Die Rheinische Scheideanstalt in Düsseldorf ist vergleichsweise klein, verarbeitet also geringe Edelmetallmengen. Dennoch gibt es starke Sicherheitsvorkehrungen. Massive Gitterstäbe schützen Einfahrt und Fenster. Beim Betreten der Räume habe ich zwar zunächst den Eindruck, mich in einer normalen Wohnung zu befinden, doch gibt es überall Überwachungskameras. Die Dame hinter dem Schalter wird durch dickes Glas geschützt, die Türen sind versperrt und massiv.
Ein junger Mann bittet mich, vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. 9,12 Gramm zeigt die Digitalwaage an, als er den Ring darauf legt. Da es sich um 585er Gold handelt, - der Feingoldanteil also bei 58,5 Prozent liegt – berechnet er 5,3 Gramm zu einem Börsenkurs von 29,96 Euro. Genaugenommen müssten es 5,35 Gramm sein, aber Nachkommastellen spielen offenbar keine allzu große Rolle. Abzüglich seiner Händlermarge, die er mit drei Euro pro Gramm angibt, bietet er mir insgesamt 145 Euro für den Goldring. Einen Echtheitstest führt der Mann von der Scheideanstalt noch nicht durch. 145 Euro erscheint mir recht wenig, schließlich hat der Ring vor zehn Jahren mehr als 500 Euro gekostet.
Die wichtigsten Fakten zu Gold
Die gesamte Goldnachfrage im dritten Quartal 2014 betrug 929,3 Tonnen. Damit ist die Nachfrage um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 952,8) gefallen.
Quelle: World Gold Council
Die weltweite Nachfrage nach Schmuck betrug im dritten Quartal 2014 insgesamt 534,2 Tonnen und ist damit um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 556,3) gefallen.
Die Nachfrage des Technologiesektors belief sich im dritten Quartal 2014 auf 97,9 Tonnen und fiel, verglichen mit den 103,1 Tonnen im dritten Quartal 2013, um fünf Prozent.
Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen ist im dritten Quartal 2014 deutlich gesunken – auf 245,6 Tonnen. Ein Minus von 21 Prozent im Vergleich zu 2013 (Q3: 312,3).
Dass die Gesamtnachfrage nach Gold gefallen ist, ist auch auf die Abflüsse aus Gold-EFTs zurückzuführen. Im dritten Quartal 2014 beliefen sich diese auf 41,3 Tonnen. Allerdings ist das deutlich weniger als im Vorjahr. Im dritten Quartlal 2013 betrugen sie noch 120,2 Tonnen.
Die Nettoeinkäufe von Zentralbanken betrugen im dritten Quartal 2014 92,8 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von neun Prozent (Q3'13: 101,5).
Die Goldnachfrage im Investment belief sich im dritten Quartal 2014 auf 204,4 Tonnen. Das ist eine minimale Steigerung von sechs Prozent, im Vorjahresquartal waren es 192 Tonnen.
Der Goldhändler in Düsseldorf, den ich als nächsten aufsuche, betreibt in Nordrhein-Westfalen gleich acht Filialen. Im Schaufenster liegt ein wenig Goldschmuck, die Tür hat eine Klingel und zahllose Aufkleber, die auf die Videoüberwachung hinweisen. Der Laden ist winzig, lediglich ein Raum von vielleicht zehn Quadratmetern. Neben- oder Warteräume gibt es offenbar nicht. Eine schick gekleidete Dame mittleren Alters öffnet die Tür und bittet mich, zehn Minuten zu warten, sie habe noch einen Kunden im Geschäft. Als ich zehn Minuten später auf den antiken Stühlen Platz nehme, sagt sie, es sei ein aufregender Tag – mit vielen, ganz unterschiedlichen Kunden.
Der Goldring kommt auf die Waage: wieder 9,12 Gramm. Die Dame reibt den Ring an einer Schieferplatte und bestreicht den Abrieb mit einer Säure. Damit prüft sie die Echtheit des Goldes, die Säure darf den Abstrich nicht auflösen. Mit dem Taschenrechner berechnet sie den Goldgehalt: 5,3 Gramm. Der Börsenkurs steht jetzt bei 29 Euro für ein Gramm 999er Feingold, also einen Reinheitsgrad von 24 Karat. Für meinen 585er Ring (14 Karat) bietet sie mir 138 Euro an. Auf den Börsenpreis berechnet sie somit einen Abschlag von drei Euro, also rund zehn Prozent wie schon in der Scheideanstalt.
Am nächsten Tag nehme ich drei weitere Anlaufstellen ins Visier. In der vergangenen Nacht ist der Goldpreis weiter gefallen, heute stehen die Zeichen immerhin auf Erholung. Als ich losziehe, schwankt der Preis pro Gramm um die 29,80 Euro, 928 Euro pro Feinunze.