Alle wollen Bankschließfächer Wo Ihre Wertgegenstände sicher lagern

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Eigene vier Wände als Alternative

Wer die Police nicht über die Bank abschließen will, kann auch die Angebote des Hausratversicherers nutzen. "In vielen Policen ist der Schutz fürs Schließfach mit enthalten", sagt Kerstin Becker-Eiselen, Versicherungsexpertin von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dann müsse geprüft werden, bis zu welchem Wert der Schließfachinhalt abgesichert ist. Egal ob vom Versicherer oder von der Hausbank, wer eine Police abschließt muss gut dokumentieren, was sich im Fach befindet. Anderenfalls bringt der Versicherungsschutz nicht mehr als Ärger.

Nutzen von Zusatzpolicen

Insbesondere der Nutzen einer zusätzlichen - oft teuren Versicherung - über die Bank sollte genau geprüft werden. Diese lohnt sich oft nur, wenn große Werte eingelagert wurden. Grundsätzlich muss auch die Bank für gewisse Schäden haften. Das hängt laut BGB von der Frage ab, ob das Schließfach beziehungsweise die Schließfachanlage mangelhaft war. Lassen sich Mängel nachweisen, haftet die Bank laut BGB "verschuldungsunabhängig".

Dies belegt ein aktueller Fall aus Berlin. Vor dem Kammergericht Berlin (AZ: 26 U 18/15, Urteil vom 2. März 2016) ging es vor allem um die Frage, welche Vorkehrungen eine Bank treffen muss, um Diebstähle zu verhindern. Im konkreten Fall hatte eine Kundin ihre Bank verklagt, nachdem ihr Schließfach leergeräumt worden war. Die Bank hatte einem neuen Kunden ein Fach überlassen, der sich - wie sich später herausstellte - mit einem gefälschten Pass identifiziert hatte. Später am Tag führte ein Bankangestellter den Neukunden zusammen mit zwei Freunden in den Schließfachraum und ließ die drei Männer, die eine große Sporttasche bei sich hatten, dort alleine. Die Männer brachen einige Schließfächer auf. Die 65.000 Euro Bargeld der Kundin waren weg.

Am Ende gab das Kammergericht der Klägerin recht, die Bank habe ihre Aufsichtspflicht verletzt. Sie hätte etwa den Pass auf Echtheit prüfen können, die Sporttasche kontrollieren sowie den Tresorraum mit einer Alarmanlage ausstatten können, die auf Erschütterungen reagiert. Grundsätzlich gilt allerdings, dass die Bank nur zur Haftung gezogen werden kann, wenn der Kunde exakt nachweisen kann, was er im Schließfach aufbewahrt hatte. Zudem muss er belegen, dass er die Gegenstände nicht selber entnommen hat.

Derartige Nachweise gegenüber der Bank können allerdings schwierig sein. Wer Wert darauf legt, im Ernstfall schnell entschädigt zu werden, wird vermutlich in eine Versicherung des Schließfachinhalts investieren. Die kostet im Schnitt pro Jahr etwa ein Prozent der Versicherungssumme an Gebühren kostet.

Der Fall des deutschlandweit bekannt gewordenen Tunnel-Bankraubs 2013 bei einer Volksbank in Berlin illustriert den Nutzen nochmal gut. Rund ein Jahr nach dem Raub protestierten Betroffene vor der Bank, denn sie waren noch nicht entschädigt worden. Nur diejenigen, die den Inhalt ihres Fachs versicherten, hatten bereits Geld erhalten. Alle anderen mussten darauf hoffen, dass Anwälte der Bank nachweisen können, dass der Tunnelraub - etwa durch einen Durchbruchschutz - hätte verhindert werden können.

Der heimische Tresor

Wer Angst vor Bankräubern hat, kann Wertgegenstände auch im heimischen Tresor lagern. Auch hier ist die Nachfrage zuletzt deutlich gestiegen, erklärt Hersteller Hartmann Tresore. Insbesondere bei Privatleuten beobachte man eine erhöhte Nachfrage. Seit dem vergangenen September ist das Interesse deutlich gestiegen. In den vergangen zwei Quartalen sei die Nachfrage um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Zunächst gilt es, für einen einbruchsicheren Tresor den richtigen Standort zu finden. Besonders beliebt sind naturgemäß Wand- oder Möbeltresore, die dem Einbrecher nicht sofort ins Auge springen. Der Widerstandsgrad gibt beim Kauf an, wie schwierig es für den Eindringling wird, den Tresor aufzubrechen. Diese Einstufung ist vor allem für die Versicherung des Tresors wichtig. Nach der jeweiligen Sicherheitsklasse richtet sich der Wert, zu dem letztlich versichert werden darf. Heim-Tresore sind am besten über die Hausratversicherung abgedeckt. Wie bei der Sicherheitsklasse sollten Tresorbesitzer auch bei der Police darauf achten, bis zu welcher Summe der Tresorinhalt versichert ist.

Kostspielig ist der Einbau bei einem Wandtresor, für den normalerweise zunächst ein Loch in die Wand geschlagen werden muss. Die Montage kann also schnell mehrere hundert Euro kosten, gleiches gilt für einen vernünftigen Tresor. Ein guter Wandtresor kostet schnell 150 Euro oder mehr.

Egal ob Bankschließfach oder Tresor, normalerweise lohnt sich die sichere Unterbringung. Vor allem das vergleichsweise günstige Bankschließfach macht sich im Fall eines Einbruchs oder Feuerschadens für wichtige Dokumente oder Schutz schnell bezahlt. So lässt sich auch im Urlaub ruhig schlafen. Wer aus Angst vor der EZB-Politik Bargeld einlagern will, sollte sich das aber gut überlegen. Auch wenn keine Zinsen mehr verloren gehen - das Geld ist normalerweise im Schadensfall nicht versichert.

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