Geldanlage Anleger schütten Carmignac mit Milliarden zu

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Der Überflieger

Auch Carmignac gelingt nicht alles – von einem Waterloo ist er aber weiter entfernt denn je zuvor. Der Investissement etwa verlor 2008 rund 29 Prozent. Aber schon in diesem Jahr fliegt er mit einem Plus von 31 Prozent an den Konkurrenten vorbei und nähert sich dem Höchstkurs von 2008 (siehe Grafik). Carmignac hat zu Beginn der Hausse Sicherungsstrategien rechtzeitig aufgelöst. Im Sommer 2008 verkaufte Bankaktien kaufte er in diesem Frühjahr billig zurück und machte deren Rally mit. Und im Mischfonds Patrimoine hielt er Ende 2008 klugerweise keine Aktien mehr, fuhr dafür 2009 hohe Gewinne mit Unternehmensanleihen ein.

Carmignac versucht jetzt, Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Als Co-Prüfer neben dem für ihn seit 20 Jahren tätigen Wirtschaftsprüfer Patrice Vizzavona engagiert er jetzt KPMG. Die haben zwar bei diversen Börsenskandalen keine gute Figur gemacht, sind aber groß und bekannt, was viele Anleger offenbar beruhigt.

Die Anlagephilosophie des Investissement unterscheidet sich kaum von der anderer Fonds, wie etwa der des DWS Vermögensbildungsfonds I. Wie dessen Fondsmanager Klaus Kaldemorgen betrachtet Edouard Carmignac zunächst die wirtschaftliche Lage in den großen Volkswirtschaften der Erde und sucht dann nach Unternehmen, die in dem erwarteten Umfeld gut abschneiden könnten. Den Erfolg verdankt Carmignac den Themen Schwellenländer und Rohstoffe, die er frühzeitig erkannte. „Was die Fonds von der Konkurrenz unterscheidet, ist der stärkere Einsatz von Absicherungstechniken und das flexible Liquiditätsmanagement, mit dem Marktkorrekturen abgefedert werden“, sagt Thomas Lancereau, Analyst bei Morningstar. Im besten Fall liegt, wenn die Kurse fallen, viel Geld in Tagesgeldern.

Kein Geheimniskrämer

Ein Geheimniskrämer ist Carmignac nicht. Vertriebspartner versorgt er wöchentlich mit Marktberichten und Daten zur Aufstellung der Fonds – auch zu Währungs- und Derivategeschäften. Im Unterschied zur deutschen Konkurrenz weist Carmignac im Jahresbericht sogar die Kosten für den Wertpapierhandel aus – im Patrimoine 2008 insgesamt 24,4 Millionen Euro. In den Gesamtkosten deutscher Fonds ist diese Gebührenposition gar nicht enthalten. „Die Kommunikation von Carmignac mit den Kunden ist beispielhaft“, urteilt Analyst Lancereau.

Problematischer ist die Frage, ob Carmignac, der ein paar Hundert Millionen exzellent anlegen konnte, dies auch mit zweistelligen Milliardensummen schafft. „Ich empfehle den Fonds nicht mehr, weil die ein Volumenproblem bekommen“, sagt ein Anlageberater aus der Pfalz.

Dass dies passieren könnte, lässt sich nicht wegdiskutieren: Der bekannteste Fonds von Carmignac-Vorbild Fidelity sank als Megafonds ins Mittelmaß ab. Der Fondsmanager konnte keine mittelgroßen Aktien mehr kaufen, ohne selbst deren Kurse zu beeinflussen, blieb deshalb auf schwachen Aktien zu lange sitzen.

Allerdings: So groß wie der Fidelity European Growth, der zeitweise 23 Milliarden Euro schwer war, sind die Carmignac-Fonds noch lange nicht. „Bei der Aktienauswahl achten die Manager zudem auf eine genügend hohe Liquidität der Papiere“, sagt Lancereau von Morningstar.

Ein Schwellenländer-Aktienfonds und ein Aktienfonds für kleine europäische Werte sollen für neue Anleger geschlossen werden, sobald das Volumen von einer Milliarde Euro erreicht würde. Aber bis es so weit ist, müsste sich deren Volumen noch vervierfachen. Dass der Fonds-Napoleon das schaffen kann, halten auch in Frankfurt viele für möglich – wenn auch zähneknirschend.

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