"Die Freiheit stirbt häufig scheibchenweise", kommentierte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele vor einer Weile das mögliche Ende des 500-Euro-Scheins. Die Bundesbank sehe keine Notwendigkeit, an der derzeitigen Stückelung von Geldscheinen etwas zu ändern. Anders sehen das offenbar die Kollegen der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn schon am Mittwoch will der Rat darüber beraten, ob der 500-Euro-Schein abgeschafft wird. Auch wenn die deutschen Währungshüter sich bisher gegen das Ende des wertvollsten Euro-Scheins ausgesprochen haben, dürfte sein Ende bereits eingeläutet sein.
10 Fakten über den 500 Euro-Schein
Ende des Jahres 2015 waren genau 613.559.542 500 Euro-Scheine im Umlauf. Dies entspricht einem Wert von 306.779.771.000 Euro. Laut EZB ist somit nur der 200 Euro-Schein noch seltener im Umlauf.
Im März 2016 waren es nur noch 594.417.006 Scheine, fast 20 Millionen Scheine wurden bereits still und heimlich von der Zentralbank eingezogen.
In Spanien wird der 500er “Bin Laden” genannt: Alle wissen, dass der Schein existiert - aber fast niemand hat ihn je gesehen.
Der Hauptgrund für die Abschaffung des Scheins sind seine Nutzer. Besonders bei Geldwäsche oder im Drogenhandel ist der Fünfhunderter beliebt, denn es sind keine riesigen Geldkoffer von Nöten, um Gelder zu transferieren. Viele Geschäfte akzeptieren ihn nicht einmal.
Die Produktion eines Scheins mit dem Wert von 500 Euro kostet acht Cent.
Im Jahr 2002 wurde der Euro in Bargeldumlauf gebracht, seit 2013 werden nach und nach die Scheine durch neue, fälschungssichere Banknoten ersetzt. 50, 100, 200 und 500 sind von dieser Neuerung bis jetzt ausgenommen. Bei Letzterem erübrigt sich nun der Aufwand.
Im April 2010 stoppten englische Wechselstuben die Ausgabe von 500 Euro-Scheinen. 90 % aller 500er-Noten in England sollen sich im Besitz der organisierten Kriminalität befinden.
Die meisten 500 Euro-Scheine befinden sich in Spanien. Angeblich ein Viertel der Scheine im Umlauf soll in dem südeuropäischen Land zirkulieren - und das obwohl Spanien nur 9,264 % des BIP der Euro-Zone verantwortet.
Mit den Maßen 160 x 82 Millimeter ist er der größte Schein. Genau wie auf den anderen Euro-Noten ist auf ihm ein Architekturstil abgebildet und u.a. mit den Sicherheitsmerkmalen Wasserzeichen, Hologramm und Stichtiefdruck ausgestattet. Ein Schein wiegt 1,12 Gramm - würde man einen Koffer mit tausend Scheinen im Wert von einer halben Million Euro mit sich herumtragen, würde der Inhalt gerade mal etwas mehr als ein Kilo wiegen.
Im günstigsten Fall wird die Abschaffung des Scheins rund eine halbe Milliarde Euro kosten. Den Hauptteil wird die Produktion neuer, kleinerer Scheine wie Hunderter und Zweihunderter ausmachen, um den Wert der Fünfhunderter zu decken.
Schon Mitte April war bekannt geworden, dass der Banknoten-Ausschuss (Banco) der EZB an mehreren Plänen zur Abschaffung des 500-Euro-Scheins arbeitet. Über diese sollen die EZB-Räte auf ihrer Sitzung beraten. Laut Notenbankkreisen gibt es eine Mehrheit für die Abschaffung des 500ers. Noch zu klären ist, wie genau der Schein abgeschafft werden soll.
Bisher deutet alles darauf hin, dass der Schein unbegrenzt weiter eintauschbar sein wird und so sehr langsam und schrittweise aus dem Markt genommen wird. Ein derart bedächtiges Vorgehen würde wohl auch die Bundesbank bevorzugen, heißt es. Hinzu kommt: je langsamer der Schein abgeschafft wird, desto günstiger dürfte der ganze Prozess werden, da kleinere Scheine dann nur langsam nachgedruckt werden müssten.
