Island Geld für deutsche Kaupthing-Kunden

Seit acht Monaten bangen rund 30.000 deutschen Sparer um ihre Guthaben bei der isländischen Kaupthing-Bank, insgesamt etwa 308 Millionen Euro. Doch nun scheint die Auszahlung der Ersparnisse endlich in greifbare Nähe gerückt.

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Die Island-Flagge vor der Quelle: REUTERS

Denn obwohl für Kaupthing weiterhin ein Moratorium in Island besteht, kann die Bank nun zumindest die bevorrechtigten Forderungen zurückzahlen. Nach isländischem Recht gehören Kundeneinlagen bei der Muttergesellschaft sowie ausländischen Niederlassungen dazu. Eine Erstattung der Kundengelder war den deutschen Kaupthing-Kunden seit langem versprochen.

Bezahlt wird das Geld aus den Eigenmitteln der Bank. Anfang Mai hatte die neue isländische Premierministerin Johanna Sirgurdardottir die Erstattung aus den Eigenmitteln der Bank bereits zugesagt, und schon im Februar soll die Bank über 265 Millionen Euro für die Rückzahlung deutscher Kundenguthaben verfügt haben. Als Grund, warum keine Auszahlung an deutsche Kunden erfolge, wurden 55 Millionen Euro aus einem Guthaben von Kaupthing bei der DZ-Bank in Frankfurt angeführt. Da die DZ Bank aber ihrerseits weit höhere Forderungen aus Krediten an Kaupthing geltend macht und das Guthaben damit verrechnen will, ist das Geld bis heute Gegenstand von Verhandlungen zwischen den beiden Banken. Die Forderungen der DZ Bank bestehen nach Informationen von wiwo.de unverändert weiter. Offenbar lag die lange Verzögerung bei der Auszahlung an deutschen Sparer nicht an dem Streit um die 55 Millionen Euro. Dass es nun klappt, dürfte daher eher ein Verdienst der isländischen Regierung sein.

Regierungen einigten sich

Die Situation der größten Bank Islands hat sich weiter geklärt. Vor nicht einmal zwei Wochen berichteten die Medien, Islands Regierung habe sich mit Großbritannien und den Niederlanden über die Rückzahlung von Schulden im Volumen von insgesamt 3,6 Milliarden Euro innerhalb der nächsten 15 Jahre geeinigt. Die Höhe dieser Schulden entspricht nahezu drei Vierteln des isländischen Staatshaushalts. In den beiden Gläubiger-Ländern haben die Regierungen mehr als 300.000 Kunden der isländischen Großbanken Kaupthing, Landsbanki und Glitnir für ihre Guthaben entschädigt und die Forderungen gegen Kaupthing übernommen. Laut Vereinbarung muss der isländische Staat für diese Forderungen gerade stehen.

Die deutschen Kaupthing-Kunden erhalten inzwischen seit Ende Mai Formulare für Auszahlungsaufträge zu ihren Konten. Nach Aussagen eines Sprechers der Kaupthing-Kunden gestern in Reykjavik sollen die Einlagen bis Anfang nächster Woche komplett ausgezahlt werden. Angaben der Bank zufolge werden die Konten mit der Auszahlung der Guthaben gekündigt, damit keine weiteren Geldanlagen auf diesen Konten möglich sind.

Zinsen nicht bevorrechtigt

Wermutstropfen für Kauphting-Kunden trotz Abzeichnung eines Happy Ends: Zu den nun bevorrechtigten Forderungen zählen keine Zinsen, die nach dem 9. Oktober 2008 theoretisch aufgelaufen wären. Ob doch noch Zinsen gezahlt werden, ist derzeit unklar, weil zunächst ein Verfahren über die Bedienung sonstiger Forderungen formell eröffnet werden muss. Dann können Kaupthing-Kunden auch die Zahlung der Zinsen einfordern. Die Chancen auf Erfolg sind aber eher als gering einzuschätzen. Aber sicher dürften die meisten Kunden froh über die Rückerstattung ihrer Guthaben sein. Bis zum 9. Oktober aufgelaufene Zinsen werden den Kundeneinlagen gutgeschrieben.

Der endgültigen Freigabe war ein mehrmonatiger Streit zwischen der mittlerweile zwangsverstaatlichten Bank und deutschen Stellen vorausgegangen. Seit Okober 2008 kommen die deutschen Kunden nicht mehr an ihre Guthaben auf Tages- und Festgeldbasis, nachdem die deutsche Finanzaufsicht die Konten der deutschen Kaupthing-Tocher eingefroren hatte. Was viele Anleger nicht wußten: Kaupthing war nicht Mitglied im deutschen Einlagensicherungsfonds. Die isländische Muttergesellschaft hatte aggressiv mit Zinsen über dem Marktdurchschnitt geworben, sich aber mit riskanten Hypothekenderivaten verspekuliert und war schließlich im Zuge der Immobilien- und Finanzmarktkrise kollabiert. Der notwendigen Verstaatlichung der drei größten isländischen Banken folgte eine Notkredit des Internationalen Währungsfonds in Milliardenhöhe an Island.

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