Gbureks Geld-Geklimper

Der IWF und der Goldpreis

Die Währungsgeschichte lehrt, dass jetzt noch ein dickes Ende kommen muss. Dazu gibt der IWF interessante Signale.

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Manfred Gburek

An sich sind 13 Milliarden Dollar eine lächerlich kleine Summe im Vergleich zu den während der Wirtschaftskrise bisher verpulverten Aber-Billionen. Nicht dagegen, wenn es sich um den aktuellen Wert des Teils der Goldreserven handelt, den der Internationale Währungsfonds verkaufen will: 403,3 Tonnen. Jedenfalls, wenn es nach dem gewaltigen Medienecho geht.

Ein klassisches Non-Event

Denn von ARD und ZDF bis zu Provinzblättern und regionalen Radiosendern wurde die IWF-Absichtserklärung zuletzt verbreitet, als handle es sich um das Mega-Ereignis des Jahres. Dabei war es ein klassisches „Non-Event“. Allerdings eines mit langer Vorgeschichte - und wahrscheinlich mit überraschendem Ausgang, sonst wäre nicht zu erklären, warum der Goldpreis nach einer geringfügigen Abwärtsreaktion wieder stieg.

Zwar funkionierte die Inszenierung in den Medien, aber der Markt schenkte denen kaum noch Beachtung. Wer die IWF-Geschichte verfolgt hat, weiß warum: Der Fonds hatte die Medien schon bis zum Überdruss mit Non-Event-Nachrichten gefüttert, sodass sogar manchem Redakteur der Kragen platzte. „Abolish the IMF“ (International Monetary Fund) stand beispielsweise in der Financial Times am 13. November 1998 zu lesen.

Leere Drohungen

Ein anderer Redakteur derselben Zeitung bemühte sich gut vier Monate später um Wiedergutmachung bei der in Washington residierenden, de facto von den USA beherrschten Institution, indem er sie als potenziellen „large-scale seller of gold“ bezeichnete, sie also als drohenden Goldverkäufer an die Wand malte. Anlass waren bereits damals IWF-Absichtserklärungen.

Wer die Geschichte – Gründung des IWF war 1946 – weiter zurück verfolgt, stößt immer wieder auf derlei Drohungen, an deren Verbreitung sich auch deutsche Medien beteiligten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Börsen-Zeitung zitierte vor genau 15 Jahren den damaligen britischen Schatzkanzler Kenneth Clarke mit dem Vorschlag, der IWF solle Gold verkaufen, um mit dem erlösten Geld armen Ländern zu helfen, etwa Honduras, Kenia, Sierra Lone und Laos. Clarkes Nachfolger Gordon Brown, zurzeit Großbritanniens Premierminister, wählte später erst gar nicht den verbalen Umweg über den IWF, sondern verscherbelte gleich einen Großteil der Goldreserven seines Landes Anfang dieses Jahrzehnts zu Spottpreisen. Was ihn allerdings nicht davon abhielt, als Chairman des obersten IWF-Lenkungsgremiums – man hatte also den Bock zum Gärtner gemacht - im Frühjahr 2007 noch in Schatzkanzler-Funktion ein Mal mehr für Goldverkäufe zu plädieren.

Währungsstabilität heißt das Ziel

Das alles ist natürlich kein Zufall, sondern die logische Konsequenz aus den Bemühungen, das westliche Währungssystem zu stabilisieren, das vom Dollar dominiert wird. Gold ist zwar ebenfalls in diesem System verankert, gilt aber als Anti-Dollar. Das heißt, sein Preis entwickelt sich – beispielsweise gemessen in Euro oder Schweizer Franken – nach oben, wenn der Dollar gegenüber diesen Währungen fällt, und umgekehrt. Das war in den vergangenen Tagen besonders deutlich zu beobachten und macht die Brisanz dieser Entwicklung aus: Würde der Dollar gegenüber den starken Währungen weiter nachgeben, ließe sich das durchaus als Signal interpretieren, dass die Zeiten des Dollars als Ankerwährung allmählich zu Ende gehen.

Goldbarren Quelle: REUTERS

Die Bemühungen, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen und dabei vor allem den Goldpreisanstieg zu bremsen, reichen bis in die 60er Jahre zurück: 1961 wurde von westlichen Zentralbanken der so genannte Goldpool gegründet, um den Preis des Edelmetalls zu deckeln. Das ging im März 1968 endgültig schief; der Goldpool kapitulierte vor der ersten Spekulationswelle, der bald weitere folgten.

Manipulation schon in den 60er Jahren

Parallel dazu wurde gegen den Dollar spekuliert – so lange, bis der Goldpreis, gemessen in der US-Währung, Anfang 1980 auf das 24-Fache seines ursprünglichen Niveaus vom Ende der 60er Jahre stieg. Beachtlich war vor allem der zweite Teil des Anstiegs, nachdem der Goldpreis in den Jahren 1975 und 1976 vorübergehend einen Schwächeanfall erlitten hatte. Der zweite Teil war extrem spekulativ bedingt, das heißt, von Erwartungen getragen - wie sie heute ebenfalls überhand nehmen: in Bezug auf Krisen aller Art, auf die in den kommenden Jahren drohende Inflation und sogar auf eine Reform des Währungssystems, zu dessen Bestandteilen ja auch der IWF gehört.

Je länger eine Spekulationswelle anhält, desto stärker wird sie zum Selbstgänger. Das war am Neuen Markt in Deutschland um die Jahrtausendwende ebenso wie bei der amerikanischen Häuserblase wenige Jahre später. Spannende Frage: Ist der Anstieg des Goldpreises – ebenso wie der des Silberpreises – schon ein Selbstgänger?

Der Goldpreis dürfte weiter zulegen

Gemessen an der Vergangenheit noch nicht ganz, denn er hat gerade erst etwa das Vierfache von seiner Ausgangsbasis im Jahr 2001 (zirka 260 Dollar) erreicht. Also kann er, zieht man Parallelen zu den 70er Jahren, noch ordentlich zulegen. Aber wird er das auch? Im Grunde fehlt nur der zündende Funke, um den nächsten Preisanstieg auszulösen. Insofern macht die jüngste IWF-Ankündigung und vor allem die darauf folgende positive Reaktion des Goldpreises (per Saldo aufwärts) und des Dollars (abwärts) den Pro-Gold- und Anti-Dollar-Spekulanten zusätzlich Mut.

Solche Entwicklungen pflegen üblicherweise in einen immer stärkeren, sich beschleunigenden Aufwärtstrend zu münden. Das kann – und wird wohl auch – noch Jahre dauern. Jedenfalls so lange, bis sich die Regierungen aller wichtigen Länder an einen Tisch setzen und die größten Währungsprobleme nicht nur zerreden – wie bei den bisherigen G7-, G8- und G20-Gipfeln -,  sondern endlich lösen.

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