Entwertet werden soll der Schein demnach nicht. Ähnlich wie die D-Mark könnten Sparer auch den 500-Euro-Schein auch in vielen Jahren noch bei der Bundesbank eintauschen. Wer also in einigen Jahren noch 500-Euro-Scheine in Tresor, Schließfach oder einem alten Kissenbezug findet, muss keine hohen Verluste befürchten. Trotzdem bleiben bei Sparern viele Fragen. Warum wird der Schein überhaupt abgeschafft? Ist das der Anfang vom Ende des Bargelds? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum soll der Schein überhaupt abgeschafft werden?
Diese Frage stellen sich viele, denn die meisten Sparer haben den wertvollsten Euro-Schein noch nie im Portemonnaie gehabt. Kein Wunder, denn in die meisten handelsüblichen Geldbörsen passt der 500er auch nur gefaltet. Für den Handel weitgehend unbedeutend gilt der 500er aber als Lieblingsschein von Kriminellen, Korrupten und Terroristen, er gehört weltweit zu den Scheinen mit dem höchsten Wert.
Die EZB hofft deshalb, dass ohne einen 500-Euro-Schein Schwarzarbeit und Geldwäsche eingedämmt werden können. Bundesbank-Vorstand Thiele, zuständig für Bargeld, glaubt daran allerdings nicht. Kriminelle könnten auf andere Währungen ausweichen, oder gleich auf Cybergeld wie Bitcoins zurückgreifen, warnte Thiele vor einigen Wochen. Auch Wissenschaftler glauben, dass die Abschaffung des 500ers nicht ausreicht, um im Kampf gegen Schwarzgeld und Kriminalität sichtbare Erfolge zu feiern. Verhandelt wird daher auch immer wieder über eine Obergrenze für Barzahlungen. Die Bundesregierung denkt entsprechend darüber nach, nur noch Barzahlungen bis zu 5000 Euro zu erlauben.
Kann ich mit dem 500er im Geschäft noch bezahlen?
Da der 500er wohl nur langfristig aus dem Zahlungsverkehr abgezogen werden soll, dürfte er auch noch lange im Handel als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Kleinere Geschäfte allerdings dürfen grundsätzlich darauf hinweisen, dass sie nur kleinere Scheine annehmen, wie der Bankenverband schon vor einigen Jahren erklärte. Grund ist vor allem die unverhältnismäßig hohe Menge an Wechselgeld, welche die Geschäfte dann vorhalten müssten.
Die meisten Bürger können sich vermutlich nicht erinnern, je mit einem 500er gezahlt zu haben. Grundsätzlich bleiben Barzahlungen aber weiterhin sehr beliebt bei deutschen Sparern. Laut einer aktuellen Umfrage der FOM Hochschule Nürnberg unter 1300 Berufstätigen zwischen 17 und 57 Jahren sind vier von fünf Befragten gegen eine Abschaffung des Bargelds.
Bitcoins, Negativzinsen und die Europa-Serie
Wird der 500-Euro-Schein noch gedruckt?
Laut EZB-Statistiken wurde der 500-Euro-Schein zum letzten Mal 2014 von der österreichischen Zentralbank gedruckt. 85 Millionen Scheine kamen damals aus der Notenpresse, insgesamt mit einem Wert von 42 Milliarden Euro. Die Bundesbank war zuletzt 2009 für das Drucken des 500-Euro-Scheins zuständig.
Wo die Deutschen gerne mit dem Smartphone zahlen würden
33 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um an Tankstellen zu bezahlen.
33 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um im Öffentlichen Personennahverkehr zu bezahlen.
30 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in Supermärkten und Drogerien zu bezahlen.
29 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in lokalen Geschäften wie Elektronik- oder Modehändlern zu bezahlen.
29 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in der Gastronomie zu bezahlen.
27 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um in Online-Shops zu bezahlen.
25 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um im Taxi zu bezahlen.
23 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne für Rechnungszahlungen nutzen.
