Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Das Metallunternehmen Georg Fischer wächst durch Übernahme, bei Generikaspezialist Stada zieht das Geschäft an und Energieriese Gazprom biete attraktive Zinsen. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Für Anleihen von Gazprom bekommen Anleger fast drei Prozent Zinsen Quelle: REUTERS

Aktie: Georg Fischer - Kleine Bauteile für feinen Gewinnanstieg

Das Schweizer Maschinen- und Metallunternehmen Georg Fischer (GF) übernimmt die amerikanische Microlution, einen Spezialisten für die Bearbeitung von kleinsten mechanischen Bauteilen. GF erweitert damit in seiner Sparte Präzisionsmaschinen das Geschäft mit Kunden aus der Luftfahrt, der IT oder der Medizintechnik.

Das verringert nicht nur die Konjunkturanfälligkeit; hier sind auch die Gewinnmargen höher als im klassischen Maschinenbau. Schon in den vergangenen Jahren hat GF an seiner Effizienz gefeilt. Nach 7,2 Prozent Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern 2014 und etwas mehr als 8 Prozent 2015 könnten dieses Jahr 8,2 Prozent drin sein.

In der wichtigen Sparte Rohrleitungssysteme aus Metall und Kunststoff spürt GF zwar die Flaute der Energieunternehmen, dafür kommen reichlich Aufträge aus der Bauwirtschaft. Im Geschäft mit Gussteilen für Fahrzeuge steigt GF vermehrt auf fertig zu montierende Komponenten um, die höhere Margen einbringen. Auf dem US-Markt startet gerade ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem kanadischen Autozulieferer Linamar.

Aktientipp: Georg Fischer

Ein zusätzlicher Vorteil für GF ist, dass der Schweizer Franken derzeit nicht mehr so stark aufwertet wie im vergangenen Jahr, vor allem Anfang 2015. Nur 4,4 Prozent des Umsatzes erzielte GF 2015 in der Schweiz selbst. Insgesamt dürfte GF den Umsatz dieses Jahr um knapp fünf Prozent auf 3,8 Milliarden Schweizer Franken erhöhen und netto erstmals über 200 Millionen Franken schaffen. Mit 37 Prozent Eigenkapital ist die Bilanz gut gepolstert.

Aktie: Stada - Neuer Großaktionär treibt die Kurse

Höhere Stada-Kurse seien nur eine Frage der Zeit, schrieb die WirtschaftsWoche im August vergangenen Jahres (34/2015). Seitdem sind die Anteile des hessischen Generikaspezialisten um 25 Prozent gestiegen – doch das dürfte nur der Auftakt zu einem längeren Anstieg gewesen sein. Noch immer gilt: Jeder Euro des jährlichen Geschäftsvolumens von Stada (in diesem Jahr rund 2,2 Milliarden Euro) wird an der Börse nur mit dem 1,2-Fachen bezahlt. Für die großen Konkurrenten Teva oder Mylan legen Anleger im Durchschnitt das 2,3-Fache auf den Tisch. Rechnerisch hätten Stada-Aktien das Potenzial, sich zu verdoppeln.

Mächtig Druck macht nun der neue Großaktionär von Stada, der Finanzinvestor Active Ownership, der (inklusive Optionen) über sieben Prozent von Stada verfügt. Auf der Hauptversammlung am 9. Juni sollen fünf der zumeist seit Jahrzehnten im Amt befindlichen Aufsichtsräte von Stada ausgetauscht werden – ein Frontalangriff auf das bisherige Management. Zudem sollen die vinkulierten Namensaktien in herkömmliche Aktien umgewandelt werden. Damit könnte Stada leichter als bisher übernommen werden.

