Aktien Die Wahrheit über Agrar-Investments

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Über eine Erntesaison hinaus

Düngerpreise und die Aktie des Düngemittelproduzenten Yara liegen noch unter den Höchstständen von 2008 Quelle: USDA, Thomson Reuters

2008, als die Rally der Agrarrohstoffe ihren bisherigen Höhepunkt erreichte, setzte beispielsweise Dax-Wert K+S mit 2,4 Milliarden Euro 70 Prozent mehr Kali-Dünger um als im Jahr davor. Auch der kanadische Düngemittelhersteller Potash of Saskatchewan erreichte im gleichen Jahr mit 9,44 Milliarden Dollar einen Rekordumsatz.

Potash und K+S produzieren vor allem Kalidünger. Jörg Dehning, Fondsmanager bei DJE Kapital in Pullach, hält derzeit allerdings Produzenten von Stickstoffdünger für die noch bessere Wahl. Indien, einer der weltweit größten Abnehmer für Düngemittel, habe Agrarsubventionen gekürzt. Indiens Bauern sparten vor allem bei Kali. „Kali müssen sie nur alle zwei bis drei Jahre auf dem Feld ausbringen, Stickstoff dagegen ist in jeder Erntesaison notwendig“, sagt Dehning. Yara International etwa stellt sowohl Stickstoff- als auch Kalidünger her.

Aktie Deere und Preisindex für Getreide, Stückzahl verkaufter Traktoren Quelle: Thomson Reuters; Association of Equipment Manufactors

Ähnlich gut aufgehoben wie bei Düngerproduzenten sind Investoren, die weiter blicken als nur eine Erntesaison, bei Verteilern von Rohstoffen. So setzt Fondsmanager Oberbannscheidt angesichts der Ernteausfälle in den USA auch auf Agrarlogistiker, darunter Bunge: „Weil amerikanische Farmer weniger Mais liefern können, müssen die Abnehmer aus Asien und dem Nahen Osten von anderen Regionen der Erde beliefert werden, etwa aus Südamerika.“ Dazu seien Lager, Verladestationen und Transportmittel nötig, die nur weltweit operierende Agrarlogistiker anbieten könnten. Bunge-Konkurrent ADM etwa kaufte im August ein weiteres Hafenterminal in Brasilien, um Soja zu exportieren.

Wie fatal sich fehlende Infrastruktur auswirken kann, zeigt das Beispiel Indien, wo in diesem Jahr Tausende Tonnen Weizen verrotteten, weil Lager und Transportmittel fehlten. Rund 30 Prozent der Ernte gingen in Schwellenländern auf dem Weg vom Erzeuger zum Abnehmer verloren, schätzt Oberbannscheidt.

Um Verluste beim Transport zu mindern und die Kosten zu drücken, verarbeiten Agrarkonzerne vermehrt vor Ort in den Schwellenländern. Das erhöht die Margen. So baut ADMs Wettbewerber Bunge seine neue Biospritfabrik gleich dort, wo der Rohstoff Zuckerrohr geerntet wird: in Brasilien. Von Herbst kommenden Jahres an soll sie in Betrieb gehen.

Da Ackerland nicht beliebig vermehrbar ist, lassen sich die Erträge meist nur mit verbessertem Saatgut steigern. Landwirtin Schulze Bockeloh hat noch kein Saatgut für das kommende Jahr eingekauft. Teurer als in diesem Jahr, das ahnt sie, wird es auf jeden Fall. Von der Nachfrage nach höherwertigem Saatgut profitieren Spezialisten wie die deutsche KWS Saat. Gewinne aus seinen Geschäften investierte das Unternehmen im Juli in zwei brasilianische Saatgutunternehmen, die sich auf Mais spezialisiert haben. Brasilien ist einer der weltweit größten Märkte für Mais. Seit März legte der Kurs der im MDax notierten KWS bereits um 30 Prozent zu (WirtschaftsWoche 13/2012).

Lukrative Landmaschinen

Gute Chancen für Investoren bieten auch Hersteller von Landmaschinen. Fondsmanager Dehning sieht Marktwachstum zunächst weniger in den dürregeplagten USA als in Westeuropa, wo die Ernten gut ausfallen werden. Er bevorzugt den US-Hersteller Agco, der im westeuropäischen Markt einen größeren Marktanteil hat als der amerikanische Wettbewerber Deere & Co. Zu Agco gehören unter anderem die Marken Fendt und Massey Ferguson.

Dass Landmaschinenhersteller bei ihren Verkaufszahlen noch Luft nach oben haben, liegt auch an den vorsichtig wirtschaftenden Bauern. „Anfragen gibt es derzeit viele, Bestellungen dagegen noch wenige“, sagt Dieter Mies, Geschäftsleiter von Zimmermann Landtechnik im rheinischen Euskirchen. Noch sei, sagt Mies, etwa in der nahe gelegenen Nordeifel nur ein Teil der Felder abgeerntet. Den Bauern fehle noch das Geld im Portemonnaie. Ab September rechne er mit mehr Bestellungen. Die dann georderten Traktoren und Mähdrescher liefen dann etwa drei Monate später vom Band. Spätestens dann dürften auch die Aktionäre der Landmaschinenbauer ihre Ernte einfahren.

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