch mit Derivaten. Mit magerem Ergebnis: Auch nach der Erholung an den Börsen liegt der Wert seines Anlagevehikels Berkshire Hathaway noch 70 Milliarden Dollar unter den 230 Milliarden von Ende 2007. Buffett persönlich büßte 17 Milliarden ein.

Deutsche Privatanleger, die an der klassischen Regel "Aktien kaufen und halten" festhielten, fuhren mit dem Dax 55 Prozent nach unten und stehen trotz der Erholung seit März noch fast ein Drittel unter Wasser. Defensive Strategien, etwa mit Dividenden-Aktien, brachten wenig. Der DivDax aus den 15 dividendenstärksten deutschen Standardwerten ging im Gleichschritt mit dem Dax in die Knie.

Selbst viele wissenschaftlich fundierte Anlagekonzepte schnitten schlecht ab. David Swensen, der für das Stiftungsvermögen der feinen Yale-Universität seit 1985 Jahresrenditen von 17 Prozent herausholte, erlitt in der Finanzkrise einen Rückschlag von 25 Prozent. „Die beste Strategie ist ein klug diversifiziertes Portfolio“, so lautet nach wie vor der Grundsatz von Swensen, der auf die Portfoliotheorie von Nobelpreisträger Harry M. Markowitz baut. Hier werden einzelne Anlageklassen so gemischt, dass Risiken möglichst vermieden werden.

Ganze Generationen von Fondsmanagern haben sich daran orientiert. „Doch die Finanzkrise hat gezeigt, dass die Diversifikation in extremen Phasen nicht funktioniert und bisherige Risikokennziffern hinterfragt werden müssen“, sagt Babak Kiani, Chef des Portfoliomanagements bei HSBC Global Asset Management in Düsseldorf. Reihenweise wurden in der Finanzkrise ganze Wertpapierklassen wie Aktien, Rohstoffe oder Immobilien in den Keller gerissen. Vermögensverwalter Alexander Seibold aus Gmund am Tegernsee spricht sogar von einem „Paradigmenwechsel der Anlagestrategien, da sich die bisherigen Modelle als nicht krisenresistent erwiesen haben“.

Weltweit suchen Banker, Geldverwalter, Fondsmanager und Börsianer deshalb jetzt nach Anlagekonzepten, die vor schweren Verlusten wie denen der Finanzkrise schützen. In den Labors cleverer Börsianer wird an neuen Strategien getüftelt, werden bewährte Konzepte neu justiert. Aus ihren Erkenntnissen lassen sich für Privatanleger wertvolle Grundregeln ableiten.

Strategie-Erkenntnis: Auf starke Märkte setzen! Quelle: Martin Haake

Erkenntnis Nummer 1: Auf starke Märkte setzen! Josef Kaesmeier war im Krisenjahr 2008 voll investiert, kam trotzdem praktisch ohne Verluste durch die Börsenbaisse und ist im Aktienaufschwung 2009 wieder gut mit von der Partie. Der Leiter Asset Management bei Merck Finck Invest in München baut auf eine neue Strategie, „Best of Two“ genannt, die auch dem gemischten Fonds Merck Finck Vario Aktien Renten zugrunde liegt. Nach einem technischen System des Beratungsunternehmens Alpha Portfolio Advisors wird dabei die Anlagesumme jeweils zu bestimmten Teilen in Aktien oder Staatsanleihen investiert.

In jedem Jahr startet das Modell mit einem Verhältnis 50 zu 50: Die Hälfte der Anlagegelder fließt in den Aktienindex Euro Stoxx 50 Return, die andere Hälfte in den europäischen Staatsanleihenindex Iboxx Sovereign. Einmal im Monat wird die Aufteilung neu justiert. „Das System liefert keine Prognose, sondern passt sich Schritt für Schritt der Marktentwicklung an“, sagt Kaesmeier. Ziel ist es, Trends an den Kapitalmärkten so lange wie möglich zu folgen. Steigen die Aktienkurse, wird der Anteil der Aktien erhöht; sinken die Aktien, wird ihr Anteil zugunsten der Staatsanleihen zurückgefahren. „Damit sind wir in der besseren Anlageklasse stets höher investiert“, so Kaesmeier.

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