Aktientipp Stada

Noch steht nicht fest, wie weit sich der neue Großaktionär durchsetzt. Dennoch dürften auch die anderen führenden Anteilsinhaber (darunter die Bank of New York Mellon, die Deutsche Bank, die Allianz) nichts gegen eine Aufwertung ihrer Bestände haben. Dass Stada im Kerngeschäft mit Nachahmermedikamenten (60 Prozent Anteil am Gesamtumsatz) auf dem Hauptmarkt Deutschland wieder deutlich zulegt, zeigt, dass das Geschäft anzieht. Entscheidend aber wird sein, wie Stada die Aktivitäten in seinen langjährigen Problemregionen Russland und Serbien in den Griff bekommt. Ein neuer Wind in der Unternehmensführung wäre da sicherlich hilfreich.

Aktientipp Swiss Re und Anleihetipp Gazprom

Aktie: Swiss Re - Aktienrückkauf und noch mehr Dividende

Die Versicherer ächzen unter dem Nullzins der EZB. Geld aus ablaufenden Anleihen müssen sie viel weniger rentabel neu angelegen. Und wie Branchenprimus Münchener Rück klagt auch die Nummer zwei Swiss Re über den Preisdruck. Die Folge: Trotz geringer Katastrophenschäden sind die Schweizer mit einem Gewinnrückgang ins Jahr gestartet. Der Nettogewinn von 1,2 Milliarden Dollar im ersten Quartal – Swiss Re bilanziert in US-Währung – sorgte dennoch für eine positive Überraschung. Besser als erwartet lief es auch bei der neu formierten Sparte Life Capital, die Lebens- und Krankenversicherungsbestände verwaltet. Sie warf mit etwa 363 Millionen Dollar sogar mehr Profit ab.

Mit Extraangeboten für Großkunden möchte die Swiss Re sich künftig von der Konkurrenz abheben. Zudem sind Übernahmen möglich. So sollen die Schweizer etwa an der Deutsche-Bank-Tochter Abbey Life Assurance interessiert sein. Der Preisdruck lastet vor allem auf der größten Sparte, der Schaden- und Unfall-Rückversicherung. So verschlechterte sich das Verhältnis von Schadensleistungen plus Kosten zu Prämieneinnahmen auf 93,3 Prozent.

Doch solange es unter der Grenze von 100 Prozent bleibt, sind die Aufwendungen für Schäden und Verwaltung durch die Prämieneinnahmen gedeckt, das Geschäft also profitabel. Insgesamt dürften die Prämieneinnahmen in diesem Jahr erstmals mehr als acht Milliarden Dollar erreichen.

Aktientipp Swiss Re

Auf ihr Eigenkapital, derzeit etwa 35 Milliarden Dollar, wollen die Schweizer sieben Prozentpunkte mehr Ertrag erwirtschaften, als es für zehnjährige US-Staatsanleihen gibt. Das entspräche derzeit etwa neun Prozent Eigenkapitalrendite. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es 14,6 Prozent. Die Eigenkapitalquote von 17,6 Prozent ist sogar deutlich besser die der Münchener Rück.

Bis 2017 plant Swiss Re Aktienrückkäufe bis zu einer Milliarde Dollar. Auch die Dividende soll weiter steigen. Dabei bringt das Papier jetzt schon mehr als fünf Prozent Rendite.

Anleihe: Gazprom - Energische Russen mit schweizer Währung

Mit 25 Anleihen, die der Energiekonzern Gazprom an der Börse Frankfurt notiert hat, gehören die Russen zu den aktiven Emittenten hierzulande. Und spendabel sind sie auch: Selbst für kurze Laufzeiten sind an die drei Prozent Rendite möglich. Als Emissionsvehikel fungiert der Luxemburger Finanzableger Gaz Capital, eine 100-prozentige Gazprom-Tochter. Für Privatanleger kommt derzeit ein bis 2019 laufender Bond infrage, der bei einem gesamten Nennwert von 500 Millionen Schweizer Franken in Stücken ab 5000 Franken zu handeln ist (derzeit rund 4510 Euro). Auch wenn die Schweizer Notenbank gegen eine Währungsaufwertung eintritt, bleibt der Franken ein Kernbestandteil in einem international ausgerichteten Depot.

