Wer Gold kaufen will, hat es ungleich leichter einen fairen Preis zu erzielen. „Deutschland ist im europäischen Vergleich ein ungemein transparenter Markt mit starkem Wettbewerb und einem großen Informationsangebot“, sagt Degussa-Chef Wrzesniok-Roßbach. Etwa 120 Tonnen Feingold werden nach seiner Schätzung in diesem Jahr in Deutschland für Anlagezwecke verkauft. Knapp zwei Drittel davon entfallen auf Barren, der Rest auf Münzen. Der Preisaufschlag beim Goldkauf, im Fachjargon Aufgeld genannt, fällt hierzulande mit rund zehn Prozent bei kleinsten Mengen und deutlich weniger bei größeren Barren moderat aus. Wettbewerb und Transparenz haben entsprechend dazu geführt, dass die Margen für die Goldverkäufer in Deutschland relativ gering sind. „Zwei Prozent Nettoverdienst ist hier schon viel“, sagt Wrzesniok-Roßbach. Lediglich in Österreich schätzt er die Konkurrenz noch härter ein. „In anderen Märkten Europas dürften die Margen eher doppelt so hoch sein.“
Der Goldkauf ist letztlich Vertrauenssache. Vor allem im Online-Handel wird Gold gegen Vorkasse angeboten. Da sollten sich Käufer auf Qualität, Service und zügige Lieferung verlassen können. Beim Kauf von Gold kommt es daher weniger auf einen Preisvergleich an, solange sich Anleger an etablierte Adressen halten. Denn das sind neben der Handvoll Goldhändler, die über ein Niederlassungsnetz verfügen, vor allem die Banken. Auch wenn sich einige kleinere Institute aus dem Goldhandel verabschiedet haben, sind sie doch für viele Anleger beim Goldkauf die erste Anlaufstelle. Nachteilig ist aber, dass die Banken in der Regel keine Goldvorräte vorhalten, sondern nach Kundenwunsch bestellen. Größere Goldhändler haben hingegen typische Abnahmemengen immer griffbereit. Eine schnelle und zuverlässige Abwicklung des Geschäfts in jedem Fall unerlässlich.
Skepsis ist vor allem im Online-Handel angebracht. Ungefähr 180 Goldhändler soll es im deutschsprachigen Internet geben. Zwar tummeln sich auch hier längst die etablierten und zuverlässigen Goldhändler wie Degussa, Westgold oder Pro Aurum und viele andere, aber dazwischen tauchen auch immer wieder zweifelhafte Angebote auf, die Kunden mit Niedrigstpreisen abspeisen wollen. Tests haben gezeigt, dass die Preise durchaus um 20 Prozent und mehr abweichen können. Da Goldmünzen oder Barren nur gegen Vorkasse verschickt werden, sollten Kunden die Anbieter unbedingt auf Vertrauenswürdigkeit prüfen, etwa durch das Lesen von Kundenkommentaren in Internetforen.
Wer sein Gold nicht ganz dringend verkaufen muss, tut gut daran, auf bessere Kurse zu warten. Alten Goldschmuck zunächst zu beleihen und später wieder auszulösen, scheint da eine wirtschaftliche sinnvolle Alternative. Denn dann ließe sich der Schmuck womöglich zu einem höheren Kurs verkaufen.
Wer alten Goldschmuck zu Geld machen will, darf sich nicht der Illusion hingeben, er bekäme mehr als den reinen Materialwert. Dazu bräuchte es auf der Käuferseite schon einen Liebhaber, der an den Schmuckstücken ein besonderes Interesse hat. Die Suche nach so einem Käufer ist allerdings ungleich aufwendiger, als die nach einem der mehreren hundert Goldhändler, die in Deutschlands Innenstädten anzutreffen sind.
Der Ring bleibt erst einmal in meiner Tasche. Lieber verkaufe ich meine alte Stereoanlage und kaufe mir dafür eine Goldmünze. Denn so billig wie jetzt war Gold schon lange nicht mehr.