Alternative Märkte Für mutige Anleger gibt's im Irak viel zu holen

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Kaum internationale Banken vertreten

Militärschlag gegen Syrien verängstigt Anleger

Das Interesse der Anleger wächst. Euphrates vervierfachte das verwaltete Vermögen seit Anfang 2012 von 18 auf 68 Millionen Dollar. Für 2013 wird ein Renditeplus des Portfolios von 36 Prozent erwartet. Felgenhauers Kunden sind vermögende Privatleute, das Gros aus Europa und Nordamerika, ein einziger aus Deutschland.

Ab 100 000 Dollar kann man einsteigen. Auch der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock legte 2010 einen Grenzmarkt-Fonds auf. Der Fonds wird an der Londoner Börse gehandelt, hält sechs Prozent irakische Aktien und legte binnen zwölf Monaten 35 Prozent zu. Er hat aber keine deutsche Zulassung, was deutschen Anlegern steuerliche Probleme bereiten dürfte.

Internationale Banken, an die Investoren sich wenden könnten, gibt es kaum im Irak. Die Citigroup kündigte zwar unlängst an, eine Filiale in Bagdad zu eröffnen. Dafür gab die britisch-asiatische HSBC bekannt, ihren Mehrheitsanteil an der lokalen Daressalam-Bank zu verkaufen und sich aus dem Irak zurückzuziehen.

6000 Dollar für die Sicherheit

„Es gibt viele Unsicherheiten und Untiefen, die man umschiffen muss“, räumte James Hogan, Ex-Leiter des Irak-Geschäfts der HSBC, unlängst ein. Allein für Sicherheit habe die HSBC zwischen 3000 und 6000 Dollar am Tag ausgegeben. Andere in der Finanzbranche beklagen die ausufernde Korruption, die nahezu alle Geschäfte durchdringe. „Aktien“, sagt Taha, „sind einfach, alles andere ist komplizierter.“

Taha muss los, er hat noch einen Termin. Morgen geht es nach einem Zwischenstopp in Suleimania wieder zurück nach Istanbul, wo er mit seiner Frau, einer türkischen Unternehmerin, und den drei Kindern lebt.

Ob er nicht manchmal seine Entscheidung, im Irak aktiv zu werden, bereue? „Es gibt Tage, an denen man am liebsten eine Farm kaufen und sich mit der Familie dorthin zurückziehen möchte“, sagt er. Kräftezehrend seien die ständigen Flüge – Bagdad, Erbil, Istanbul, London, New York. Kaum eine Woche, in der er nicht im Flieger sitzt, die Kinder sieht er nur selten.

Doch anderswo zu arbeiten, kann er sich nicht vorstellen: „Es ist mein Land, die Menschen hier haben Besseres verdient als in den letzten 30 Jahren.“ In einen Irak ohne Hass und Gewalt würde er gern mit Familie zurückkehren, sagt er und zeigt dann unvermittelt auf das Ölbild hinter sich. „Das sind die kurdischen Berge.“

In Erbil ist es mittlerweile dunkel, die Straßen sind noch voller geworden. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen, um nach der Hitze des Sommertags die lauen Abendstunden auszukosten. Für Taha ist Erbil die Zukunft des Irak – eine boomende, vibrierende Stadt, die den Menschen, trotz aller Probleme, ein Stück Lebensfreude und Freiheit sichern könnte. „Deutsche Anleger sind sehr willkommen hier“, sagt Taha. „Aber lesen Sie nicht nur die Zeitungsmeldungen. Just come and see.“

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