50 Ideen für eine bessere Welt Mit gutem Gewissen investieren

Die Nachfrage nach grünen Geldanlagen wächst. Kunden investierten im vergangenen Jahr 10 bis 20 Prozent mehr Geld bei Banken, die nachhaltige Projekte fördern. Experten schätzen, dass allein in Deutschland 57 Milliarden Euro in solche nachhaltigen Anlagen geflossen sind. Inzwischen reagieren auch die etablierten Finanzinstitute auf das grüne Gewissen ihrer Kunden und richten ihr Portfolio darauf aus – mit Investmentfonds, Altersvorsorgeprodukten und Versicherungen gegen den Klimawandel.

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Ein Mann passiert ein Schild der Umweltbank Quelle: REUTERS

Grüner riestern

Wer auf der Suche nach grünen Geldanlagen ist, hat die Qual der Wahl: Ethische Finanzinstitute wie die GLS oder die Umweltbank bieten zahlreiche Tages- und Festgeldkonten. Auch bei nachhaltigen Aktienfonds wird das Feld unübersichtlich. Dagegen sind klassische Altersvorsorgeprodukte, mit denen Anleger für eine private Zusatzrente ansparen können, immer noch rar.

Dabei geht es um viel Geld: Laut einer Studie der Versicherungsgesellschaft Axa legen die Deutschen jährlich fast 160 Milliarden Euro privat fürs Alter zurück. Wenn dieses Geld verstärkt in Vehikel flösse, die Aktien und Anleihen nach ökologisch-sozialen Kriterien auswählen, würde der Druck auf Unternehmen und Staaten deutlich steigen, diese Themen zu pflegen.

Vorreiter bei der grünen Vorsorge ist die EthikBank aus Thüringen, die zum Verbund der Volksbanken gehört. Sie bietet den einzigen grünen Riester-Banksparplan Deutschlands. Das Modell folgt dem klassischen Riester- Prinzip: Anleger zahlen monatliche Raten von meist 100 oder 150 Euro, hinzu kommen staatliche Zuschüsse von 154 Euro sowie eine Kinderzulage von 185 Euro pro Jahr. Frühestens ab dem 60. Lebensjahr kassieren die Kunden dann ihre private Rente.

Allerdings gibt es zwei Besonderheiten: Zunächst sind das die niedrigen Gebühren – anders als bei Riester-Rentenversicherungen fallen keine happigen Provisionen von meist fünf Prozent der eingezahlten Beiträge an. „Die Verwaltungskosten betragen lediglich 15 Euro pro Jahr“, sagt EthikBank-Vorstandsmitglied Sylke Schröder. Diese Kostenstruktur hat die Zeitschrift Finanztest bewogen, den Banksparplan wiederholt zu empfehlen.

Das entscheidende Plus für nachhaltig orientierte Sparer sind die strengen Anlagekriterien. Denn ihr Geld fließt in Anleihen von Staaten und Firmen, die nach Überzeugung der EthikBank hohe ökologische und soziale Standards einhalten. Dazu gehören die 30 Mitglieder des Natur-Aktien-Index (NAI) – also zum Beispiel die Bonner Solarworld, der Windradgigant Vestas, der Dämmstoffhersteller Steico und der Reinigungsmittelproduzent Ecolab.

Auch Großkonzerne wie die Münchener Rück kommen infrage. Positiv bewertet die EthikBank hier die „konzernweite Klimaneutralitätsstrategie“ sowie die Beteiligung an der Desertec-Initiative, die Solarkraftwerke in der Sahara bauen will. Keine Chance haben Unternehmen wie E.On und RWE („Atomkraft“) oder der Gaseproduzent Linde („ozonzerstörende Chemikalien“).

Bei Staatsanleihen setzt die EthikBank auf Papiere von Ländern, „die nachhaltig wirtschaften, Menschenrechte achten und Korruption bekämpfen“, sagt Schröder. Spitzenwerte in allen drei Kategorien erreichen Dänemark, Finnland, die Niederlande und die Schweiz. Auch in deutsche Staatsanleihen fließt das Geld der Sparer, obwohl die EthikBank in der Kategorie „Korruption“ lediglich 7,9 von 10 Punkten vergibt.

Dieses Prinzip interessiert immer mehr Sparer: Die Zahl der Kunden, die mit dem EthikBank-Sparplan fürs Alter vorsorgen, ist im vergangenen Jahr um 25 Prozent gestiegen. Zudem setzen erste Altersvorsorgekonzerne auf ähnliche Konzepte: So verspricht der Versicherer Ergo, seine Produkte „Zug um Zug nachhaltiger“ zu machen, beispielsweise bei fondsgebundenen Rentenversicherungen verstärkt „ökologische Aspekte einzubeziehen“.

Transparenz bei nachhaltiger Geldanlage

Aktionäre kommen zur Hauptversammlung der Münchener Rück AG Quelle: dpa

Zins, hilf

Kapital sicher anlegen und die Welt gleichzeitig ein bisschen verbessern: Bei diesem Sparmodell der GLS-Bank in Bochum verzichten Anleger auf ihre Zinsen, die stattdessen in ökologische, soziale oder kulturelle Projekte fließen – zum Beispiel in die Initiative Living Lakes des Global Nature Funds, die sich dem Schutz von Seen verschrieben hat. Zudem fließt der Kapitalstock der Anleger – wie klassische Spareinlagen auch – in einen Topf, aus dem die GLS Kredite an nachhaltige Projekte vergibt.

Vor allem Kundinnen finden das Angebot verlockend: „Wahrscheinlich sind Renditen für Frauen im Durchschnitt weniger wichtig als für Männer“, sagt Christof Lützel, Sprecher der GLS-Bank. Von den rund 1100 GLS Kunden, die beim „Projektsparen“ mitmachen, sind zwei Drittel Frauen.

Ökocheck für Fonds

Viele Fonds versprechen Anlegern, deren Geld nachhaltig zu investieren – interpretieren diesen Begriff aber höchst unterschiedlich. Weil nirgendwo verbindliche Mindeststandards festgelegt sind, fließt das Geld mitunter sogar an Öl- und Rüstungsfirmen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), ein Zusammenschluss von Finanzunternehmen, will nun Transparenz herstellen: Mit einer Datenbank, die die genauen Anlagekriterien der Fonds offenlegt. Im Juni geht der grüne Geldcheck online.

Leichter leihen

Wirbelstürme, Überschwemmungen, Dürren: Nahezu kein Monat vergeht ohne verheerende Naturkatastrophen – und meist trifft es Entwicklungsländer. Für Bauern und Kleinunternehmer in den betroffenen Regionen ist es wegen dieser Risiken oftmals schwierig, Kredite von den lokalen Banken zu bekommen. Denn diese fürchten um die Rückzahlung, wenn zum Beispiel die komplette Ernte vernichtet ist. Der Versicherungskonzern Münchener Rück will mit seiner Munich Climate Insurance Initiative“ (MCII) den Banken ein Teil dieses Risikos abnehmen und sie auf diese Weise zu einer großzügigeren Kreditvergabe veranlassen. Erste Gespräche führen MCII-Vertreter seit Februar mit Banken und Versicherern in der Karibik: So soll beispielsweise die Police Loan Portfolio Cover den dortigen Banken ermöglichen, sich gegen Zahlungsausfälle infolge von Naturkatastrophen zu versichern.

Experten erwarten, dass das Modell hilft, die örtliche Wirtschaft anzukurbeln.

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