15 Prozent der befragten Personen würden ihr Smartphone gerne nutzen, um an Kiosken zu bezahlen.
Auswahl der Interviews: 1002 Interviews in Deutschland
Grundgesamtheit: Personen in Privathaushalten in Deutschland ab 14 Jahren
Erhebungsmethode: Befragungen durchgeführt als Telefoninterviews
Herausgeber: Yapital Financial AG
Was kostet die Abschaffung des 500-Euro-Scheins?
Kosten für die Abschaffung des Scheins entstehen vor allem, weil die kursierenden rund 600 Millionen Scheine durch kleinere Banknoten ersetzt werden müssen. Je schneller der 500er aus dem Verkehr gezogen werden soll, desto teurer könnte es werden, denn dann könnten die Druckkapazitäten eng werden. Im günstigsten Fall rechet die Zentralbank mit Kosten in Höhe von mindestens 500 Millionen Euro allein für den Druck. Hinzu kommen Kosten für die Logistik des Scheintauschs, vermutlich ebenfalls ein dreistelliger Millionenbetrag. Tragen würden die Kosten alle Notenbanken, welche im Auftrag der EZB Geldscheine drucken. Nach Schätzungen entfielen auf die Bundesbank gut ein Viertel der Ausgaben.
Was passiert mit der Europa-Serie?
Derzeit erneuern Europas Währungshüter die Euro-Scheine. Die kleinen Scheine der Europa-Serie, der Fünfer, Zehner und Zwanziger sind bereits auf dem Markt, der Fünfziger könnte Ende des Jahres nachrücken. Den 500er wird es dann nicht mehr als Europa-Serie geben. Insgesamt soll die neue Serie die Scheine robuster machen und dafür sorgen, dass die Banknoten länger im Umlauf bleiben können.
Warum ist die Angst vor der Abschaffung des Bargelds so groß?
Sparer befürchten, mit dem Inhalt ihres Portemonnaies auch ihre Freiheit aufzugeben. Wer nur noch bargeldlos bezahlen kann, muss damit rechnen, dass Datenkonzerne wie Google oder die weltweit aktiven Kreditkartenanbieter über jede einzelne geleistete Zahlung informiert sind. Zudem gibt Bargeld Sicherheit. Wer weiß schon genau, wie stabil seine Bank wirklich ist? Während der Finanzkrise 2008 oder der Schuldenkrise in Griechenland hoben viele Bürger verständlicherweise große Summen Bargeld von ihren Konten ab.
Wünschenswert ist, dass jeder so bezahlen kann, wie er möchte. Wer gerne mit EC- oder Kreditkarte zahlt, wie beispielsweise die Skandinavier, der sollte das dürfen. Genauso sollte aber auch die Möglichkeit zur Barzahlung nicht eingeschränkt werden.
Bitcoin
Auch im Zuge der Negativzinsen, welche die EZB mittlerweile für kurzfristigen Bankeinlagen von den Geldinstituten verlangt, ist die Diskussion ums Bargeld lauter geworden. Je höher der Strafzins, desto eher besteht für Banken und Sparer der Anreiz, ins Bargeld auszuweichen. Bereits vor einigen Wochen tauchte eine Modellrechnung der bayerischen Sparkassen auf, welche die Kosten der Bargeldhaltung im Tresor gegenüber dem Strafzins in Höhe von aktuell 0,4 Prozent thematisierte.
Zweifler befürchten, die Notenbank könnte langfristig eine Art Cybergeld, ähnlich wie Bitcoins, nutzen, um derartige Fluchtbewegungen ins Bargeld unmöglich zu machen. Bisher sei digitales Geld von der Notenbank allerdings nur eine akademische Diskussion, erklärte Pimco-Chefvolkswirt Joachim Fels im Interview mit der WirtschaftsWoche.
Spannend dürfte also werden, was die EZB in ihren Forschungslaboren so ausbrühtet. Ratsmitglied Yves Mersch erklärte vor kurzem in einem Vortrag, die EZB experimentiere mit der Technologie, die hinter Bitcoins steckt. Es solle untersucht werden, ob die sogenannte DLT-Technologie, die hinter der Cyberwährung steckt, auch von Notenbanken verwendet werden könnte.