Alexander Dibelius „Im Tsunami ertrinkt auch Michael Phelps“

Seite 3/3

„Bei Kion und Wincor Nixdorf sitze ich noch heute im Aufsichtsrat“

Mit der Parfümeriekette Douglas hat auch CVC ein Unternehmen übernommen, das vorher schon einem Finanzinvestor gehörte. Und das zu einem stolzen Preis.

Douglas hat dem Voreigentümer Advent nur relativ kurz gehört. Der hat vor allem das Portfolio erfolgreich restrukturiert, indem er die anderen Ketten wie Christ, Thalia und Hussel abgetrennt und verkauft hat. Wir kümmern uns stärker darum, das Parfümgeschäft operativ zu verbessern. Und wir sehen Erfolge: Das neu aufgestellte Onlinegeschäft wächst deutlich zweistellig, ohne dass der Verkauf in den Läden leidet. Vor allem haben wir die Entwicklung einer Eigenmarke forciert und mit Zukäufen in Italien und Spanien weiter internationalisiert.

Bei allen Unternehmen bauen Sie das Digitalgeschäft aus und kaufen zu, wenn es passt. Das wirkt wie ein recht oberflächliches Rezept.

Das täuscht. Bei Douglas und anderen Unternehmen haben wir uns tief in das Geschäftssystem eingearbeitet. Wir wissen etwa, dass längst nicht alle potenziellen Kunden, die einen Laden betreten, tatsächlich etwas kaufen. Daran kann das Unternehmen arbeiten, wir entwickeln spezifische Konzepte dafür. Vor allem jüngere Kunden haben die Kette zudem unberechtigterweise als teuer und vielleicht nicht ganz auf der Höhe der Zeit wahrgenommen. Auch deshalb bietet Douglas mit der eigenen Marke jetzt tolle dekorative Kosmetik an. Gerade bei der Generation „Snapchat, Selfie und Co.“ sind diese Produkte besonders angesagt.

Als Deutschland- und Zentraleuropachef von Goldman Sachs haben Sie die ganz großen Deals begleitet, nun beschäftigen Sie sich mit dem Schminkverhalten von Teenagern. Macht das Spaß?

Sehr viel sogar. Ich habe schon früher versucht, möglichst nah am Geschäft der Goldman-Sachs-Klienten zu agieren. Die Bank hatte auch ein großes eigenes Private-Equity-Geschäft. Ich selbst war unter anderem an den Investitionen in Messer und Kabel Deutschland beteiligt. Deren Weg habe ich aktiv mit betreut, bei Kion und Wincor Nixdorf sitze ich noch heute im Aufsichtsrat.

Es gibt sehr gute Fonds, die keine weiteren Anleger brauchen. Sie öffnen sich nur gelegentlich. Was hinter dem "Soft Closing" steckt und warum Anleger solche Fonds besonders im Blick behalten sollten.

CVC galt als konservativer Investor. In der Branche heißt es, dass Sie vor allem die Zahl der Transaktionen erhöhen sollen.

Wir bleiben risikobewusst, ich würde das aber nicht notwendigerweise konservativ nennen. Wenn sich interessante Chancen für Investitionen bieten, können das ruhig auch mehrere sein.

Als Sie bei Goldman Sachs aufgehört haben, haben viele erwartet, dass Sie sich aus der Branche zurückziehen. Warum haben Sie das nicht getan?

Nichts zu tun erscheint nur in den ersten Monaten attraktiv, dann wird es einem doch etwas langweilig. Letztlich hat es mich gereizt, in einer kleineren Organisation in einer Eigentümerrolle ganz nah mit Unternehmen am ökonomischen Fortschritt teilzuhaben. In einer großen Bank gibt es so viele organisatorische Aufgaben, so viele Meetings, so viele regulatorische Themen, dass dafür irgendwann die Zeit fehlt. Ich genieße es, in einer etwas anderen Rolle sozusagen wieder an die Basis des Geschäfts zurückzukehren.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%