Gazprom Anleihe
ISINCH0226274261
Kurs:100,40 Prozent
Kupon:2,85 Prozent
Laufzeit bis:25.10.2019
Rendite:2,72 Prozent
Währung:Schweizer Fr.

Gute Renditen in begehrter Währung gibt es nicht ohne Risiko. Gazprom ist mit über 50 Prozent Staatsanteil angesichts der Krise Russlands und der Spannungen mit dem Westen ein brisantes Investment. Dennoch, wirtschaftlich steht Gazprom nicht schlecht da. 2015 blieben bei umgerechnet 100 Milliarden Dollar Umsatz an die 13 Milliarden Dollar Nettogewinn. Für 2016 und 2017 sind die Aussichten stabil. Gegenüber den wichtigsten Kunden in Europa sichern langfristige Verträge den Marktanteil von einem Drittel. Selbst wenn die Energiepreise im internationalen Geschäft niedrig bleiben, dürfte das durch eine erhöhte Produktion und stabilere Preise im Inland fast ausgeglichen werden.

Die Ratingagentur Moody’s geht davon aus, dass Gazprom die Nettoschulden im Vergleich zum Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation in den nächsten Jahren beim 1,8-Fachen halten kann. Mit der Note Ba1 stuft Moody’s Gazprom (und Gaz Capital) als spekulativ ein, hier aber mit der besten, obersten Note. Der negative Ausblick hat nicht mit Gazprom selbst zu tun, sondern ist dem Risiko einer Herabstufung des Großaktionärs Russland geschuldet.

Fondstipp Deka-CorporateBond

Fonds: Deka-CorporateBond - Strategien für Brexit und Spanien in der Schublade

Schnell reagieren und schnell investieren, damit hat Oliver Woyda, Manager des Fonds Deka-CorporateBond NonFinancial in den vergangenen zwölf Monaten gepunktet. Als die Europäische Zentralbank (EZB) im Februar überraschend ankündigte, dass sie in ihr monatlich 80 Milliarden Euro schweres Anleihekaufprogramm auch Unternehmensanleihen aufnehmen werde, stiegen die Kurse von Industrieanleihen. Ihre Renditen fielen im Schnitt um 0,5 Prozentpunkte. Woyda hatte zuvor viel Geld flüssig, das er investieren konnte. Er handelt mit Euro-Anleihen globaler Unternehmen, darunter auch einige aus Schwellenländern. Bankanleihen hat er nicht im Depot. Da sie auch nicht von der EZB gekauft werden, baute er seinen Vorsprung gegenüber Fonds, die auch in Banken investieren, aus.

Alle Anleihen des Deka-Portfolios rentieren im Schnitt nur mit 1,05 Prozent. Die Renditen bei Pfandbriefen und Staatsanleihen sind aber noch niedriger, sodass solche Fonds durchaus ihre Berechtigung haben. Woyda kauft teilweise höher rentierende Dollar-Anleihen und sichert die Währung ab, um den Minirenditen im Euro-Raum zu entkommen. Bei Euro-Anleihen profitiert er von mehr Auswahl, weil sich jetzt auch viele amerikanische und australische Unternehmen günstig in Euro refinanzieren wollen.

Fondstipp Deka-CorporateBond

Die Verschuldung europäischer Unternehmen macht ihm keine Sorgen, sie „bewegt sich im vernünftigen Bereich und passt zum konjunkturellen Umfeld“. In der Schublade hat er Szenarien, um im Juni auf einen möglichen Brexit sowie die Neuwahlen in Spanien zu reagieren. Er hat etwas weniger britische Titel im Depot, glaubt aber, dass der Markt das Risiko bei großen Unternehmen wie British Telecom oder Vodafone bereits stärker einpreist als etwa beim Stromriesen RWE, den Währungseffekte bei der großen britischen Tochter treffen könnten. Den Spanienanteil im Depot hat er auf 4,5 Prozent reduziert, nachdem die Anleihen durch die EZB-Ankündigung ordentlich gestiegen waren.

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