Vor drei Jahren war Hartmann skeptischer. Da spazierte Aliou Diallo in Frankfurt in sein Büro. Der Geschäftsmann aus Bamako hatte gehört, dass Hartmann französisch spricht und als Wirtschaftsjurist einen Börsengang begleiten könne. Der Afrikaner war auf der Suche nach einem Minderheitsaktionär, der in Europa Kapital auftreiben könnte. Hartmann flog nach Mali.
Vermutlich stand Hartmann damals so da wie heute: Mit festen Schuhen tritt er gegen das rote Gestein, in dem sich neben Eisen, Quarz, Aluminium und anderen Metallen auch Gold versteckt. Er zerkrümelt einen Brocken, in der Hoffnung, ein Goldpellet zu finden, aber das ist selten: „Wir können das Gold mit bloßem Augen nicht erkennen, sondern müssen das Gestein zerbröseln und chemisch binden.“
Das geschieht in einem Wirrwarr aus Förderbändern, Zentrifugen und Rohren, das sich hinter dem Investor aus dem Staub erhebt: Eine über 60 Millionen Euro teure Goldwaschanlage, in der Gestein zerkleinert und gewaschen wird, ehe die schwereren Goldpartikel auf Rüttelplatten und in Zentrifugen vom leichteren Gestein getrennt werden. 160 Millionen Euro hat Wassoul’Or insgesamt in die Mine investiert – seit einem Jahr läuft die Produktion.
Der Laie wird lachen: 1,78 Gramm Gold findet Wassoul’Or in einer Tonne Gestein. Doch so schlecht ist die Ausbeute nicht – bei vielen anderen Förderprojekten liegt die Ausbeute unter einem Gramm pro Tonne, sagt Matthias Wichmann von der VCH Vermögensverwaltung.
Positiv rechnen
Überrascht haben den Rohstoffanalysten die Produktionskosten. Laut Wertpapierprospekt liegen diese unter 300 US-Dollar pro Unze Gold. „Das ist sowohl in Mali als auch im internationalen Vergleich als sehr niedrig einzuschätzen.“ Andere Hersteller wie Randgold Resources oder Iamgold aus Kanada würden bei ähnlichen Minen in Mali von Kosten von bis zu 1000 Dollar pro Unze berichten. „Im Goldgeschäft wird gern positiv gerechnet, bis schließlich steigende Kosten die Investoren verärgern“, warnt Wichmann. Insofern sei er gespannt, wie die monatlichen Produktionszahlen ausschauen werden.
Hartmann sagt dazu, Wassoul’Or sei ein kleines Unternehmen und habe geringere Fixkosten als größere Wettbewerber, die auch in anderen Regionen fördern. Vor allem aber finde sich das Gold in Kodieran an der Erdoberfläche – im Westen von Mali, in Ghana und Südafrika graben Wettbewerber teils tausende Meter unter Tage. Zudem sei das Gestein im Süden poröser als im Norden, weshalb Hartmann mit mechanischen Zentrifugen arbeiten kann, statt Gold mit teurer Chemie binden zu müssen.
Es sind kleine Details, an denen auffällt, dass ein Deutscher bei Wassoul’Or investiert ist: Am Eingang der Kantine hängt ein Warnschild mit Fotos von Giftschlangen und Skorpionen – und der Nummer des Arztes für den Notfall. So viel Arbeitsschutz denkt sich ein Afrikaner kaum aus.