Die Baisse am Ölmarkt trifft auch das wichtigste Öl produzierende Land Europas: Norwegen, dessen Exporteinnahmen zu 60 Prozent aus dem Verkauf von Öl und Gas stammen und dessen Wirtschaftskraft zu 22 Prozent vom Energiesektor abhängt. 2014 wuchs Norwegen noch mit zwei Prozent. Wegen rückläufiger Ölpreise kappt die Notenbank in Oslo die Prognose für 2015 von 2,5 auf 1,5 Prozent. Dafür könnte die Inflation von 2,4 Prozent auf 2,9 Prozent steigen.
Unter Druck ist deshalb die Norwegische Krone gekommen. In nur drei Monaten verlor sie gegenüber dem Euro bis zu zwölf Prozent. Derzeit werden 100 Norwegische Kronen zu 11,30 Euro gehandelt. Das ist nach den Rückschlägen 2008/09 und 2004 der dritte schwere Kronen-Sturz seit Einführung des Euro. Für langfristige Investoren war jeder Rückschlag bisher eine Einstiegsgelegenheit.
Norwegische Staatsanleihen mit Laufzeit bis 2019 bieten derzeit 0,7 Prozent Jahresrendite. Das ist nicht üppig, aber immerhin 0,8 Prozentpunkte mehr, als das Anlageergebnis aus Bundesanleihen gleicher Laufzeit. Norwegen ist ein Top-Schuldner mit AAA-Rating.
Der scharfe Rückgang der Krone war auch darauf zurückzuführen, dass die norwegische Notenbank den Leitzins auf 1,25 Prozent senkte. Sogar ein weiterer Rückgang auf 1,0 Prozent ist in den nächsten Monaten möglich. Kurzfristig kann das die Krone noch einmal drücken, mittelfristig ist das ein gutes Signal für die Konjunktur. Sollte es dennoch zu einer längeren Flaute kommen, will Ministerpräsidentin Erna Solberg zur Belebung der Wirtschaft die Staatsausgaben anheben.
Jetzt zahlt es sich aus, dass Norwegen enorme Reserven hat. Zum einen ist die Staatsverschuldung mit rund 30 Prozent der Wirtschaftsleistung ungewöhnlich niedrig. Zum anderen hat das Land einen Staatsfond im Rücken, dessen Volumen mittlerweile 755 Milliarden Euro erreicht hat; angelegt in Aktien, Anleihen und Immobilien. Der Clou daran: Dieser Staatsfonds investiert nur außerhalb Norwegens – und damit gewinnen die Norweger immer: Wenn der Ölpreis und mit ihm die Krone sinkt, steigt der Wert ihres Staatsfonds. Und ziehen die Ölnotierungen dann wieder an, verdienen sie an entsprechend guten Verkaufspreisen.
Norwegische Staatsanleihen bieten auf dem derzeit gedrückten Niveau der Krone eine Gelegenheit für ein antizyklisches Währungsinvestment. Angesichts des wackligen Euro dürfte sich dies für Anleger hierzulande auszahlen.
Anleihetipp: Norwegen | |
Kurs (%) | 115,80 |
Kupon (%) | 4,50 |
Rendite (%) | 0,74 |
Laufzeit bis | 22. Mai 2019 |
Währung | Norwegische Krone |
ISIN | NO0010429913 |